Börse Frankfurt-News: "Luft bald rein für neue Zukäufe" (Wochenausblick)
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Zum Wochenauftakt zeigt sich der DAX robust, trotz der Sorgen um eine Eskalation in Nahost. Doch stabil ist die Lage an den Märkten nicht. Mittelfristig zeigen sich aber viele zuversichtlich.
15. April 2024. Der April bringt weiter gemischte Nachrichten, nach zwei Wochen Kurskorrektur bleibt das Allzeithoch weit entfernt. Aktuell beunruhigt auch noch der Angriff Irans auf Israel. "Zum Wochenstart scheinen die Marktteilnehmer davon auszugehen, dass nun - hoffentlich! - zunächst einmal keine weitere, unmittelbare Eskalation zu befürchten sein sollte", kommentiert die Deutsche Bank. In Sachen Leitzins hat die EZB vergangenen Donnerstag zwar die Tür für eine Zinssenkung weit geöffnet. In den USA sieht es aber nach den jüngsten Inflationsdaten noch nicht nach einem baldigen Zinsschritt aus. Und für die am Freitag begonnene Quartalsberichterstattung herrscht eigentlich Zuversicht, doch bislang enttäuschten Banken mit ihren Zahlen und Ausblicken.
Der DAX steht am Montagmorgen bei 17.969 Punkten nach 17.930 Zählern am Freitag zu Handelsschluss. Der Dow Jones fiel am Freitag auf den tiefsten Stand seit Ende Januar, auch S&P 500 und Nasdaq verloren.
Bewertungen stark gestiegen
Andreas Hürkamp von der Commerzbank verweist auf die deutlich gestiegenen Bewertungen, die mittlerweile im Bereich ihrer Zehnjahresdurchschnitte lägen. "So ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis für den DAX seit Herbst 2023 von 10 auf 13 gestiegen, das Kurs-Buchwert-Verhältnis von 1,3 auf 1,6", erklärt der Analyst. Zudem sei die DAX-Dividendenrendite von 3,8 auf 3 Prozent gefallen. Neben dem jüngsten Anstieg der Anleiherenditen sei das ein Bremsklotz, weshalb die DAX-Rally an Fahrt verloren habe. Zudem signalisiere das Anlegersentiment nach der starken Performance im ersten Quartal eine Verschnaufpause. Die könne durchaus mehrere Wochen anhalten.
"Zutaten für im Trend steigende Aktienmärkte ansprechend"
"Aktienanleger nehmen mitunter Neubewertungen der überoptimistischen US-Zinssenkungserwartungen vor", kommentiert Robert Halver von der Baader Bank. Je nach schwankender Nachrichtenlage sei daher mit Kursschwankungen zu rechnen. Der zwischenzeitlich starke Anstieg der Netto-Long-Positionen am US-Aktienmarkt benötige ohnehin eine Abkühlung. "In der Vergangenheit zeigte sich aber, dass der Prozess von Gewinnmitnahmen zügig abläuft", betont Halver. Danach sei die Luft wieder rein für neue Zukäufe. "Denn die Zutaten für im Trend steigende Aktienmärkte - unter anderem Zinssenkungen der EZB und später der Fed, weltkonjunkturelle Erholung, immer noch günstig bewertete zyklische Aktien - bleiben ansprechend."
"US-Konjunktur und Zinssenkungen stützen"
Diese Woche nimmt die US-Berichtssaison an Fahrt auf, unter anderem Goldman Sachs, Morgan Stanley und Bank of America legen ihre Bücher offen, in Europa ASML und Sartorius. Laut Sören Wiedau von der Weber Bank liegen die Konsensschätzungen für das Gewinnwachstum der S&P-500-Unternehmen bei 4 Prozent, für die Umsätze bei über 3 Prozent. "Für Europa wird dagegen mit einem Gewinnrückgang um 14 Prozent gerechnet, vor allem wegen der Energie- und Grundstoffunternehmen", erklärt der Portfoliomanager. Mittelfristig bleibt die Bank für die Aktienmärkte optimistisch. Die robuste US-Konjunktur, der starke US-Arbeitsmarkt sowie Zinssenkungen der Notenbanken würden sich positiv auf Gewinne und Aktienmärkte auswirken. Zusätzlich werde der verstärkte KI-Einsatz zu Effizienz- und Produktivitätssteigerungen in vielen Branchen führen und sich positiv auswirken. "Kurzfristig kann es nach dem sehr starken Anstieg der Aktienmärkte aber zu zwischenzeitlichen Korrekturen kommen."
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine der Woche
Montag, 15. April
14.30 Uhr. USA: Einzelhandelsumsätze März. Die US-Einzelhandelsumsätze dürften im März leicht gestiegen sein, meint die Commerzbank.
Dienstag, 16. April
4.00 Uhr. China BIP 1. Quartal, Industrieproduktion/Einzelhandelsumsätze März. Gestützt von einer starken Entwicklung der Industrieproduktion dürfte sich das BIP-Wachstum im ersten Quartal gegenüber dem Vorquartal beschleunigt haben, erklärt die DekaBank. Ein Basiseffekt führe aber wohl zu einem Sinken der Jahresveränderungsrate auf 4,7 Prozent nach zuvor 5,2 Prozent. Problematisch bleibe neben der anhaltenden Immobilienkrise vor allem die Schwäche des privaten Verbrauchs.
11.00 Uhr. Deutschland: ZEW-Konjunkturerwartungen März. Die Stimmung der befragten Finanzmarktanalysten sollte im April sich weiter verbessern, meint die DekaBank.
Von Anna-Maria Borse, 15. April 2024, © Deutsche Börse AG
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