"Hinrichtung der Rentner"

Athener Presse übt scharfe Kritik vor dem EU-Gipfel

25.06.15 09:00 Uhr

Athener Presse übt scharfe Kritik vor dem EU-Gipfel | finanzen.net

Die griechische Presse charakterisiert den heute beginnenden EU-Gipfel als einen der wichtigsten in der Geschichte Europas und spart nicht mit Seitenhieben gegen die Geldgeber.

"D-Day. Europa entscheidet über seine Zukunft", titelt die Parteizeitung der in Athen regierenden Linkspartei, "I Avgi". Das Blatt druckt wieder die erste Seite der satirischen französischen Zeitschrift Charlie Hebdo vom Vortag. Darauf ist die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF) Christine Lagarde zu sehen, die den Kopf eines Griechen in einem Eimer voll Wasser drückt. "Ertränkt einen Griechen - Rettet Europa", lautet der Tenor.

Die linke Zeitung "Efimerída ton Syntaktón" titelt: "Bis hier und keinen Schritt weiter". Tsipras habe die extremen Forderungen der Gläubiger abgelehnt. Es sei eine seltsame Entscheidung der Gläubiger, eine härtere Besteuerung der Reichen abzulehnen.

Die Athener Zeitung der politischen Mitte "Ta Nea" titelt: "Tsipras gibt nicht nach. Er fordert Regelungen für den Schuldenberg Griechenlands zum Austausch für harte Sparmaßnahmen."

Die Boulevardzeitung "Ethnos" titelt: "Kampf um die Schulden". Die ganze Nacht durch feilschten die Europäer um eine Lösung zu finden.

Die konservative Zeitung "Eleftheros Typos" sieht hinter der harten Haltung des IWF einen "deutschen Drahtzieher".

Das satirische Blatt "To Pontiki" hat auf der Titelseite eine makabre Karikatur. Die Zahl acht Milliarden Euro (die Höhe der neuen Sparmaßnahmen) wird darauf mit einer Acht und die neun Nullen als Schlingen darstellt. "Europa der Schande", lautet der Tenor. Die Gläubiger fordern die "Hinrichtung der Rentner".

Auch aus der Syriza-Partei von Ministerpräsident Tsipras kommen harschee Töne. Ein Specher der Partei bezeichnete die Forderungen der Geldgeber als "Erpressung gegen Griechenland" die einen neuen Höhepunkt erreicht habe. Syriza beharrt weiter darauf, dass es eine Einigung nur in Verbindung mit einer Schuldenerleichterung geben könne.

Die Verhandlungen zwischen Tsipras und den Chefs der Gläubigerinstitutionen über einen Kompromiss sind in der Nacht ohne einen Durchbruch beendet worden. Angaben aus Verhandlungskreisen sollen die Gespräche auf Spitzenebene an diesem Donnerstag um 09.00 Uhr (MESZ) fortgesetzt werden. Die Euro-Finanzminister treffen sich dann anschließend ab 13:00 Uhr. /tt/DP/stb

ATHEN (dpa-AFX)

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