Börse Frankfurt-News: "Vorerst weiter steigende Märkte" (Wochenausblick)
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Was wirkt stärker: Konjunkturoptimismus oder Inflationsangst? Noch überwiegt unter Anlegern die Zuversicht. Doch vor allem bezüglich der USA wächst die Sorge, dass die Notenbanker noch in diesem Jahr anfangen, den Geldhahn zuzudrehen.
7. Juni 2021. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Glänzende Konjunkturaussichten auf der einen Seite, Sorgen vor einer strafferen Geldpolitik wegen steigender Preise auf der anderen - das prägt weiter das Geschehen an den Märkten. Der am Freitag veröffentlichte US-Arbeitsmarktbericht ließ die Märkte erst einmal aufatmen: Die Zahl der neuen Stellen lag niedriger als erwartet. "Insgesamt schreitet die Erholung des Arbeitsmarktes zwar voran, aber bis es so richtig brummt, könnten noch einige Monate ins Land gehen", meint etwa Christian Scherrmann, US-Volkswirt der DWS. "Dies sollte die Zentralbanker nicht dazu veranlassen, ihre stützende Haltung voreilig zu reduzieren."
So geht die Rekordjagd im gedrosselten Tempo weiter. Der DAX liegt am Montagmorgen bei 15.690 Punkten nahezu unverändert zum Schlussstand der Vorwoche. Am Freitag hatte der Index im Verlauf ein neues Allzeithoch von 15.707 Zählern markiert.
"Sehr schwankungsreiches zweites Halbjahr"
"Der steigende Ifo-Index und die starken deutschen Exporte Richtung China sprechen zunächst für weiter steigende Aktienmärkte in den kommenden Wochen", erklärt Andreas Hürkamp von der Commerzbank. Allerdings lasse die Kombination aus stetig zunehmenden Inflationsrisiken und einer hohen Bewertung von US-Aktien ein sehr volatiles zweites Halbjahr erwarten. So hätten expansive Geld- und Fiskalpolitik im Nach-Lockdown-Boom bereits viele Inputpreise kräftig steigen lassen. Sorgen über eine hartnäckig zu hohe Inflation und Ängste vor einer frühzeitigen Reduzierung der Anleihekäufe durch die Fed würden deshalb im dritten Quartal deutlich zunehmen. "Und das Kurs-Gewinn-Verhältnis für den S&P 500 für 2021 notiert bei 23, das Kurs-Buchwert-Verhältnis über 4."
"Verschnaufpause wäre normal"
In dieser Woche kommt der EZB-Rat zusammen, in der nächsten treffen sich die US-Notenbanker. "Notenbanksitzungen bergen im Vorfeld eine gewisse Unsicherheit, selbst wenn voraussichtlich keine Änderungen zu erwarten sind", bemerkt Christian Apelt von der Helaba. Eine Verschnaufpause bei risikobehafteten Assets - also Aktien - sei daher durchaus normal. "Aber was ist in der heutigen Zeit noch normal?", bemerkt der Analyst. Die Helaba sieht den DAX weiter bei nur 14.500 Punkten zur Jahresmitte und bei 14.000 Ende 2021.
"Weg frei Richtung 16.000 Punkte"
Laut DZ Bank hat der DAX charttechnisch durch den Anstieg am Freitag die Bollinger Bänder ausgedehnt, bestätigt worden sei der übergeordnete Aufwärtstrend außerdem durch das weiterhin intakte Kaufsignal der überkauften Slow Stochastik. "Infolgedessen dürften die Bullen in den kommenden Tagen erneut das am Freitag bei 15.708 Punkten markierte Allzeithoch ins Visier nehmen", erklärt die Bank. Sobald diese Hürde überwunden sei, sei der Weg in Richtung der psychologischen Barriere bei 16.000 Punkten frei. Falle der DAX allerdings nachhaltig unter die Marke von 15.418 Punkten, sei das Long-Szenario hinfällig.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten
Dienstag, 8. Juni
8.00 Uhr. Deutschland: Industrieproduktion April. Aufgrund von Lieferkettenproblemen und zunehmendem Materialmangel in der Bauwirtschaft rechnet die Commerzbank damit, dass die Produktion im produzierenden Gewerbe trotz des Auftragsbooms im April nur um 0,5 Prozent zugelegt hat.
11.00 Uhr. Deutschland: ZEW-Indikator Juni. Laut Helaba dürften die ZEW-Konjunkturerwartungen optimistisch bleiben, die Lageeinschätzung werde sich verbessern.
Donnerstag, 10. Juni
13.45 Uhr. Eurozone: EZB-Zinsentscheid. Es werden keine Änderungen erwartet. "Die EZB wird adjustierte wirtschaftliche Prognosen veröffentlichen, aber wohl kaum die derzeitige geldpolitische Ausrichtung infrage stellen", meint etwa Carsten Mumm von Donner & Reuschel.
14.30 Uhr. USA: Verbraucherpreise Mai. Laut DekaBank sind die US-Verbraucherpreise schon im April überraschend gestiegen, da die Nachfrage wegen der Lockerungen stark zunahm und die Produktion hinterherhinkte. Den Analysten zufolge ist zu befürchten, dass sich das im Mai fortgesetzt hat. Die Jahresteuerungsrate werde auf 4,6 Prozent und damit den höchsten Stand seit Herbst 2008 ansteigen.
von: Anna-Maria Borse
7. Juni 2021, © Deutsche Börse AG
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