Aktienstrategie-Kolumne Wolfgang Braun

Probleme ungelöst

23.09.10 10:49 Uhr

Probleme ungelöst | finanzen.net

Nachdem vor allem im August die Sorgen über einen möglichen Double Dip in den USA ...

... die Börsenentwicklung überschattete, sind die Ängste inzwischen verflogen. Seit Beginn des eigentlich als „Angstmonat“ bekannten Septembers hat der DAX rund sechs Prozent zugelegt. Das entspricht etwa der durchschnittlichen Performance, die der Index sonst im Gesamtjahr schafft. Die Optimisten gewinnen zunehmend die Oberhand: Es kursieren bereits wieder Kursziele, die den DAX bei 7.000 Zählern und mehr sehen. Die relativ günstigen Bewertungen sowie der anhaltende Anlagenotstand stützen diese Argumente. Dazu kommt die Charttechnik: Wird das bisherige Jahreshoch bei knapp 6.400 Zählern übersprungen, dürften viele Shortpositionen geschlossen werden und so den Index in die Höhe treiben.

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Probleme halten an

Dennoch passt der Optimismus nicht richtig zu den Rahmenbedingungen. Selbst die US-Notenbank räumt inzwischen ein, dass die Vereinigten Staaten nach wie vor in wirtschaftlichen Schwierigkeiten stecken. Präsident Obama will mit weiteren Konjunkturhilfen einen neuerlichen Absturz verhindern. Die bislang avisierten 50 Milliarden Dollar sind bei einem BIP von 14 Billionen Dollar aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Mehr Gelder sind schwer zu beschaffen, da das Staatsdefizit schon jetzt bei rund zehn Prozent liegt. Wegen der verschlechterten Wachstumsperspektiven haben die Analysten ihre Gewinnschätzungen für das dritte Quartal schon etwas zurückgenommen. Nachdem die Unternehmensdaten zuletzt regelmäßig Freudenstürme auslösten, könnte es in der anstehenden Berichtssaison die ein oder andere böse Überraschung geben. Auch in Europa brodeln die Verschuldungsprobleme weiter: Die Renditen für Anleihen von Irland und Portugal liegen auf Rekordniveau. Die Griechen müssen nach wie vor über zehn Prozent bieten, damit sie noch Abnehmer für ihren gigantischen Schuldenberg finden.

Rückschläge einkalkulieren

Die aktuelle Börsenlage ist eine Gratwanderung. Auf der einen Seite will kein Anleger einen Kursaufschwung versäumen. Allerdings sind die Probleme ungelöst, auch kräftige Rückschläge auf keinen Fall auszuschließen. Am ehesten scheinen sich noch Investments bei ausgesuchten Nebenwerten zu lohnen. Die sind teils noch extrem günstig und könnten sich auch in einem schwierigeren Marktumfeld halten.

Wolfgang Braun ist Chefredakteur der „Aktien-Strategie“ (früher Global Performance). Der seit 1999 erscheinende Börsenbrief hat sich auf deutsche Wachstums-Aktien spezialisiert. Dank einer ausgefeilten und bewährten Anlagestrategie schlägt das Musterdepot die Vergleichsindizes deutlich. So schaffte das Depot seit seiner Auflegung im März 1999 eine durchschnittliche jährliche Performance von rund 15 Prozent - obwohl in diesen Zeitraum der dramatische Niedergang des Neuen Marktes sowie die Finanzkrise 2008 fällt. Weitere Informationen unter www.aktien-strategie.de

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