Allianz Global Investors

Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt

05.04.13 13:26 Uhr

Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt | finanzen.net

Die Kursreaktionen auf die jüngsten (politischen) Ereignisse in Europa hätten noch vor einem Jahr vermutlich ganz anders ausgesehen.

Werte in diesem Artikel
Indizes

19.146,2 PKT 141,4 PKT 0,74%

Während nach der drohenden Zypern-Pleite Mitte März die Märkte auf Tauchstation gegangen wären, hätte die Rettungsaktion des Landes wohl ein Kursfeuerwerk ausgelöst. Aber aktuell, in den letzten Tagen, waren die Marktreaktionen völlig anders: So wie im vergangenen Monat nicht jeder gescheiterte Rettungsversuch die Kurse abstürzen ließ, so blieb anschließend der große Freudentaumel aus.

Vermutlich ist es die große Unsicherheit, die nach der Rettungsaktion Zyperns bleibt und die Märkte lähmt. Immerhin wurden in der Eurozone einige Tabus gebrochen. So werden Sparer mit ihren Einlagen (über 100.000 Euro) in die Restrukturierungsmaßnahmen einbezogen und erstmals wurden Kapitalverkehrskontrollen im Eurosystem eingeführt. Auch die Abwicklung der zypriotischen Laiki-Bank zeigt, dass Banken und ihre Schuldtitel keinen grundsätzlichen politischen Schutz mehr genießen. Zwar wurde betont, dass es sich hierbei um einmalige außerordentliche Aktionen handelt. Doch die Aussagen von Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem, die Maßnahmen wären als potenzielles Vorbild für künftige Restrukturierungen geeignet – was er später revidierte –, lassen daran zumindest leichte Zweifel bestehen.

Gut dran sind in diesem Szenario diejenigen Anleger, die auf reale Werte bzw. auf Cashflows von Unternehmen setzen. Der Kontrapunkt, den die Konzerne zu den verschuldeten Staaten setzen, könnte größer nicht sein: Gemessen am Verhältnis von Nettoverschuldung zum Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) liegt der Verschuldungsgrad globaler Unternehmen bei 1,5 –und damit 13 % unterhalb des 20-jährigen Durchschnitts. Zum Vergleich: 2010 lag das Verhältnis noch bei 2,3. Die US-Unternehmen allein sitzen auf 1,7 Billionen US-Dollar an liquiden Mitteln. Die deutschen DAX-Konzerne verdienten 2012 insgesamt fast 66 Milliarden Euro – dreimal so viel wie vor 13 Jahren. Und die fundamentalen Faktoren, vor allem in den USA und in den Wachstumsländern, signalisieren weiterhin ein gutes Umfeld für global aufgestellte Konzerne. Das spiegelte sich nicht zuletzt in der abgelaufenen Berichtssaison wider.

Auch wenn die systemischen Risiken in Europa gestiegen sind, lässt das fundamentale Umfeld eine positive Grundstimmung erwarten, die auf eine unverändert üppige, nach Rendite suchende Liquidität trifft. Allerdings könnte es auch im nächsten Monat heißen: „Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt.“

Autor: Dennis Nacken, Vice President, Global Capital Markets & Thematic Research

Entscheidende Einblicke für vorausschauende Anlagestrategien! Wir sind überzeugt: Nur wer heute schon versteht, wie sich unser Leben in Zukunft entwickelt, kann vorausschauend investieren. Allianz Global Investors ist mit fachübergreifenden Kompetenzteams und Spezialisten global vertreten. Ausführliche Informationen erhalten Sie unter www.allianzglobalinvestors.de.

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

Mehr zum Thema DAX 40