83% unter IPO-Preis

Vapiano-Aktie: Vom Trend-Restaurant zum Abwicklungsfall - oder kommt jetzt der Turnaround?

27.11.19 17:43 Uhr

Vapiano-Aktie: Vom Trend-Restaurant zum Abwicklungsfall - oder kommt jetzt der Turnaround? | finanzen.net

Während sich für die Kunden von Vapiano lediglich die Frage stellt - Pizza oder Pasta? - beschäftigen sich die Aktionäre der einzigen deutschen börsennotierten Restaurantkette mit der Frage, ob das Konzept der Systemgastronomie überhaupt noch zukunftsfähig ist.

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• Vapiano-Aktie 83 Prozent unter IPO-Preis
• Sanierungskurs soll die Wende bringen
• Großaktionäre finanzieren Vapiano-Sanierung

Die Emission der Vapiano-Aktien am Tag des Börsengangs im Jahr 2017 war mehr als viermal überzeichnet. Rückblickend dürfte nun jedoch jeder Investor froh sein, der damals nicht zum Zug gekommen ist. Denn während sich der damalige Börsenwert noch auf über eine halbe Milliarde Euro belief, bringt es die Restaurantkette gegenwärtig nur noch auf eine Marktkapitalisierung von rund 100 Millionen Euro.

Vapiano-Aktionären vergeht der Appetit

Dementsprechend hat auch die Vapiano-Aktie des Systemgastronomen seit dem Börsengang mehr als 80 Prozent verloren. Von einem 10.000 Euro IPO-Investment wären heute somit weniger als 2.000 Euro übrig. Während es den Kunden der Fast-Casual-Kette sicherlich noch schmeckt, ist den Aktionären schon längst der Appetit vergangen.

Restaurantkette kommt nicht in die Gewinnzone

Die rasante nationale und internationale Expansion sowie eine unklare Konzernstrategie stürzten Vapiano schließlich in die Krise. Allein in den ersten drei Quartalen des Jahres 2019 verzeichneten die börsennotierten Pizzabäcker einen Verlust von 46,1 Millionen und damit sogar 16,7 Millionen Euro mehr als noch im Vorjahreszeitraum. Auch der Umsatz entwickelte sich in den ersten neun Monaten nicht wie erwartet. Zwar kletterten die Erlöse auf rund 300 Millionen Euro, dies war jedoch nur ein Effekt zahlreicher Neueröffnungen.

Was läuft schief bei Vapiano?

Für viele Beobachter und Experten gilt die aggressive Expansionsstrategie als Hauptgrund für die aktuellen Probleme der Restaurantkette. In kürzester Zeit eröffnete der Konzern auf fünf Kontinenten über 230 Restaurants und verlor somit den Überblick über die Bedürfnisse der Kundschaft. "Vapiano ist zu schnell gewachsen und hat sich zu wenig um seine Probleme gekümmert", zitiert DIE ZEIT Michael Lidl von der Unternehmensberatung Treugast. Des Weiteren musste das Image des einstigen vorzeige Restaurant-Start-Ups in der Vergangenheit stark leiden. Berichte über manipulierte Haltbarkeitsdaten von Lebensmittel, Nagetiere in der Küche, billige Garnelen statt teurer Scampi und Vorwürfe der Mitarbeiter bezüglich abgezogener Arbeitsstunden haben auch bei der Kundschaft für einen erheblichen Vertrauensverlust gesorgt.

Maßnahmenpaket soll Vapiano zurück auf die Erfolgsspur führen

Schon vor der Veröffentlichung eines umfassenden Maßnahmenpaketes, gab der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Restaurantkette gegenüber SPIEGEL zu: "Wir haben die einzelnen Standorte nicht umfassend genug nach Renditekriterien ausgewertet, sondern das absolute Wachstum priorisiert."

