Branche im Übernahmefieber

Intel: Alles auf eine Karte

09.06.15 09:22 Uhr

Intel: Alles auf eine Karte | finanzen.net

Auf der Suche nach neuen Märkten investiert der Chipprimus Intel seine Reserven in den Kauf des Entwicklers Altera - und geht damit hohes Risiko.

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von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag

Die Konsolidierung im Chipsektor nimmt weiter Fahrt auf. Zuerst die 37 Milliarden Dollar schwere Übernahme des US-Konzerns Broadcom durch Apple-Chip-Zulieferer Avago. Jetzt Intels deutlich aufgebesserte Offerte für den Chipentwickler Altera.

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16,7 Milliarden Dollar - umgerechnet 54 Dollar je Aktie - bietet der Branchenprimus für das Unternehmen und damit über die Hälfte mehr als beim ersten Versuch im April. Altera ist ein Spezialist für programmierbare Chips. Das Unternehmen setzte zuletzt weltweit mit 3.000 Mit­arbeitern 1,7 Milliarden Dollar um. Sogenannte Field Programmable Gate Arrays (FPGA) sind das Kernprodukt - leistungs­fähige, smarte Schaltungen, die sich an die Anforderungen verschiedener Branchen anpassen lassen. Das Spektrum reicht von Autochips über Prozessoren für Netzwerkrechner bis zu Bausteinen für Basisstationen von Mobilfunknetzen. Die Telekomausrüster Ericsson und Huawei sind Alteras größte Kunden. Mit Altera-Halbleitern lassen sich große Datenmengen, etwa bei Websuchmaschinen wie Google, viel schneller verarbeiten.

Mit dem Zukauf will Marktführer Intel die Einsatzmöglichkeiten für seine Chips in Netzwerkrechnern deutlich erweitern. Aktuell liefert dieser Bereich rund ein Drittel des Umsatzes von zuletzt 56 Milliarden Dollar. Zugleich ist dies das profitabelste Segment. "Wir wollen in möglichst viele angrenzende Märkte expandieren", trommelt Boss Brian Krzanich.

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Wachstum gesucht

Der ehemalige Chef der Chipfertigung muss für den Halb­leiterkonzern dringend zusätz­liche Wachstumsfelder erschließen. Intel dominiert zwar den weltweiten Markt für zentrale Steuerungschips in PCs und Servern für Rechenzentren. Doch damit steckt der Primus in der Klemme. Denn der Markt für PC-Chips stagniert - bestenfalls.

Hinzu kommt, dass Intel durch viele verlustreiche Versuche, mit seinen Chips in mobilen Geräten zu landen, belastet ist. Die Chips für Netzwerkrechner sieht Chef Krzanich deshalb als beste Option für Wachstum.

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Der Kauf von Altera soll der Befreiungsschlag werden. Damit setzt Krzanich alles auf eine Karte: Für den Deal legt Intel seine Barreserven von gut sechs Milliarden Dollar auf den Tisch und muss sich zudem erheblich verschulden - ein hohes Risiko. Auch gemessen am KGV für 2015 ist der Deal teuer. Mit der Offerte ist die Aktie mit einem KGV von rund 41 fast doppelt so hoch bewertet wie Papiere des Konkurrenten Xilinx mit etwa 21. Mit dem Deal setzt Intel zudem erstmals auf Baupläne einer anderen Chipfirma. Für Krzanichs Vorgänger war das ein Tabu. Das schränkte die Optionen für Intel bislang stark ein. Der Mut des Intel-Chefs könnte den Branchenprimus auf einen neuen Wachstumspfad führen.

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Bildquellen: Ken Wolter / Shutterstock.com, Lyao / Shutterstock.com

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