Aktienstrategie-Kolumne Wolfgang Braun

Ungesunde Entwicklung

06.09.12 09:38 Uhr

Ungesunde Entwicklung | finanzen.net

Mit dem September ist der mit Abstand schwierigste Börsenmonat angebrochen.

Werte in diesem Artikel
Indizes

21.901,8 PKT 608,3 PKT 2,86%

Seit 1959 (soweit hat die Deutsche Börse den DAX zurück berechnet) büßten die deutschen Blue Chips im September im Schnitt 2,1 Prozent ein. Das ist eine Menge wie der Blick auf die positive Seite zeigt: Der April bescherte den Anlegern als knapp stärkster Börsenmonat ein durchschnittliches Plus von gerade einmal 1,5 Prozent. Allerdings darf die Statistik auch nicht überinterpretiert werden. Der September hat zwar in 32 Jahren Verluste gebracht, in 20 Jahren legte der DAX aber zu. Garantierte Verluste gibt es also in diesem „Schreckensmonat“ nicht.

Wer­bung

Hat die Statistik recht?

Doch dieses Jahr gibt es einige Gründe, dass die Statistik richtig liegen könnte. So hat der DAX seit Anfang Juni eine passable Sommerrallye hingelegt, die dem Index ein Plus von über 1.000 Zählern oder rund 20 Prozent gebracht hat. Aus technischer Sicht ist der Markt überhitzt, eine Korrektur wäre gesund. Dazu gibt es im Bereich von 7.000 Zählern Widerstände für den DAX, die auf Anhieb schwer zu überwinden sein dürften, zumal auch die US-Indizes in schwieriges Gelände vorgestoßen sind. Aber nicht nur die Charttechnik gibt zu denken.

Während die Kurse munter kletterten, haben sich die fundamentalen Daten erheblich eingetrübt. Deutschland, bislang tragende Säule in Europa, kann sich der Schuldenkrise nicht länger entziehen. Die Frühindikatoren brechen ein, im zweiten Halbjahr droht ein Nullwachstum oder gar eine Rezession. Trotz der Erholungstendenzen im Immobiliensektor kommt auch in den USA der Arbeitsmarkt nicht in Schwung. Dazu bricht das Verbrauchervertrauen ein, der ISM-Index deutet eine rückläufige Produktion an. Und zum Ende des Jahres laufen nach aktuellem Stand milliardenschwere Steuererleichterungen aus. Selbst in China trüben sich die Wachstumsperspektiven zunehmend ein. Ohne das bisherige Zugpferd werden die Aussichten für die Weltwirtschaft noch bescheidener.

Hoffnung auf Notenbanken

Parallel zu den sich eintrübenden Wirtschaftsdaten sind die Hoffnungen auf die Notenbanken zuletzt immer weiter gestiegen. Steigende Aktienkurse bei sich eintrübenden Wirtschaftsperspektiven passen aber nicht zusammen und sind eine ungesunde Entwicklung, die kaum nachhaltig sein dürfte. Neuerliche Geldspritzen dürften zwar einen Absturz verhindern, zuviel Optimismus ist aktuell aber nicht angebracht.

Wer­bung

Stürmisch wird der Herbst wohl nicht, einige Böen könnten aber über die Börsen wirbeln.

Wolfgang Braun ist Chefredakteur der „Aktien-Strategie“ (früher Global Performance). Der seit 1999 erscheinende Börsenbrief hat sich auf deutsche Wachstums-Aktien spezialisiert. Dank einer ausgefeilten und bewährten Anlagestrategie schlägt das Musterdepot die Vergleichsindizes deutlich. So schaffte das Depot seit seiner Auflegung im März 1999 eine durchschnittliche jährliche Performance von rund 15 Prozent - obwohl in diesen Zeitraum der dramatische Niedergang des Neuen Marktes sowie die Finanzkrise 2008 fällt. Weitere Informationen unter www.aktien-strategie.de

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.