Aktienstrategie-Kolumne Wolfgang Braun

Mitten in der Krise

30.09.10 09:44 Uhr

Mitten in der Krise | finanzen.net

Die Diskussionen um den Zustand der US-Wirtschaft ebben nicht ab.

Stehen wir vor einem Aufschwung oder gleiten wir bald wieder in die Rezession ab bzw. haben wir diese überhaupt schon verlassen. Die Meinungen gehen relativ weit auseinander, was sich auch in der Unsicherheit an den Börsen ausdrückt. Eine recht zuverlässige Aussage kann man über den US-Immobiliensektor treffen: Hier sprechen alle Daten dafür, dass der Bereich noch mitten in der Krise steckt und auch so schnell nicht herauskommt.

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Anhaltende Probleme

Die jüngsten Daten aus dem Sektor zeigen die anhaltenden Probleme: Zwar kletterten die Baubeginne und -genehmigungen im Monatsvergleich, die Werte liegen aber noch rund 70 (!) Prozent unter dem Vorkrisenniveau. Die Verkäufe an neuen und bestehenden Häusern bewegen sich auf bzw. in der Nähe der tiefsten Niveaus, die seit Beginn der Aufzeichnungen ermittelt wurden. Dabei ist das Angebot an zum Verkauf stehender Häuser sehr hoch: Die Versorgung reicht beim aktuellen Stand für acht bis zehn Monate. Eine Entspannung auf dem Immobilienmarkt zeichnet sich damit nicht ab. Unter diesen Umständen dürfte der Preisdruck im Immobilienbereich anhalten. Laut Case-Shiller-Preisindex sind die Hauspreise im Juli saisonbereinigt bereits wieder leicht um 0,1 Prozent gesunken. Zuvor hatten staatliche Stützungsmaßnahmen die Preise leicht in die Höhe gehievt.

Erhebliche Belastung

Die Bedeutung des Immobiliensektors wird an den Aktienmärkten oft unterschätzt. Der direkte Beitrag zum BIP ist eher gering, aber die Multiplikator-Effekte dürfen nicht vergessen werden. So hat der Wohnungsbau wesentliche Wirkungen auf andere Wirtschaftszweige. Niemand will in einem leeren Haus wohnen: Wer ein neues Haus kauf oder baut, braucht daher Möbel, Elektrogeräte, Teppiche und vieles weitere. Der Sektor gilt daher auch als ein hervorragender Frühindikator für die Gesamtwirtschaft. Traditionell ist es so, dass niedrige Zinsen den Immobilienmarkt befeuern. Dass dieser Zusammenhang dieses Mal trotz Rekordtiefs bei den Zinsen nicht gilt, spricht dafür, dass der Markt noch nicht bereinigt ist. Irgendwelche Impulse für die Gesamtkonjunktur, die sich mancher Anleger vielleicht erhofft, dürften vom US-Wohnungsmarkt auf jeden Fall nicht kommen.

Wolfgang Braun ist Chefredakteur der „Aktien-Strategie“ (früher Global Performance). Der seit 1999 erscheinende Börsenbrief hat sich auf deutsche Wachstums-Aktien spezialisiert. Dank einer ausgefeilten und bewährten Anlagestrategie schlägt das Musterdepot die Vergleichsindizes deutlich. So schaffte das Depot seit seiner Auflegung im März 1999 eine durchschnittliche jährliche Performance von rund 15 Prozent - obwohl in diesen Zeitraum der dramatische Niedergang des Neuen Marktes sowie die Finanzkrise 2008 fällt. Weitere Informationen unter www.aktien-strategie.de

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