Nicht zu stoppen?

Der DAX hat innerhalb von vier Wochen 1.000 Punkte zugelegt und eilt im Schlepptau von Dow Jones und S&P 500 von einem Rekordhoch zum nächsten.
Trotz des steilen Aufwärtstrends, der charttechnisch stark an eine Fahnenstange erinnert, kann von einer Euphorie nicht die Rede sein. Die von mir beobachteten Sentiment-Indikatoren zeigen für den deutschen Markt vielmehr sogar eine eher zurückhaltende Stimmung. Offenbar gibt es also etliche Anleger, die den bisherigen Aufschwung verpasst haben und jetzt auf Rücksetzer hoffen, die sie dann zum Einstieg nutzen können.
Etwas kritischer sieht es für den US-Markt aus, wo der Optimismus ein höheres Maß erreicht hat. Von der Wall Street droht aus Sentiment-Sicht also derzeit eher Gefahr für die Kurse.
Bewertungen kein Hindernis
Durch die jüngsten Kurszuwächse ist das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) für den DAX auf 1,65 geklettert. Das historische Mittel von 1,5 wurde damit überschritten. Richtig kritisch wird es aber erst, wenn die Schwelle von 2,0 geknackt wird. Nur zur Jahrtausendwende erreichte das KBV noch höhere Werte, ehe es dann zu der mehrjährigen Baisse kam, in der die krasse Überbewertung abgebaut wurde. Auch wenn Aktien aktuell nicht mehr günstig sind, die Bewertungen sind noch nicht so überzogen, dass keine weiteren Kursgewinne möglich wären. Und vor allem im Vergleich zu anderen Anlageformen (etwa Anleihen) scheinen Aktieninvestments unverändert attraktiv.
Keine Einbahnstraße
Beobachten müssen Anleger die weitere Entwicklung der Konjunktur. Ein Wirtschaftseinbruch wäre ungünstig, weil er die Gewinne der Unternehmen belasten und so die Bewertungen weniger attraktiv machen würde. Zu stark sollte die Wirtschaft aber auch nicht laufen. Dann wären die Notenbanken gezwungen, ihre lockere Geldpolitik einzuschränken. Bislang stellt die gute Versorgung der Märkte mit Liquidität ein wichtiges Schmiermittel für die Entwicklung der Börsen dar. In den letzten Wochen kamen eher durchwachsene Konjunkturdaten heraus - eigentlich optimal für die Aktienmärkte. Aber auch wenn das Umfeld gut bleiben sollte, dürfen sich Anleger nicht berauschen lassen. Die Börsen sind keine Einbahnstraße: Dauerhaft aufwärts kann es nicht gehen, vor allem nicht in dem zuletzt gesehenen Tempo. Die Risiken für einen Rücksetzer haben auf jeden Fall zugenommen. Eine etwas defensivere Gangart bei den Investments ist derzeit sicher kein Fehler.
Wolfgang Braun ist Chefredakteur der „Aktien-Strategie“ (früher Global
Performance). Der seit 1999 erscheinende Börsenbrief hat sich auf
deutsche Wachstums-Aktien spezialisiert. Dank einer ausgefeilten und
bewährten Anlagestrategie schlägt das Musterdepot die Vergleichsindizes
deutlich. So schaffte das Depot seit seiner Auflegung im März 1999 eine durchschnittliche jährliche Performance von rund 15 Prozent - obwohl in diesen Zeitraum der dramatische Niedergang des Neuen Marktes sowie die Finanzkrise 2008 fällt. Weitere Informationen unter
www.aktien-strategie.de
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