Der Anlegerbrief Holger Steffen

DAX: Große Divergenzen

08.12.15 10:15 Uhr

DAX: Große Divergenzen | finanzen.net

Die Widerstandszone zwischen 11.000 und 11.500 Punkten hat den Erholungskurs beim DAX gestoppt. Ob die Korrektur eine Kaufchance ist, wird die Konjunktur entscheiden.

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DAX: Gewinnwachstum ist wichtigster Kurstreiber

Grundsätzlich sind die Rahmenbedingungen weiterhin gut für Aktien: Liquidität steht dank einer offensiven Zentralbankpolitik reichlich zur Verfügung, und Anleihen als wichtigste Alternative sind sehr teuer. Wir haben an dieser Stelle aber mehrfach darauf hingewiesen, dass wir die Konjunkturentwicklung als wichtigsten Treiber der weiteren Aktienperformance sehen. Solange das Wirtschaftswachstum halbwegs stabil bleibt und eine Chance für zumindest moderat steigende Unternehmensgewinne lässt, steht steigenden Kursen kaum etwas im Weg. Wie robust die Konjunktur ist, ist derzeit allerdings schwer zu beantworten.

Industrie sendet Alarmsignale

Das Kernproblem ist, dass wichtige Trends derzeit in unterschiedliche Richtungen weisen. Als Gradmesser für die weitere Konjunkturentwicklung wird gern der Einkaufsmanagerindex für die Industrie genommen, der wirtschaftliche Abschwächungsphasen recht frühzeitig ankündigt. Das Stimmungsbarometer für die USA ist zuletzt auf 48,6 Punkte gefallen, der niedrigste Stand seit 2012. In China hat sich der offizielle Einkaufsmanagerindex zwar stabilisiert, verharrt aber mit 49,6 Punkten auf niedrigem Niveau. Flankiert wird dieses alarmierende Signal durch einen drastischen Preisrückgang bei Industriemetallen wie Kupfer, Eisenerz und Aluminium, der den Befund eines Industrieabschwungs unterstreicht.

Europa und Dienstleistungen als Rettung?

Allerdings kann sich Europa von diesem Phänomen abkoppeln, der Einkaufsmanagerindex für die Eurozone hat sich gegen den Trend um 0,5 auf 52,8 Punkte erhöht. Der stark gefallene Eurokurs wirkt hier als Wachstumsbeschleuniger. Mit der Rolle als Zugpferd dürfte Europa aber vermutlich überfordert sein. Eher zuzutrauen ist das dem Dienstleistungssektor, der derzeit das Wachstum in den USA und in China trägt. Die Einkaufsmanagerindizes liegen mit 55,9 resp. 51,2 Punkten im Expansionsbereich, in China aber nur noch knapp.

Fazit zum DAX: Volatil seitwärts

Der massive Verfall der Rohstoffpreise und schwache Industriedaten aus den USA und China sind durchaus beunruhigend, eine robuste Entwicklung im Dienstleistungssektor mildert allerdings die Konjunktursorgen ab. Wir werten das vorerst als Patt, der DAX könnte zunächst auf hohem Niveau seitwärts tendieren. Wir erhöhen unser Kursziel moderat auf 11.500 Punkte und bleiben am Ball.
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