Börse Frankfurt-News: Konsolidierung oder Startschuss zur Jahresen (Ausblick)
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Robusten Unternehmensdaten stehen vage Ausblicke in der derzeitigen Berichtssaison gegenüber. Viele Risiken von Inflation bis Lieferengpässen sprechen für eine Konsolidierung auf hohem Niveau. Positive Konjunkturdaten könnten aber einen Jahresendspurt auslösen.
1. November 2021. Frankfurt (Börse Frankfurt). In der kommenden Handelswoche hat vor allem die Konjunktur Konjunktur. Die ersten großen Notenbanken ändern ihren Kurs. Darin sind sich Beobachter*innen einig. So wird damit gerechnet, dass die Bank of England die Zinsen am Donnerstag um 15 Basispunkte erhöht und die FED eine Reduktion der Anleihekäufe ankündigen:
"Das ist im Markt so erwartet, doch sind der Pfad und die Tonalität die großen Unbekannten", verweist Chris-Oliver Schickentanz, Chefanlagestratege der Commerzbank, auf das Wesentliche. "Angesichts zuletzt schwächerer Daten könnte der Fahrplan langsamer als vom Markt erwartet erfolgen. Dies gilt für Äußerungen zum ersten Zinsschritt, den die Märkte angesichts der erhöhten Inflationsrate schon im nächsten Jahr sehen wollten, wahrscheinlicher aus unserer Sicht jedoch erst 2023."
Besorgte Zentralbanken ändern Kurs: BoE und FED im Fokus
"Die durch höhere Rohstoffpreise, Lieferengpässe und rasch steigende Löhne ausgelöste Inflationsbeschleunigung macht den Zentralbanken Sorgen. Der Preisauftrieb ist stärker und länger ausgefallen als die Geldpolitiker ursprünglich erwartet hatten", kommentiert Greg Meier, Senior Economist Director bei Allianz Global Investors, das Geschehen.
Vor dem Wochenende wird am Freitag der US-Arbeitsmarktbericht für Oktober im Fokus stehen. Er "dürfte einen höheren Beschäftigungsaufbau als noch im September aufweisen", kommentiert das Makro-Team der DekaBank um Chefvolkswirt Ulrich Kater.
Auftakt zur Jahresendrally oder Konsolidierung auf hohem Niveau?
"Es hätte schlimmer kommen können", fasst Claudia Windt von der Helaba die Vorwoche zusammen: "Die Aktienmärkte haben die Risiken, die sich aus nachlassendem Wachstum und hoher Inflation ergeben, recht gut weg gesteckt." Nun stehe ein robuster US-Arbeitsmarkt zur Veröffentlichung an. Er könnte "zusammen mit positiven Einkaufsmanagerumfragen aus den USA und Europa dann den Startschuss für eine Jahresendrally geben". Dennoch riet die Analystin zur Vorsicht. Neben den Inflationsrisiken sollte auch das Pandemiegeschehen im Blick der Anleger*nnen bleiben: "Im beginnenden Winter könnte es an den Börsen nochmal ungemütlich werden."
160 Quartalsbilanzen - vage Ausblicke bis dato
Mehr als 160 Unternehmen aus dem S&P 500 ziehen in der kommenden Woche Quartalsbilanz. Bislang sind vielfach Gewinnsteigerungen erreicht. "Allerdings bleibt der Ausblick vielfach weiter vage, was bei Index-Rekordniveaus wie in den USA eher Konsolidierung bedeuten könnte", schaut Schickentanz nach vorn.
Auch Robert Halver von der Baader Bank ist skeptisch: "Der Fear & Greed Index von CNN Money ist binnen Monatsfrist von "Angst" auf "Gier" umgeschwenkt und spricht damit für vorübergehendes Konsolidierungspotenzial an den US-Börsen. Auch der wirtschaftspolitische Unsicherheitsindex für Europa zeigt sich wieder aufwärts gerichtet. Anleger müssen sich daher wieder auf mehr Kursschwankungen nach den zuletzt ruhigen Wochen einstellen."
