Börse Frankfurt-News: "Nur moderater Rückenwind von Gewinnsaison" (Wochenausblick)
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Die Geldpolitik gibt weiter den Takt vor, nun berichten aber auch immer mehr Unternehmen über das vierte Quartal. Allzu große Hoffnungen seien fehl am Platz, heißt es.
15. Januar 2024. Die Frage, wann die Zinsen wieder gesenkt werden, beherrscht die Märkte weiter. Die am Freitag veröffentlichten US-Erzeugerpreise vom Dezember waren weniger als erwartet gestiegen, was einen nachlassenden Inflationsdruck signalisiert - und die Möglichkeit bald fallender Zinsen. Die einen Tag zuvor veröffentlichte US-Verbraucherpreisinflation vom Dezember hatte hingegen genau das Gegenteil angezeigt: Sie war stärker als erwartet gestiegen.
Unter dem Strich treten die Märkte seit Jahresanfang auf der Stelle: Der DAX steht am Montagmorgen bei 16.667 Punkten nach 16.705 Zählern zum Handelsschluss am Freitag und 16.750 Punkten zum Jahresausklang. In den USA hatte der Dow Jones am Freitag zwar ein neues Allzeithoch markiert, verlor dann aber. S&P 500 und Nasdaq 100 legten am Freitag zu, notieren aber noch unter den Rekordständen.
Der Sieg der regierenden Demokratischen Fortschrittspartei in Taiwan blieb ohne größere Reaktionen an den Märkten. Die Helaba verweist auch auf steigende geopolitische Risiken im Zusammenhang mit Jemen, nachdem die US-geführte Allianz Stellungen der Huthi im Jemen beschossen hat. "Noch aber ist der Einfluss dessen auf die?-lnotierungen als begrenzt zu bezeichnen."
"Ausblicke werden vorsichtig ausfallen"
Unterdessen nimmt die am Freitag in den USA gestartete Berichtssaison Fahrt auf. Diese Woche legen Banken wie Morgan Stanley und Goldman Sachs ihre Bücher offen. "Vor dem Hintergrund der zuletzt robusten US-Konjunktur halten wir es für wahrscheinlich, dass die S&P 500-Unternehmen die Gewinnprognosen von 3 Prozent übertreffen werden", meint Thorsten Weinelt von der @Commerzbank. Allerdings hätten die Aktienmärkte bereits vorab deutlich zugelegt. Zudem sei ein Großteil der Investoren mittlerweile in Aktien übergewichtet. Nicht zuletzt dürften viele Unternehmen zwar solide Zahlen für das vierte Quartal präsentieren, der Ausblick auf 2024 werde aber wohl oft vorsichtig ausfallen. "Per Saldo sollten die Aktienmärkte daher nur moderaten Rückenwind von einer soliden Gewinnsaison bekommen."
Steigende Gewinne, moderate Kurszuwächse
Auch die DekaBank blickt auf die Berichtssaison: "Die deutschen Unternehmensgewinne dürften trotz schwieriger äußerer Rahmenbedingungen gegenüber dem Vorjahresquartal angestiegen sein", erklärt Chefvolkswirt Ulrich Kater. Gesamtwirtschaftlich betrachtet sei zwar mit keinen baldigen Wachstumsimpulsen zu rechnen, es geben aber erste Anzeichen dafür, dass das Stimmungstief der deutschen Unternehmen durchschritten sei. "Damit ist eine solide Basis für Gewinnzuwächse im laufenden Jahr gelegt, was eine hohe Dividendenkontinuität ermöglicht und mit einer perspektivisch wieder lockerer werdenden Geldpolitik auch für moderate Kurszuwächse spricht." Die Bank sieht den DAX in sechs Monaten bei 17.000 Punkten und in zwölf bei 18.000 Zählern.
Charttechnik: leichte Verbesserung, Risiken bleiben
Laut Christian Henke von IG lässt die Aufwärtsdynamik an den internationalen Aktienmärkten im Augenblick zu wünschen übrig. Auch der DAX komme nicht voran, die Seitwärtsphase dauere an. "Diese besteht beim DAX aus dem Allzeithoch bei 17.003 und dem ehemaligen Rekordstand bei 16.532 Punkten", erläutert der Charttechniker. Das Momentum falle und notiere unter der Nulllinie. "Somit liegt ein kurzfristiger Abwärtstrend vor."
Die Helaba sieht eine leichte Verbesserung im technischen Bild, die Risiken blieben aber bestehen. "Der MACD steht weiterhin auf Verkauf, und der ADX gibt nach, während der DMI sein Kaufsignal halten kann", stellt Ulrich Wortberg fest. Haltemarken zeigten sich bei 16.541 Punkten und folgend bei 16.448 Zählern, ein erster Widerstand bei 16.839 Punkten, dem Hoch der letzten Woche.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine der Woche
Montag, 15. Januar
USA: Martin Luther King-Tag. Die Börsen bleiben geschlossen.
10.00 Uhr. Deutschland: BIP 2023.
Mittwoch, 17. Januar
3.00 Uhr. China: BIP 2023. Trotz anhaltender Immobilienkrise und Konsumzurückhaltung der privaten Haushalte dürfte das chinesische BIP im vierten Quartal erneut nahe am 5-Prozent-Wachstumsziel gelegen haben, meint die DekaBank. Wichtigste Stütze sei das verarbeitende Gewerbe, das wiederum vor allem von der Nachfrage nach "grünen Technologien" wie E-Autos, Batterien und Solaranlagen profitiere.
14.30 Uhr. USA: Einzelhandelsumsatz Dezember. Die US-Einzelhandelsumsätze dürften der Commerzbank zufolge moderat gestiegen sein, gestützt durch solide Autoabsatzzahlen.
Freitag, 19. Januar
16.00 Uhr. USA: Verbrauchervertrauen Uni Michigan Januar. Das Stimmungsbarometer könnte leicht von 69,7 auf 69 Punkte gesunken sein, meint die Deutsche Bank. Die Märkte würden wohl vor allem auf die im Dezember gefallenen Inflationserwartungen der Verbraucher achten.
Von: Anna-Maria Borse, 15. Januar 2024, © Deutsche Börse AG
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