Der Anfang vom Ende?

Seit nunmehr vier Jahren schleppen sich die Finanzmärkte von einer Krise zur nächsten.
Wirtschaftliche Daten spielen dabei immer weniger eine Rolle, stattdessen dominiert die Politik. Obwohl die Blue Chips im ersten Quartal 2011 operativ so viel verdient haben wie nie zuvor, hat der DAX seit Ende 2007 rund ein Viertel an Wert verloren. Die früher „kurzen Beine“ politischer Börsen werden immer länger - und ein Ende der Misere ist nicht in Sicht. Hauptübel ist der Euro, der für die Finanzmärkte mehr und mehr zu einem Fluch wird.
Hohe Risiken
Während sich angesichts der Endlos-Krise im Wirtschaftslager zunehmend Stimmen für eine Rückkehr zu eigenen Währungen der Länder finden, hält die Politik bislang eisern am Euro fest. Die Befürworter der Gemeinschaftsdevise begründen ihre Forderung meist mit unabsehbaren Folgen, die sich aus einer Auflösung des europäischen Währungsraums ergäben. Die Gefahren sind tatsächlich kaum berechenbar, allerdings gilt das auch für seit einigen Jahren praktizierte Geld- und Finanzpolitik:
Die Rettungsschirme werden immer voluminöser und über immer mehr Ländern aufgespannt. Die Risiken für die Geberländer (vor allem Deutschland) steigen ins unermessliche. Um den Status Quo zu erhalten, pumpen die Notenbanken zudem so viel Geld in die Finanzsysteme wie nie zuvor.
Früher führten bereits viel kleinere Finanzspritzen mit zeitlichem Verzug zu Blasen in diversen Vermögensklassen, die dann später zu neuen Verwerfungen führten.
Schlussstrich ziehen
Den ursprünglichen Zweck, Europa zu einigen, hat der Euro definitiv nicht erfüllt. Brennende deutsche Flaggen in Athen sprechen dafür, dass die Kluft zwischen den Partnern zunimmt. Die massiven Verwerfungen auf den Finanzmärkten zeigen, dass das Experiment „Euro“ gescheitert ist.
Die Politiker sollten daher den Mut haben, einen Schlussstrich unter das Kapitel zu ziehen. Der Fortbestand der (sinnvollen) Europäischen Union sollte auch ohne Gemeinschaftswährung zu sichern sein. Möglicherweise läutet die Wahl am Sonntag in Griechenland den Anfang vom Ende des Euro ein. Man stelle sich nur vor, dass Athen den Ausstieg beschließt und dank einer Abwertung der neuen Drachme in wenigen Jahren eine wirtschaftliche Genesung schafft. Spätestens dann dürften andere Länder der Südschiene das Spardiktat ebenfalls abstreifen und zu eigenen Währungen zurückkehren. Das Ende des Euros wie wir ihn heute kennen, wäre damit besiegelt.
Wolfgang Braun ist Chefredakteur der „Aktien-Strategie“ (früher Global Performance). Der seit 1999 erscheinende Börsenbrief hat sich auf deutsche Wachstums-Aktien spezialisiert. Dank einer ausgefeilten und bewährten Anlagestrategie schlägt das Musterdepot die Vergleichsindizes deutlich. So schaffte das Depot seit seiner Auflegung im März 1999 eine durchschnittliche jährliche Performance von rund 15 Prozent - obwohl in diesen Zeitraum der dramatische Niedergang des Neuen Marktes sowie die Finanzkrise 2008 fällt. Weitere Informationen unter www.aktien-strategie.de
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