Rückblick: S&P 500 und Nasdaq 100 mit Rekorden - Microsoft am wertvollsten
Was bisher geschah: In der vergangenen Handelswoche hatten Dow Jones und S&P 500 mehrfach neue Rekordstände erreicht. Zuletzt setzte der Nasdaq 100 zur Aufholjagd an und schloss auf Rekordhoch Auch der S&P beendete die Woche auf dem höchsten Stand. Auf Wochensicht erreichten die Indizes ein Plus von 3,2 bzw. 1,3 Prozent, obwohl die Quartalszahlen von Apple und Amazon am Donnerstag enttäuscht hatten. Die Kursverluste von Apple im Nachgang verbannten das Unternehmen vom Spitzenplatz der am höchsten bewerteten Unternehmen weltweit, den Microsoft nach starken Quartalszahlen und einem neuen Aktien-Rekordhoch übernahm
Den Oktober schlossen die wichtigsten Indizes mit Gewinnen ab: Der DAX legte um 2,8 Prozent zu, der Euro Stoxx 50 um 5,2 Prozent. In den USA ging der S&P 500 mit 6,9 Prozent Plus aus dem Oktoberhandel, der Dow Jones mit 5,8 Prozent und der NASDAQ 100 mit 7,9 Prozent.
Wegen der späteren Zeitumstellung öffenen die US-Börsen in dieser Woche eine Stunde früher als gewohnt.
Wichtige Konjunkturdaten und Wirtschaftstermine der Woche
Montag, 1. November
2:45. China Caixin PMI Verarbeitendes Gewerbe 10/21. Ein Anstieg von 50 auf 50,1 Punkte wird im Konsens erwartet.
15:00. USA: ISM Verarbeitendes Gewerbe 10/21. Nach einem Wert von 61,1 erwarten die Marktteilnehmer im Konsens nur noch 60,3 Punkte.
Mittwoch, 3. November
Japan: Die Börse in Japan bleibt wegen eines Feiertages geschlossen.
2:45. China: Caixin PMI nichtverarb. Gewerbe 10/21. Nach 53,4 sollte ein starker Anstieg auf 53,9 Punkte gemeldet werden.
10:00. Eurozone: Arbeitslosenquote 09/21. Die Quorte dürfte von 7,5 auf 7,4 Prozent sinken.
13:15. USA: ADP-Beschäftigung 10/21. Von 568.000 auf 350.000 lautet die Schätzung.
15:00. USA: ISM Index Dienste 10/21. 61,9 waren im September erreicht worden. Für Oktober geht der Konsens von einem Rückgang auf 61,7 Punkte aus.
15:00. USA: Auftragseingang Industrie 09/21.
15:00. USA: Auftragseingang langlebige Güter 09/21 (endgültig).
19:00. USA: FOMC Zinsentscheid. Das Tapering dürfte zurückgefahren werden. Die Zinsen bleiben unverändert.
19:30. USA: PK FED-Chef Jerome Powell.
Donnerstag, 4. November
8:00. Deutschland: Auftragseingang Industrie 09/21. Nach einem Rückgang von 7,7 Prozent zum Vormonat sollen im Oktober 0,4 Prozent mehr Aufträge eingegangen sein.
11:00. Eurozone: Erzeugerpreise 09/21. Nach einem Anstieg von 1,1 Prozent im Vormonat und 13,4 Prozent auf Jahressicht erwarten die Experten ein weiteres Plus für Oktober.
13:00. Großbritannien: BoE, Zinsentscheid. Eine Zinserhöhung von 15 Basispunkten gilt als wahrscheinlich.
13:30. USA: Erstanträge Arbeitslosenhilfe (Woche). Nach 281.000 Anträgen in der Vorwoche sollten in der vergangenen Woche weniger Menschen erstmalig Arbeitslosenhilfe beantragt haben.
13:30. USA: Handelsbilanz 09/21. Ein Minus von zuletzt 73,3 Milliarden US-Dollar dürfte auf -74,6 Milliarden gestiegen sein.
Freitag, 5. November
8:00. Deutschland: Industrieproduktion 09/21. Zuletzt minus 4 Prozent sollte jetzt noch ein Rückgang von 0,8 Prozent zu verzeichnen sein.
11:00. Eurozone: Einzelhandelsumsatz 09/21. Einem Plus von 0,3 Prozent im September sollte ein weiterer Anstieg folgen.
13:30. USA: Arbeitsmarktbericht 10/21. Nach einem durchwachsenen Vormonat mit einem Beschäftigten-Zuwachs von 194.000 sollte der Oktober einen Zuwachs von 425.000 gebracht haben. Damit sänke die Arbeitslosenquote von 4,8 auf 4,7 Prozent.
Sonstige Termine
31.10-12.11. Weltklimakonferenz der Vereinten Nationen in Glasgow, Glasgow.
Anstehende Börsengänge
Name Klasse Art Zeichnungsfrist Erster Handelstag Zeichnung über Frankfurt
Veganz Aktie IPO bis 3.11. 10.11. Ja
Performance One AG Aktie IPO bis 4.11. 12.11. Ja
von: Antje Erhard, 01. November 2021, © Deutsche Börse AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)