"Debatte anstoßen"

Rheinmetall-Aktie zeitweise vom Handel ausgesetzt: Heftige Gewinnmitnahmen belasten

14.06.24 17:53 Uhr

Rheinmetall-Aktie zeitweise vom Handel ausgesetzt: Starke Gewinnmitnahmen ziehen wohl Stop-Loss-Aufträge nach sich | finanzen.net

Über die Aktien von Rheinmetall und andere deutsche Rüstungswerte ist am Freitag wieder einmal eine Welle der Gewinnmitnahmen geschwappt.

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Die Kursentwicklung bei Rheinmetall ähnelte mit einem plötzlichen Einbruch jener vom 9. April, als die Aktien erstmals von ihrem Rekordhoch bei knapp 572 Euro eingebrochen waren.

Bis zu neun Prozent verlor der Rheinmetall-Kurs im XETRA-Handel zwischenzeitlich und rutschte dabei am Freitag deutlich unter die Marke von 500 Euro, die seit dem Rückschlag vom Rekordhoch immer wieder Unterstützung geboten hatte. Wegen hoher Volatilität wurde die Aktie heute zeitweise vom Handel ausgesetzt. Letztendlich relativierte sich der Kursverlust zwar wieder etwas auf 5,30 Prozent. Mit 479,20 Euro blieben die Rheinmetall-Aktien aber unter dieser Marke. Die 100-Tage-Linie, die ein beliebter Indikator für den mittelfristigen Trend ist, wurde zeitweise unterschritten - zuletzt konnte sich die Titel von dieser wieder etwas nach oben absetzen.

Die Schwäche erstreckte sich am Freitag auch auf andere deutsche Rüstungsaktien, die zuletzt schon deutlicher als Rheinmetall von ihren Rekordhöhen abgerückt waren. HENSOLDT setzte die jüngste Korrektur mit zwischenzeitlich bis zu vier Prozent fort, das Minus relativierte sich aber etwas auf zuletzt 2,3 Prozent. Der Kurs des MDAX-Konzerns stabilisierte sich via XETRA an der 200-Tage-Linie, zu der Rheinmetall noch ein großes Polster hat.

Bei RENK betrug das Freitagsminus zuletzt 6,8 Prozent nach einem Spitzen-Tagesverlust von neun Prozent. Seit dem Rekordhoch von Anfang April ist der Kurs des Panzergetriebe-Spezialisten nun schon um mehr als 40 Prozent abgesackt. Im Vergleich zu ihrem Ausgabepreis beim Börsengang im Februar, der 15 Euro betragen hatte, bleiben sie mit 23,14 Euro aber komfortabel im Plus.

Rheinmetall wehrt sich gegen Kritik zum BVB-Sponsoring

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat die Kritik an seinem Sportsponsoring zurückgewiesen. Die Werbeverträge sollten eine Debatte anstoßen, "ob solch ein Engagement eines Rüstungskonzerns nun, nach der Zeitenwende, normal ist oder eben noch nicht", sagte Peter Sebastian Krause als Personalvorstand des Düsseldorfer DAX-Unternehmens der "Süddeutschen Zeitung". Bislang sei die Resonanz sehr erfreulich, sagte der Manager. Rheinmetall hatte zuletzt Verträge mit Champions-League-Finalist BVB (Borussia Dortmund) und Eishockey-Traditionsclub Düsseldorfer EG abgeschlossen.

Nach Bekanntgabe des Rheinmetall-Deals hatte es große Kritik für den BVB gegeben. Pazifisten, Menschenrechtsorganisationen und auch Teile der Fans hatten die Dortmunder dafür kritisiert, dass sie Geld von einem Rüstungskonzern nehmen.

Das Sponsoring habe auch den Grund, "mehr Sichtbarkeit und Aufmerksamkeit bei potenziellen Bewerbern" zu erzeugen, so Krause. Rheinmetall muss aufgrund der großen Nachfrage nach Rüstungsgütern nach eigenen Angaben im laufenden Jahr 5000 Stellen in Deutschland besetzen.

Deutschlands größter Rüstungskonzern ist mit seinen rund 30 000 Beschäftigten auf Wachstumskurs, nach dem russischen Angriff auf die Ukraine schnellte die Nachfrage nach Munition, Panzern und Flugabwehr-Geschützen in die Höhe. Seit Anfang 2022 stieg der Auftragsbestand um rund 10 Milliarden Euro auf 24 Milliarden Euro an, der Umsatz soll in diesem Jahr 10 Milliarden Euro erreichen.

Rheinmetall will Conti-Mitarbeiter übernehmen

Der Rüstungskonzern Rheinmetall will vom Autozulieferer Continental gezielt dort nicht mehr benötigte Mitarbeiter übernehmen. Das sehe eine nun unterzeichnete Absichtserklärung vor, teilten beide Unternehmen am Freitag mit. So sollen bis zu 100 Mitarbeiter des vor der Schließung stehenden Conti-Bremsenwerks in Gifhorn zu Rheinmetall nach Unterlüß in der Lüneburger Heide wechseln. Der Rüstungskonzern errichtet dort eine neue Munitionsfabrik.

"Hier passt alles zusammen", sagte Rheinmetall-Personalvorstand Peter Sebastian Krause laut Mitteilung. "Wir sind davon überzeugt, dass die Continental-Beschäftigten hervorragende Qualitäten mitbringen, die für uns bei Rheinmetall von hohem Wert sein können." An weiteren Conti-Standorten sollen die dortigen Mitarbeiter gezielt über mögliche Perspektiven bei Rheinmetall informiert werden.

"Die tiefgreifenden Veränderungen in allen Industrien lassen sich nur gemeinsam bewältigen", sagte Continental-Personalvorständin Ariane Reinhart. Für Zulieferer sei Rheinmetall nun bereits der dritte Partner im Rahmen der Initiative "Von Arbeit in Arbeit". Ziel sei es, "den Beschäftigten der von der Transformation betroffenen Standorte neue Perspektiven zu ermöglichen", so Reinhart. Der Zulieferer will neben Gifhorn auch die Standorte Schwalbach und Wetzlar in Hessen dicht machen.

Dritter Partner nach Stiebel Eltron und Siemens

Conti hatte vor knapp einem Jahr angekündigt, sein defizitäres Bremsenwerk in Gifhorn bis Ende 2027 zu schließen und sucht seither gezielt nach Unternehmen, die einen Teil der bisher 900 Mitarbeiter übernehmen. Der Haustechnikhersteller aus Stiebel Eltron hat bereits angekündigt, einen Teil des Werkes und 300 Mitarbeiter zu übernehmen, um dort künftig Teile für Wärmepumpen herzustellen. Siemens Mobility will bis zu 100 Mitarbeiter für sein Bahntechnikwerk in Braunschweig übernehmen.

Rheinmetall rechten angesichts des sprunghaften Anstiegs der Waffennachfrage seit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine mit einem stark wachsenden Geschäft. In Unterlüß wurde im Februar mit dem Bau einer neuen Munitionsfabrik begonnen. Bereits im kommenden Jahr solle die Produktion anlaufen. Unterlüß ist bereits der größte Produktionsstandort des Rüstungskonzerns. Neben Munition werden hier auch Militärfahrzeuge wie der Schützenpanzer Puma hergestellt. Derzeit hat Rheinmetall an dem Standort 2500 Mitarbeiter.

/tas/DP/men

DÜSSELDORF (dpa-AFX) /

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