"Tesla-Fighter"

Daimler stellt mit EQS sein wichtigstes E-Automodell vor - Aktie leicht im Minus

15.04.21 20:08 Uhr

Daimler stellt mit EQS sein wichtigstes E-Automodell vor - Aktie leicht im Minus | finanzen.net

Mit der neuen elektrischen Luxuslimousine EQS greift Daimler den bei hochpreisigen E-Autos führenden US-Hersteller Tesla an.

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Analysten bezeichneten das elektrische Pendant zum Mercedes-Topmodell S-Klasse als echten "Tesla-Fighter", Daimler-Chef Ola Källenius erwähnte den absatzstärksten E-Autobauer aus Kalifornien zur Weltpremiere des neuen Daimler-Luxuswagens am Donnerstag nicht. Der EQS markiere den Beginn einer neuen Ära bei Mercedes-Benz, erklärte er. Trotz vieler Neuerungen im Design sei der fünf Meter lange EQS ein Mercedes durch und durch: "Es ist eine der Überraschungen, dass es keine Überraschung gibt." Das Interesse der Kunden an dem Auto sei sehr groß.

Die Analysten internationaler Banken ließ Daimler bereits hinter das Steuer des neuen Mercedes-Spitzenmodells. Viele zeigten sich danach überzeugt, dass den Schwaben mit dem EQS ein Coup gelingt. Das 2019 eingeführte erste neue Mercedes-Stromauto, das SUV EQC, blieb dagegen abgeschlagen gegenüber der Konkurrenz. "Daimler ist der Platzhirsch für Luxuslimousinen, was Fahrverhalten, Komfort und Opulenz in der Innenausstattung betrifft. Das werden sie auf Elektroautos übertragen können", sagte Jürgen Pieper, Autoanalyst vom Bankhaus Metzler.

Das Pendant zu dem im Herbst neu aufgelegten Flaggschiff-Modell S-Klasse mit Verbrennungsmotor ist im Reigen der neuen E-Autos von Mercedes-Benz das wichtigste Modell. Elektroautos werfen zunächst kaum oder keinen Gewinn ab, weil die Herstellungskosten hoch und die Stückzahlen vorerst viel geringer sind als die von Verbrenner-Pkw. Doch der EQS werde "aus dem Stand vernünftige Renditen" einfahren, sagte Källenius unlängst der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".

Gelingen soll das durch Kostensenkungen. Nach Einschätzung von Pieper wird es aber vor allem ein hoher Preis sein, der das Geld in die Kasse spült. Der Wagen werde sicher noch mehr kosten als die S-Klasse. Pieper tippt auf mindestens 150.000 Euro. Der Preis wird erst kurz vor dem Verkaufsstart im August in Europa und den USA bekannt. Dass der EQS nur wenig später als die S-Klasse startet, birgt für ihn auch Risiken, denn es geht um die gleiche betuchte Kundenschicht. "Es wird sicher einen Kannibalisierungseffekt des EQS gegenüber der S-Klasse geben", sagte Pieper.

EQS EIN "TESLA-FIGHTER"

Mit einer Reichweite von 770 Kilometern und der Schnelllademöglichkeit werde Daimlers EQS der wichtigste Herausforderer von Tesla, erklärte Kai Alexander Müller, Autoanalyst von Barclays. Die für dieses Jahr angekündigte zweite Generation von Teslas Konkurrenzmodell Model S kommt 660 Kilometer weit, ohne Strom nachladen zu müssen. Die Deutsche Bank nannte das Luxusauto denn auch "Tesla Fighter" und "Game Changer", nicht nur für Mercedes, sondern für die gesamte deutsche Autoindustrie. "Das Auto setzt Maßstäbe mit Technik, Design und Qualität", schriebe Autoanalyst Tim Rokossa. Der EQS demonstriere, dass die traditionellen Hersteller die Umstellung auf Elektromobilität schafften.

