thyssenkrupp klagt gegen EU-Verbot von Stahl-Joint-Venture mit Tata
Der Industriekonzern thyssenkrupp reicht wie angekündigt Klage beim Gericht der Europäischen Union (EuG) in Luxemburg gegen das Verbot der Stahlfusion mit Tata Steel ein.
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Das Unternehmen halte die Entscheidung der EU-Kommission, den Zusammenschluss wegen Wettbewerbsbedenken zu untersagen, für falsch, erklärte Vorstand Donatus Kaufmann. Die Essener rechnen aber nicht damit, dass sie auf diesem Weg die Fusion doch noch durchsetzen können. Sie messen der Klage, die in der ersten Instanz zwei bis drei Jahre in Anspruch nehmen dürfte, grundsätzliche Bedeutung zu. Die Aktie lag am Mittag deutlich im Plus.
Durch den Zusammenschluss wäre Europas zweitgrößter Stahlkonzern mit rund 48 000 Mitarbeitern und Werken in Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden entstanden. thyssenkrupp wollte damit die Abhängigkeit vom schwankenden Stahlgeschäft verringern, das unter Überkapazitäten und dem Wettbewerbsdruck aus Asien leidet. "Die Konsolidierung der europäischen Stahlindustrie ist nach wie vor richtig und notwendig, das zeigt auch die aktuell für die Stahlhersteller kritische Marktsituation," so Kaufmann.
Die EU-Kommission hatte im Juni den geplanten Zusammenschluss der Stahlsparte von thyssenkrupp mit dem europäischen Geschäft von Tata Steel untersagt, weil sie den Wettbewerb bei bestimmten Stahlsorten für gefährdet hielt. Die von thyssenkrupp und Tata Steel gemachten Zugeständnisse hielt die Behörde für nicht ausreichend. Die EU-Wettbewerbshüter stehen auch weiter zu ihrem Beschluss in Sachen thyssenkrupp und Tata. "Die EU-Kommission wird ihre Entscheidung vor Gericht verteidigen", sagte eine Sprecherin der Brüsseler Behörde.
Der Vorstand warf der Kommission dagegen vor, bei Verpackungsstahl und Blechen für die Autoindustrie erstmals eine so enge Marktabgrenzung vorgenommen zu haben. Die Überkapazitäten und der hohe Importdruck aus Asien schafften ein Umfeld, in dem das geplante Gemeinschaftsunternehmen mit Tata Steel den Wettbewerb nicht beeinträchtigt hätte, erklärte Kaufmann. "Deshalb reichen wir Klage ein."
In Branchenkreisen wird darauf verwiesen, dass die EU-Kommission im vergangenen Jahr dem weltgrößten Stahlkonzern ArcelorMittal erlaubt habe, die italienische Stahlfirma Ilva zu übernehmen. ArcelorMittal hatte sich verpflichtet, eine Reihe von Stahlwerken zu verkaufen.
Für thyssenkrupp hatte das Platzen des Geschäfts unmittelbare Folgen. Das Management unter Führung von Guido Kerkhoff musste einen Strategieschwenk vornehmen und die geplante Aufteilung des Unternehmens in zwei Gesellschaften absagen. Die Abhängigkeit vom volatilen und kapitalintensiven Stahlgeschäft ist damit wieder gestiegen. Kerkhoff stieß daher einen umfassenden Umbau des derzeit Verluste schreibenden Konzerns an und sucht nun für verschiedene Industriegeschäfte Partner. Um Geld in die Kasse zu bekommen, soll das Aufzuggeschäft teilweise an die Börse gebracht werden, dabei wird auch zeitgleich ein möglicher Verkauf - ganz oder teilweise - geprüft, nachdem eine Reihe von Interessenten beim Konzern angeklopft hatten.
/nas/hff/fba
ESSEN (dpa-AFX)
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