Börse Frankfurt-News: Brisante bullishe Mischung (Marktstimmung)
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Gegenverkehr: Während der DAX in der vergangenen Woche weitere Verluste hingelegt hat, ist der Optimismus der von uns befragten Investoren erneut gestiegen.
4. Oktober 2023. Gründe, warum der DAX seit unserer vergangenen Sentiment-Erhebung erneut deutlich an Wert verloren hat, dürfte es viele geben. Nicht nur die stark gestiegenen Renditen der Staatsanleihen in den USA und auch hierzulande haben auf die Wertentwicklung an den Aktienmärkten Druck ausgeübt. Auch die in letzter Minute am vergangenen Wochenende lediglich für einige Wochen abgewendete Haushaltssperre in den USA, der sogenannte "Shutdown", mag zu dieser Entwicklung beigetragen haben. Genauso wie die ungewisse politische Lage, nachdem erstmals in der Geschichte der USA der Sprecher des Repräsentantenhauses abgewählt und seines Amtes enthoben wurde. Am Ende hat der DAX seit seinem Allzeithoch von Ende Juli bis zum heutigen Erhebungszeitpunkt vorübergehend knapp 9,6 Prozent seines Wertes verloren - alleine im Wochenvergleich gab das Börsenbarometer um 1,8 Prozent nach.
Entgegen der miesen DAX-Entwicklung der vergangenen Wochen hat sich die Stimmung der von uns befragten institutionellen Investoren zum vierten Mal hintereinander verbessert. Tatsächlich ist unser Börse Frankfurt Sentiment-Index um weitere 22 Punkte auf einen neuen Stand von +29 gestiegen und steht damit so hoch wie zuletzt im Januar 2022. Im Gegensatz zur Vorwoche, als sich der Anstieg im Bullenlager vornehmlich aus ehemals neutral eingestellten Investoren rekrutierte, sind es dieses Mal überwiegend vormals bearish eingestellte Akteure, die nicht nur ihre Gewinne realisiert, sondern fast vollumfänglich ihre Positionen per Saldo um 180° von bearish auf bullish gedreht haben.
Keine Notbremse gezogen
Der Anstieg bei den Bullen um 12 Prozentpunkte speist sich zu einem kleinen Teil noch einmal von vormals neutral gestimmten Teilnehmern, wodurch diese Gruppierung mit nur noch 13 Prozent aller Befragten den niedrigsten Stand seit dem 29. April 2020 aufweist. Mit anderen Worten: Die Polarisierung zwischen Bullen und Bären hat sich fortgesetzt, wobei die Optimisten doppelt so viele Stimmen wie die Pessimisten auf sich vereinigen konnten. Gut möglich, dass in diesem Zusammenhang bereits bestehende bullishe Engagements noch einmal in die Schwäche erhöht wurden.
Aber auch bei den Privatanlegern hat der Optimismus gegenüber der Vorwoche um weitere 8 Punkte angezogen, so dass der Börse Frankfurt Sentiment-Index in diesem Panel bei +19 liegt. Gleichzeitig hat sich das Bullenlager zum fünften Mal hintereinander vergrößert. Ähnlich wie bei den institutionellen Pendants, wenngleich in deutlich geringerem Umfang, stellen wir unter dem Strich eine Wanderung von 4 Prozent aller Befragten von den Bären direkt zu den Bullen fest. Kurzum: Auch in diesem Panel hat es kaum bullishe Teilnehmer gegeben, die angesichts des DAX-Kursrückgangs ihre Verluste realisiert und quasi die Notbremse gezogen haben.
Gefangen in großer Höhe
Mit der heutigen Befragung sind nun die institutionellen Investoren in Sachen Optimismus an den Privatanlegern sogar deutlich vorbeigezogen. Wie stark dieser Optimismus ist, zeigt sich vor allem in der relativen Betrachtung auf drei und sechs Monate, der zu Folge er den höchsten Stand seit dem 10. November 2021 aufweist. Damit ist der Börse Frankfurt Sentiment-Index in Bereiche vorgedrungen, die man durchaus als schwere Hypothek interpretieren kann. Zumal der DAX trotz der jüngsten Käufe der heimischen Investoren wie bereits in der Vorwoche nicht gestiegen ist, was als Indiz für langfristige Kapitalabflüsse gewertet werden kann. Auch bestehen durchaus Zweifel, ob vor allem die jüngsten Optimisten dem DAX mittelfristig tatsächlich die Treue halten werden. Denn wir vermuten deren Abgaben (Gewinnmitnahmen) im Bereich von 15.450/500 Zählern. Die eigentliche Gefahr besteht jedoch an der Unterseite, falls sich die erwarteten DAX-Erholungen nicht zügig einstellen und die neuen Optimisten ungeduldig werden. Darüber hinaus würden bei weiteren Kursrückgängen die bullishen Positionen der von uns befragten Investoren weiter unter Druck geraten, wobei dann eben doch irgendwann der Notausstieg (unter 14.850?) gewählt werden müsste.
4. Oktober 2023, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)