Aktienstrategie-Kolumne Wolfgang Braun

Hü oder hott

08.09.11 12:13 Uhr

Hü oder hott | finanzen.net

Aus Bewertungssicht sind deutsche Aktien aktuell durchaus interessant.

Der DAX bringt es nur noch auf ein Kurs-Buchwert-Verhältnis von knapp 1,2. Das liegt weit unter dem historischen Normalmaß von 1,5. Dabei sind die langfristigen Perspektiven für die deutsche Wirtschaft überdurchschnittlich: Die Mehrheit der Firmen ist gut aufgestellt, die Maschinen und Dienste vor allem in den Schwellenländern heiß begehrt.

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Dazu sind Aktien auf mittlere Sicht nahezu alternativlos: Die Renditen bei Anleihen sind auf absurde Niveaus gesunken. Vor wenigen Wochen wurde noch über eine Pleite der USA diskutiert, jetzt gelten die Papiere wieder als sicherer Hafen. Zinsen für 10-jährige Anleihen unter zwei Prozent ergeben nach Inflation und Steuern eine negative Rendite. Ewig dürften Anleger diese Verluste nicht hinnehmen, als Alternative bieten sich faktisch nur Aktien an. Auf Sicht von zwei, drei Jahren dürfen die Börsenkurse daher höher stehen als aktuell.

Konjunktur lahmt

Diese langfristige Betrachtung darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Lage aktuell wohl eher noch zuspitzt. Die schwachen Konjunkturindikatoren mehren sich (etwa die jüngsten enttäuschenden US-Arbeitsmarktdaten, aber auch die Auftragseingänge für die deutsche Industrie) und deuten auf eine neuerliche Wirtschaftsschwäche hin. Im Gegensatz zu 2009 fehlen den Staaten dieses Mal die finanziellen Mittel, um gegenzusteuern. Stattdessen legen immer mehr Industrieländer Sparprogramme auf, um die desolaten Staatshaushalte zu sanieren. Auch die Notenbanken haben ihr Pulver weitgehend verschossen.

Großes Finale

Dazu scheint die Lage in Griechenland immer auswegloser. Die Wirtschaft befindet sich im freien Fall, entsprechend sind die Steuereinnahmen bis Juli 2011 um sechs Prozent gefallen. Trotz Sparbemühungen sind die Ausgaben um sieben Prozent geklettert, so dass die Lücke im Haushalt immer größer wird. Die von der Aktien-Strategie vertretene Meinung, dass die bisherigen Maßnahmen nicht ausreichen und ein Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone geboten ist, wird inzwischen auch von einigen Politikern vertreten. Dazu wäre eine massiver Schuldenschnitt nötig, der im Finanzsektor noch einmal zu deutlichen Abschreibungen führen würde.
Dann würden auch die günstigen Bewertungen keine Rolle mehr spielen: Zum Höhepunkt der Krise 2009 stürzte das Kurs-Buchwert-Verhältnis im DAX zeitweise sogar unter 1.

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Wolfgang Braun ist Chefredakteur der „Aktien-Strategie“ (früher Global Performance). Der seit 1999 erscheinende Börsenbrief hat sich auf deutsche Wachstums-Aktien spezialisiert. Dank einer ausgefeilten und bewährten Anlagestrategie schlägt das Musterdepot die Vergleichsindizes deutlich. So schaffte das Depot seit seiner Auflegung im März 1999 eine durchschnittliche jährliche Performance von rund 15 Prozent - obwohl in diesen Zeitraum der dramatische Niedergang des Neuen Marktes sowie die Finanzkrise 2008 fällt. Weitere Informationen unter www.aktien-strategie.de

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