Tiefenrausch?

In wenigen Wochen beginnt die Berichtssaison für das dritte Quartal.
Viele Anleger dürften gespannt sein, ob die Unternehmensgewinne im selben Tempo in die Tiefe rauschen wie jüngst die Aktienkurse. Bislang haben die Analysten ihre Schätzungen nur leicht nach unten angepasst.
Mit Lufthansa, Aixtron oder SMA Solar gab es zwar einige Warnungen, andere Firmen haben dagegen ihre Planungen für 2011 bestätigt. Insgesamt zeichnet sich bislang kein dramatischer Gewinneinbruch für Q3 ab. Das war aber auch nicht zu erwarten.
Börse läuft voraus
Die Börse läuft der Wirtschaft in der Regel rund ein halbes Jahr voraus.
So sind die meisten Analysten davon überzeugt, dass sich die Konjunktur in Deutschland im dritten Quartal noch einmal ordentlich entwickeln wird. Die gemeldeten Daten für den Juli zur Industrieproduktion stützen diesen Optimismus. Damit ist auch die Ausgangslage für die Unternehmensgewinne gut. Kritisch wird es erst für das Abschlussquartal 2011 und das kommende Jahr. Etliche Frühindikatoren haben sich zuletzt deutlich eingetrübt. Die zunehmende Zahl an Sparprogrammen in den westlichen Industrieländern sowie die Zinserhöhungen in China sorgen für ein trübes Umfeld. Unter diesen Umständen fehlen der auf Exporte fixierten deutschen Wirtschaft die Impulse. Erste Konjunkturexperten sprechen bereits von der Möglichkeit einer erneuten Rezession um den Jahreswechsel. Dann dürften auch die Konzerngewinne leiden.
Blick zurück
In der Finanzkrise 2008 kamen auch zuerst die Börsenkurse unter die
Räder: In Q1/08 ging es im DAX fast 20 Prozent abwärts. Die Konjunktur startete dagegen mit einem BIP-Zuwachs von 1,4 Prozent ins Jahr. Die folgenden vier Quartale gab es dann jeweils Rückgänge. Die DAX-Unternehmen hielten dem Niedergang noch länger Stand: Die Ergebnisse gingen im ersten Halbjahr zwar gegenüber dem Rekordwert aus 2007 zurück, in der ersten Jahreshälfte verbuchten die Blue Chips aber noch einen Nettogewinn von rund 27 Milliarden Euro. Erst im dritten Quartal brachen die Ergebnisse dann auf nahezu Null ein, im vierten Quartal mussten die 30 DAX-Konzerne sogar einen zweistelligen Milliardenverlust verkraften.
Für das dritte Quartal 2011 können die Anleger also noch einmal auf satte Gewinne ihrer Unternehmen hoffen. Sofern sich die Börse wieder als treffsicherer Frühindikator erweist, dürften die Ergebnisse erst zum Jahreswechsel deutlich schlechter ausfallen.
Wolfgang Braun ist Chefredakteur der „Aktien-Strategie“ (früher Global
Performance). Der seit 1999 erscheinende Börsenbrief hat sich auf
deutsche Wachstums-Aktien spezialisiert. Dank einer ausgefeilten und
bewährten Anlagestrategie schlägt das Musterdepot die Vergleichsindizes
deutlich. So schaffte das Depot seit seiner Auflegung im März 1999 eine durchschnittliche jährliche Performance von rund 15 Prozent - obwohl in diesen Zeitraum der dramatische Niedergang des Neuen Marktes sowie die Finanzkrise 2008 fällt. Weitere Informationen unter
www.aktien-strategie.de
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