5G-Versteigerung im Blick

Telekomtitel schwach - JPMorgan: Sorge vor zu hohen 5G-Ausgaben

11.04.19 14:39 Uhr

Telekomtitel schwach - JPMorgan: Sorge vor zu hohen 5G-Ausgaben | finanzen.net

Besitzer von Telekomaktien haben seit Tagen wenig Grund zur Freude.

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Bei der Versteigerung von 5G-Mobilfunkfrequenzen in Deutschland, die nur schleppend angelaufen war, treiben die Interessenten inzwischen die Preise immer weiter nach oben. Kritiker monieren, dadurch fehle den Firmen anschließend das Geld, das sie zum Netzausbau bräuchten. Zudem will die Bundesnetzagentur der Deutschen Telekom erlauben, die Entgelte für die Nutzung des letzten Kabelabschnitts bis zum Kunden ("letzte Meile") durch Konkurrenten deutlich anzuheben.

Dennoch sanken die Titel der Bonner am Donnerstag um knapp ein halbes Prozent auf 14,854 Euro - damit zählten sie zu den größten Verlierern im deutschen Leitindex DAX. Seit Beginn der Versteigerung von Frequenzen des neuen Mobilfunkstandards 5G am 19. März steht ein Kursrückgang von rund fünf Prozent zu Buche.

Im Index der mittelgroßen Werte MDAX verbilligten sich die Papiere von Telefonica Deutschland zuletzt um über zwei Prozent auf 2,709 Euro, womit sie ihre Talfahrt von einem Rekordtief zum nächsten ungebremst fortsetzten. Die Titel des neuen Bieters 1&1 Drillisch schafften es zuletzt mit gut einem halben Prozent ins Plus auf 32,64 Euro. Seit Beginn der Versteigerung summieren sich die Kursverluste beider Aktien indes auf knapp achteinhalb beziehungsweise über 13 Prozent.

Die Aktien der Drillisch-Mutter United Internet legten zuletzt um 0,2 Prozent zu. Für die Anteilsscheine der britischen Vodafone Group, die das Bieterquartett komplettiert, ging es in London um rund ein Prozent bergab. Die Papiere der nicht an der 5G-Auktion teilnehmenden freenet sanken um 0,2 Prozent.

Zuletzt war bei der Versteigerung von Frequenzen des neuen Mobilfunkstandards 5G die Summe an Höchstgeboten und Zahlungsverpflichtungen wegen zurückgezogener Gebote auf über 5,1 Milliarden Euro gestiegen, wie aus der Webseite der Bundesnetzagentur hervorgeht. Externe Fachleute waren vor Auktionsbeginn von Einnahmen zwischen 3 und 5 Milliarden Euro ausgegangen. Die Bieter haben bereits die 176. Auktionsrunde hinter sich, und ein Ende ist derzeit nicht absehbar.

Es kämen zunehmend Sorgen auf, dass die Bieter für die neuen Lizenzen zu viel Geld ausgeben könnten, schrieb Analyst Akhil Dattani von der US-Bank JPMorgan. Denn zuletzt hätten alle Interessenten bei allen angebotenen Frequenzen reges Interesse gezeigt. Dies könnte sich negativ auf die anschließenden Investitionen zum Netzausbau auswirken, glaubt der Experte.

Besonders der neue Interessent Drillisch zeige sich aktiv und unterstreiche damit seine Überlegungen für ein eigenes Netz, betonte Analyst Mathieu Robilliard von der britischen Investmentbank Barclays. Ab einem gewissen Punkt könnte sich der Neuling zwar aus der Auktion zurückziehen, wenn die entsprechenden Pläne ihn zu teuer kämen. Doch bislang geht Robilliard davon aus, dass Drillisch Frequenzen kaufen und ein eigenes Netz aufbauen wird. Daraus resultierten höhere Preise für alle Interessenten.

Das Wettbieten überschatte auch die Nachricht zu möglichen höheren Entgelten der Telekom-Rivalen für die Nutzung des letzten Kabelabschnitts der Telekom bis zum Kunden, so der Barclays-Experte weiter. Er wertet die Nachricht als leicht positiv für die Bonner sowie für den Markt insgesamt. Wiederverkäufer, die über kein eigenes Netz verfügen, bekämen dadurch zusätzliche Anreize, schnelle VDSL-Internetanschlüsse anzubieten. Unter den Resellern dürfte sich das kostenseitig nur bei Drillisch erkennbar auswirken, glaubt Robilliard.

Ab Juli soll die Konkurrenz den Bonnern pro Teilnehmer-Anschlussleitung monatlich 11,19 Euro zahlen und damit rund 12 Prozent mehr als bisher (10,02 Euro), wie die Bundesnetzagentur mitteilte. Dieser Preis bezieht sich auf die Strecke vom Hauptverteiler bis zum Kunden. Hat die Firma eigene Leitungen bis zum nachgeordneten Kabelverzweiger, also dem grauen Verteilerkasten in der Straße, sollen 7,05 Euro fällig werden, das wäre ein Aufschlag von vier Prozent. Die Regulierungsbehörde begründete die Aufschläge mit höheren Kosten für Bauarbeiten und Kupfer. In den vergangenen zwei Jahrzehnten waren die Entgelte bis auf eine Ausnahme gesunken: 2013 gab es einen leichten Anstieg.

Glücklich mit den Ambitionen der Bundesnetzagentur scheint indes keiner der Beteiligten. Ein Telekom-Sprecher sah darin zwar einen "Schritt in die richtige Richtung". Allerdings bleibe der höhere Preis "unter den von der Deutschen Telekom beantragten und nachgewiesenen Kosten". Studien zufolge habe sich der Tiefbau in den vergangenen zwei Jahren um mehr als 30 Prozent verteuert. Auf der anderen Seite nannte der Branchenverband VATM, in dem sich die Telekom-Konkurrenten organisiert haben, die geplanten Entgelte "Gift für den von der Politik mit größtem Nachdruck geforderten Glasfaserausbau".

/gl/men/jha/

FRANKFURT/LONDON (dpa-AFX Broker)

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