"Perfect storm"

Aus der Krise 2008 nichts gelernt: Zentralbank-Experte sieht globales Finanzsystem in Gefahr

24.01.18 15:50 Uhr

Aus der Krise 2008 nichts gelernt: Zentralbank-Experte sieht globales Finanzsystem in Gefahr | finanzen.net

Die letzte große Finanzkrise ist genau 10 Jahre her. Doch die Wirtschaftslage ist jetzt noch schlimmer als 2008, warnt ein Top-Ökonom. Schuldige gibt es zuhauf.

Werte in diesem Artikel
Aktien

0,14 GBP -0,06 GBP -28,95%

William White, ehemaliger Chefökonom der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) und Schweizer Chef des OECD-Prüfungsausschusses beurteilt die Situation des globalen Finanzsystems als äußerst angespannt. Für die aktuelle Lage macht der Experte insbesondere die Notenbanken verantwortlich.

Wer­bung

"Eine Reihe perverser Effekte"

"Alle Marktindikatoren ähneln derzeit sehr denen, die wir vor der Lehman-Krise gesehen haben, aber die Lehre daraus ist in Vergessenheit geraten", umschreibt White die aktuelle Situation. Neun Jahre lang hätten Notenbanken billiges Geld in die Märkte gedrückt, dies habe zu "einer Reihe perverser Effekte" geführt und insbesondere Schwellenländer in die Schuldenabhängigkeit getrieben. White diagnostiziert exzessives Kreditwachstum, zuletzt hatte sich 2007 vor Ausbruch der Finanzkrise ein ähnliches Bild gezeigt.

"Zentralbanker haben Öl ins Feuer gegossen"

Gegenüber dem britischen "Telegraph" nimmt White insbesondere die Politik der Zentralbanken in den vergangenen Jahren ins Visier. Diese hätten "mehr Öl ins Feuer gegossen", so der Experte gegenüber dem Blatt. Es ist nicht das erste Mal, dass White die Handlungen der Währungshüter kritisiert. Die Geldpolitik sei bereits so lange expansiv, dass es einen guten Grund brauche, um sie zu straffen, hatte er bereits Ende 2016 erklärt. Seitdem hat sich die Lage noch verschärft: "Dieses Mal halten die Zentralbanken einen besonders wilden Tiger am Schwanz", so White. Die globalen Schuldenquoten zum BIP sind seit 2008 um weitere 51 Prozent gestiegen und erreichten bei 327 Prozent ein neues Rekordhoch. Dies sei ein neues Phänomen in der Wirtschaftsgeschichte, erklärt der Ökonom.

Wer­bung

Tatsächlich tauchen fast täglich neue beunruhigende Beweise für eine zunehmende Kreditverschlechterung auf, warnt White. Konkret nennt White die britische Baugruppe Carillion, die im Januar Insolvenz anmelden musste, nachdem die Langfristschulden auf 900 Millionen Britische Pfund angeschwollen sind und auch in der Pensionskasse ein massives Loch klafft. Schuldner des Unternehmens, das 2017 noch Schuldscheine über 112 Millionen Pfund bei Investoren platziert hatte, dürften von ihrem Geld kaum etwas wiedersehen. Auch der Möbelhändler Steinhoff ist in einer ähnlichen Lage, nachdem der Konzern Schuldscheine als Finanzinstrument an Investoren ausgegeben hatte - auch in diesem Fall dürften Anleger wohl in die Röhre schauen.

Scharfe Kritik an QE

Dass gerade dieser Schuldscheinmarkt, der insbesondere in Deutschland eine lange Tradition hat, sich in den vergangenen Jahren zu einer Art Schattenbankwesen entwickelt hat, lastet White dabei auch den Zentralbanken an. QE und anhaltende Negativzinsen hätten das Kreditsystem verzerrt. Die expansive Geldpolitik der Notenbanker, allen voran der Europäischen Zentralbank hätten zur Verschärfung der Schuldenlage weltweit beigetragen, der Berater der OECD warnt in diesem Zusammenhang eindringlich vor einer neuen Finanzkrise.

Wer­bung

Es ist nicht das erste Mal, dass William White ein düsteres Bild für das globale Finanzsystem malt. Erst kürzlich hatte er gewarnt, dass die Zentralbanken eine Krise derartigen Ausmaßes nicht mehr in den Griff bekommen könnten. Er rechnet daher mit einem massiven Schuldenschnitt und einem riesen Bankenrettungsprogramm - 2008 lässt grüßen.

Redaktion finanzen.net

Ausgewählte Hebelprodukte auf Carillion

Mit Knock-outs können spekulative Anleger überproportional an Kursbewegungen partizipieren. Wählen Sie einfach den gewünschten Hebel und wir zeigen Ihnen passende Open-End Produkte auf Carillion

NameHebelKOEmittent
NameHebelKOEmittent
Wer­bung

Bildquellen: OECD

Nachrichten zu Steinhoff

Wer­bung

Analysen zu Steinhoff

DatumRatingAnalyst
23.04.2018Steinhoff International Sector PerformRBC Capital Markets
05.03.2018Steinhoff International Sector PerformRBC Capital Markets
01.03.2018Steinhoff International Sector PerformRBC Capital Markets
06.12.2017Steinhoff International NeutralGoldman Sachs Group Inc.
06.12.2017Steinhoff International Sector PerformRBC Capital Markets
DatumRatingAnalyst
04.09.2017Steinhoff International OutperformRBC Capital Markets
25.08.2017Steinhoff International OutperformRBC Capital Markets
03.07.2017Steinhoff International OutperformRBC Capital Markets
29.06.2017Steinhoff International kaufenNorddeutsche Landesbank (Nord/LB)
08.06.2017Steinhoff International overweightJP Morgan Chase & Co.
DatumRatingAnalyst
23.04.2018Steinhoff International Sector PerformRBC Capital Markets
05.03.2018Steinhoff International Sector PerformRBC Capital Markets
01.03.2018Steinhoff International Sector PerformRBC Capital Markets
06.12.2017Steinhoff International NeutralGoldman Sachs Group Inc.
06.12.2017Steinhoff International Sector PerformRBC Capital Markets
DatumRatingAnalyst
03.08.2017Steinhoff International SellGoldman Sachs Group Inc.

Um die Übersicht zu verbessern, haben Sie die Möglichkeit, die Analysen für Steinhoff nach folgenden Kriterien zu filtern.

Alle: Alle Empfehlungen

Buy: Kaufempfehlungen wie z.B. "kaufen" oder "buy"
Hold: Halten-Empfehlungen wie z.B. "halten" oder "neutral"
Sell: Verkaufsempfehlungn wie z.B. "verkaufen" oder "reduce"