Birkenstock-Aktie an der NYSE fester: JPMorgan nimmt Birkenstock in Bewertung auf
Überwiegend positive Ersteinschätzungen von Analysten haben die Aktien von Birkenstock am Montag im vorbörslichen Handel bewegt.
Die Papiere des deutschen Schuhherstellers knüpften auf der Handelsplattform Tradegate an ihre kräftige Erholung um fast 7 Prozent seit Donnerstag an. Allerdings notieren sie nach wie vor erheblich unter dem Ausgabepreis von 46 US-Dollar.
Die Birkenstock-Anteile gewannen im NYSE-Handel 0,80 Prozent auf 41,49 US-Dollar. Keiner der Analysten, die seit diesem Wochenende die Bewertung der Aktie aufnahmen, rät zum Verkauf. Das höchste Kursziel der Optimisten liegt bei 55 Dollar.
Vor rund einem Monat war das Unternehmen enttäuschend schwach an der New Yorker Börse NYSE gestartet. Der erste Kurs hatte am 11. Oktober bei 41 Dollar (38,70 Euro) gelegen und damit mehr als zehn Prozent unter dem Ausgabepreis. Danach waren sie sogar auf 35,83 Dollar gesunken, bevor eine Stabilisierung einsetzte.
Der Sandalenhersteller sei ein Traditionsunternehmen mit einem starken Führungsteam und vielschichtigem Wachstumspotenzial, schrieb JPMorgan-Analyst Matthew Boss und stufte die Aktie beim Kursziel von 48 Dollar mit "Overweight" ein. "Seit der Wahl von Oliver Reichert zum neuen Vorstandschef hat Birkenstock einen signifikanten Wandel vollzogen. Es veränderte sich von einem familiengeführten, produktorientierten Unternehmen hin zu einer weltweiten Schuhmarke mit breitem Portfolio", präzisierte sein Kollege Randal Konik vom Analysehaus Jefferies.
Dabei hob Konik auch den "treuen Kundenstamm" hervor, das Konzept, die verschiedenen Produktionsebenen innerhalb des Konzerns zu belassen, und die diversen Verkaufskanäle. Das alles sollte dazu beitragen, den adressierbaren Markt zu vergrößern und die Profitabilität aufrechtzuerhalten, erwartet er und bewertet die Aktie mit "Buy" und einem Ziel von 50 Dollar.
Louise Singlehurst, Analystin bei Goldman Sachs, rechnet zudem damit, dass neue Produktionskapazitäten zur Steigerung der Marktanteile beitragen und das Wachstum beschleunigen werden. Sie traut Birkenstock bis 2026 konservativ gerechnet ein Durchschnittswachstum von 18 Prozent zu und liegt in ihrer Erwartung dabei ähnlich hoch wie JPMorgan-Experte Boss.
Zudem verweist sie auf die größten Märkte des Unternehmens: "Im Geschäftsjahr 2022 produzierte Birkenstock insgesamt 29 Millionen Schuhpaare, wobei Amerika mit 54 Prozent Umsatzanteil der größte Markt war, gefolgt von Europa mit 36 Prozent." Unterstützt durch ein Nachlassen der Lieferengpässe bei gleichzeitiger Einführung neuer Produktionskapazitäten sieht sie daher gute Chance für weitere Marktanteilsgewinne sowie Wachstumschancen in Bereichen Schuhe für bestimmte Berufe und Schuhe für Kinder.
Ein starkes Wachstumspotenzial sieht auch UBS-Analyst Jay Sole für den Hersteller aus Linz am Rhein. Ihm zufolge ist dies jedoch bereits ausreichend im Aktienkurs eingepreist. Neben seiner neutralen Basis-Bewertung sieht er in einem optimistischen Szenario zugleich weitere Wachstumsmöglichkeiten in Asien. In einem pessimistischen Szenario könnte sich das Wachstum indes verlangsamen. Gefahren sieht er hier vor allem im Verfehlen der Erwartungen in den nicht zu der Kernkategorie zählenden Produkten wie geschlossene Schuhe und Schaumschuhe aus Ethylen-Vinylacetat (Eva).
Zum Börsengang vor einem Monat noch hatte vor allem Kritik hervorgerufen, dass Birkenstock mit seinem Erlösanteil aus dem Börsengang vor allem Schulden abbauen wollte. Das erscheine "ambitionslos", hatte etwa Analyst Michael Hewson vom Londoner Wertpapierhaus CMC Markts kritisiert. Kritisiert worden war obendrein die etwa viermal so hohe Bewertung wie die des Kultstiefelherstellers Dr. Martens.
Birkenstocks Ursprünge reichen nach Unternehmensangaben bis ins Jahr 1774 zurück. Vor fast 250 Jahren legte Schuhmacher Johannes Birkenstock das Fundament für "eine Schumacherdynastie". Das Unternehmen bezeichnet sich selbst als "Erfinder des Fußbetts". Vom einstigen Ökolatschen-Image lösten sich die Sandalen nach und nach und entwickelten sich in den vergangenen Jahren zunehmend zum Mode-Accessoire, auch durch Kooperationen mit Edel-Marken wie Dior und Manolo Blahnik.
Durch den Börsengang im Oktober nun wurden insgesamt knapp 1,5 Milliarden Dollar in die Kassen gespült. Etwa zwei Drittel davon gingen allerdings an den Haupteigentümer L Catterton, der mit dem Luxuskonzern LVMH verbandelt ist.
/ck/ag/jha/
FRANKFURT/NEW YORK (dpa-AFX)
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