Drei weitere Investmentbanken - HSBC, RBC und UBS - erhöhten am Premierentag ihre Kursziele für die Daimler-Aktie auf bis zu 90 Euro. Barclays setzte die Latte noch höher auf 100 Euro. Derzeit rangiert das im DAX notierte Daimler-Papier bei knapp 76 Euro. In den vergangenen Monaten waren Aktien der deutschen Autobauer schon stark im Auftrieb, nachdem sie lange unter dem VW-Dieselskandal und Zweifeln an ihrer Wandlungsfähigkeit zu emissionsfreien Fahrzeugen gelitten hatten. Denn Marktführer Volkswagen untermauerte seine Entschlossenheit zum Umsteuern mit dem Plan, sechs Giga-Batteriefabriken in Europa zu bauen. Auch BMW macht Tempo.

Die Landesbank Baden-Württemberg prognostizierte, dass der Absatzanteil von E-Autos von zuletzt gut zehn Prozent in Europa bis zum Ende der Dekade auf 60 Prozent steigt. Auch Mercedes halte einen schnelleren Hochlauf für möglich als bisher gedacht, bekräftigte Vertriebschefin Britta Seeger.

Via XETRA sank die Daimler-Aktie zuletzt um 0,07 Prozent auf 75,36 Euro.

Daimler-Chef: Schnellerer Durchbruch der E-Mobilität möglich

Daimler-Chef Ola Källenius hält einen schnelleren Durchbruch der Elektromobilität als bisher vom Autokonzern angepeilt für denkbar. Zurzeit spüre man eine "starke Nachfrage" nach rein elektrischen Autos und Hybridfahrzeugen, sagte Källenius am Donnerstag anlässlich der Vorstellung der neuen Elektro-Luxuslimousine mit dem Namen EQS in Stuttgart. Wenn man dieses Momentum in die Zukunft projiziere, "dann kann es durchaus sein, dass die Planungsgrundlagen, die wir bisher gehabt haben, vielleicht zu konservativ sind, dass es schneller gehen kann, dass es mehr sein kann".

Nach aktuellem Stand peilt Daimler in seiner Pkw-Sparte bis 2030 einen Absatzanteil elektrifizierter Autos von "mehr als 50 Prozent" an - darunter fallen sowohl rein elektrische Autos als auch Hybride. Zum Vergleich: Im ersten Quartal 2021 betrug der Anteil von E-Autos am Gesamtabsatz erst 10 Prozent, allerdings wächst dieser Sektor gerade stark. Details zu den Gedankenspielen, den Zielwert möglicherweise schneller zu erreichen, wollte Källenius auf Nachfrage nicht nennen.

Der EQS, den Daimler der Öffentlichkeit im Rahmen einer Onlineshow am Donnerstagabend präsentierte, ist aktuell das leistungsfähigste reine Elektroauto der Stuttgarter. Das neue Flaggschiff fällt optisch auf durch rahmenlose Türen, eine nahtlos in die Motorhaubenpartie übergehende Frontscheibe und ein 1,41 Meter breites Display im Inneren.

Leistungstechnisch kann es nach Meinung vieler Experten mit Autos großer Konkurrenten zumindest mithalten. Daimler sichert den Kunden eine Batteriereichweite von bis zu 770 Kilometern nach dem neuen Prüfstandard WLTP zu. Auch bei der Aerodynamik und den Ladezeiten sind die Versprechen groß. Zum Preis gibt es bisher keine Angaben. Es wird erwartet, dass der EQS im Sommer in die Autohäuser kommt.

Kritiker hatten dem Konzern immer wieder vorgeworfen, zu lange an eine goldene Zukunft von Benzin- und Dieselautos geglaubt und wertvolle Jahre bei der Entwicklung von E-Autos verschlafen zu haben. Inzwischen aber hat Källenius die Aufholjagd eingeläutet.

Mit Blick auf den derzeitigen Mangel an Computerchips, der auch die Autoindustrie trifft und teils zu Produktionsunterbrechungen führt, sagte Källenius den Sendern RTL und n-tv, man manage die Lage, aber die Probleme seien noch nicht überwunden. Man brauche "wahrscheinlich dieses Jahr", um das Gesamtsystem wieder in eine Balance zu bringen.

Frankfurt (Reuters) / STUTTGART (dpa-AFX)

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Bildquellen: JuliusKielaitis / Shutterstock.com

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