Dementsprechend ist die Schließung unprofitabler Standorte nun einer der Top-Punkte im Maßnahmenpaket des Unternehmens. Zudem soll nun auch die weitere Expansion viel langsamer verlaufen und wesentlich durchdachter werden. Neue Investitionen sollen demnach eher in bestehende Restaurants fließen und weniger in Neueröffnungen. Für kürzere Wartezeiten für die Kunden, welche durch intelligentere Arbeitsabläufe erreicht werden können, werden nun auch Bestellsysteme per App und Bestellbildschirmen, wie bei McDonald's, getestet. Darüber hinaus sollen zukünftig mehr Filialen von Franchisenehmern geführt werden. Diese Vorgehensweise würde dann sogar das Gesamtrisiko der Restaurantkette minimieren.

Bringt die Britin nun den Turnaround?

Das vom ehemaligen Vorstandsvorsitzenden beschlossene Maßnahmenpaket ist sicher ein Schritt in die richtige Richtung, die Umsetzung dieser Ideen hängen nun jedoch an der ehemaligen Aufsichtsratschefin Vanessa Hall. Denn der einstige Vapiano-CEO Cornelius Everke räumte "aus persönlichen Gründen" am 31. August 2019 seinen Platz. Mit der neuen Chefin Vanessa Hall, welche eigentlich als Notlösung für den überraschenden Rücktritt von Everke einspringen musste, könnte der Konzern nun jedoch eine exzellente Dauerlösung gefunden haben. Denn die 52-jährige Britin hat langjährige Erfahrungen in der Branche und ist außerdem studierte Wirtschaftsprüferin. Eine Frau mit derartigen Kompetenzen dürften dem Unternehmen nun sicherlich sehr gut tun.

Denn trotz der noch sehr kurzen Amtszeit blickt Hall schon jetzt sehr optimistisch in die Zukunft und sieht den Konzern, in Bezug auf die entwickelten Umstrukturierungsmaßnahmen, voll auf Kurs. "Die Maßnahmen greifen und haben bereits positiven Einfluss auf das Gästeerlebnis und die operative Entwicklung von Vapiano," so die neue Chefin.

Kreditkonditionen zeugen nicht von einem Vertrauensvorschuss

Vanessa Hall muss in den kommenden Monaten nicht nur vieles umstrukturieren, sondern auch die unruhigen Aktionäre bei Laune halten. Mit Hilfe einer Sanierungsfinanzierung in Höhe von 30 Millionen Euro, die unter anderem von der Hamburger Milliardärsfamilie Herz, Gregor Gerlach und der Wella-Erbin Gisa Sander geleistet wurden, sollte dies jedoch möglich sein. Allein die Höhe des Zinssatzes, welcher sich im Bereich von 10 bis 13 Prozent ansiedelt, zeigt jedoch deutlich, dass der Konzern auch unter den Großaktionären viel Vertrauen verloren hat, welche sich dies natürlich nun gut bezahlen lassen.

"Wenn die Restrukturierung jetzt konsequent umgesetzt wird, bin ich gern bereit, eine längere Durststrecke in Kauf zu nehmen", so Hans-Joachim Sander gegenüber dem SPIEGEL. Zusammen mit seiner Frau, der Wella-Erbin, hält er rund 15,5 Prozent an Vapiano.

Günstiger Einstieg für mutige Pizza-Fans

Ob es der neuen Chefin nun gelingt mit der 30-Millionen-Finanzspritze, welche bis November 2022 getilgt sein muss, Berge zu versetzen, ist zwar fraglich, dennoch möglich. Aktionäre, die an Vanessa Hall, das Durchhaltevermögen der Großaktionäre und die Umstrukturierungspläne glauben, können nun auf den Turnaround spekulieren. Denn für den gegenwärtigen Preis pro Anteilsschein von rund vier Euro gibt es bei Vapiano aktuell nicht mal mehr einen Salat und vor zwei Jahren waren die Aktien noch mindestens zwei Pizzen wert.

Allerdings sollte jedem Investor klar sein, dass eine solche Umstrukturierung häufig viel Zeit in Anspruch nimmt, doch wie ein italienisches Sprichwort passenderweise sagt: "Chi va piano, va sano e va lontano" (Wer langsam geht, kommt auch zum Ziel).

Pierre Bonnet / finanzen.net

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Bildquellen: Nieuwland / Shutterstock.com

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