"Lose-Lose-Situation"

Starinvestor George Soros: Der Brexit könnte rückgängig gemacht werden

28.06.17 15:53 Uhr

Starinvestor George Soros: Der Brexit könnte rückgängig gemacht werden | finanzen.net

Die Investorenlegende George Soros wurde bekannt für seine Wette gegen das britische Pfund 1982. Im Brexit sieht der Starinvestor nun eine klare Gefahr - und das für alle Beteiligten.

Am 23. Juni 2016 stimmte die Mehrheit der Bürger aus dem Vereinigten Königreich für einen Austritt aus der Europäischen Union. In diesem Jahr fiel der Startschuss der Brexitverhandlungen. Die britische Premierministerin Theresa May legte beim EU-Gipfel im Juni diesen Jahres in Brüssel bereits die ersten Pläne des Vereinigten Königreichs zum Austritt aus der Union vor. Laut George Soros sollte sich Großbritannien diesen Schritt noch einmal gründlichst überlegen. Auch ein Rücktritt vom Brexit wäre für ihn durchaus denkbar.

Brexit eine "Lose-Lose-Situation"

George Soros, der 86-jährige Starinvestor findet zum Brexit klare Worte: Bei dem Austritt Großbritanniens aus der EU handle es sich um eine "Lose-Lose-Situation". Großbritannien nähere sich einem Umkehrpunkt, wirtschaftlich wie politisch, so Soros in einem Interview mit der britischen Tageszeitung "Daily Mail". Schon bald werde Großbritannien "von der wirtschaftlichen Realität eingeholt" werden. Der Brexit könne zwar "nicht ungeschehen gemacht" werden, dennoch könnten sich Meinungen ändern. Der beste Ausgang für beide Seiten sei, so der Multimilliardär Soros, eine erneute "Ehe" zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich, und diese am besten "bevor sie getrennt sind". Hierbei untermauert er vor allem die Stellung der Premierministerin. Theresa May müsse nun dafür sorgen, dass die Europäische Union zusammen mit Großbritannien eine angemessene Vereinbarung zu finden, um die wirtschaftliche Stärke Großbritanniens wiederherzustellen. Auch im Hinblick auf ihre politische Zukunft.

Britische Wirtschaft im Sinkflug

Die Fakten geben dem betagten Investor recht. Seit dem Brexit-Votum im vergangenen Jahr hat sich das britische Pfund von seinen Verlusten nicht erholt. Mit fast drei Prozent befindet sich die Inflation in Großbritannien auf dem höchsten Stand seit vier Jahren, eine weitere Wachstumsbelastung laut Analysten. Des Weiteren fielen die Reallöhne in diesem Monat stärker als erwartet. Eine rückläufige Kaufkraft, die auf das schwache Pfund und somit unmittelbar auf das Brexit-Votum im letzten Jahr zurückgeht. Alles für den milliardenschweren Investor Soros Warnsignale vor dem Brexit. Laut Soros werden die Menschen, welche zuvor noch für einen Ausstieg aus der EU stimmten, schon bald "erkennen, dass ihr Lebensstandard sinkt". Noch schlimmer mache es die Tatsache, dass sie erkennen würden, dass "sie überschuldet sind und sie ihre Schulden aber zurückzahlen müssen".

Schon kurz nach dem Brexit Votum der Briten warnte Soros vor dem Austritt und den politischen und wirtschaftlichen Erschütterungen, welche nun auf Großbritannien zurollen. In einem Gastbeitrag im "The Guardian", unmittelbar vor dem Brexit-Referendum, machte er die Briten ebenfalls darauf aufmerksam, welche Auswirkungen ein mögliches "Yes"-Votum zum Austritt für jeden Einzelnen von ihnen haben werde: "Zu viele glauben, dass ein Votum zum EU-Austritt keine Folgen auf ihre persönliche Finanzlage haben wird. Das ist Wunschdenken", so Soros in dem Beitrag.
Ob es tatsächlich zu einem Exit vom Brexit kommen wird, bleibt abzuwarten.

Redaktion finanzen.net

Bildquellen: Manuel Balce Ceneta/AP, ERIC PIERMONT/AFP/Getty Images