Deutsche Börse-Chef Weimer: Haben noch operativen Spielraum
Die Deutsche Börse verspricht ihren Aktionären trotz Rückgängen bei Umsatz und Gewinn im ersten Quartal ein erneut erfolgreiches Jahr.
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"Wir haben noch operativen Spielraum", bekräftigte Deutsche Börse-Konzernchef Theodor Weimer in einem am Mittwoch veröffentlichten Entwurf seiner Rede zur diesjährigen Hauptversammlung des DAX-Konzerns. Auch für den Fall, dass sich die Märkte schlechter entwickeln als erwartet, sei vorgesorgt. Das Aktionärstreffen findet am kommenden Mittwoch (19.5.) statt, wegen der Pandemie erneut als Online-Veranstaltung.
Der Vorstand hat sich im Rahmen der im Herbst vorgestellten Strategie "Compass 2023" unter anderem vorgenommen, die Nettoerlöse im laufenden Jahr um knapp zehn Prozent auf rund 3,5 Milliarden Euro zu steigern. Bis 2023 sollen die Erlöse dann auf rund 4,3 Milliarden Euro steigen. Dieses Plus soll rund zur Hälfte aus Übernahmen kommen. Der unbereinigte Gewinn soll im laufenden Jahr auf rund 2,0 Milliarden Euro steigen.
Nach einem Rekordgewinn 2020 sollen die Aktionäre für das abgelaufene Geschäftsjahr mit drei Euro je Anteilsschein eine um zehn Cent höhere Dividende erhalten. "Mir ist bewusst: Angesichts unseres starken Jahres 2020 hätten wir auch etwas mehr Dividende ausschütten können", räumte Weimer ein. "Aber wir brauchen auch Geld für weiteres Wachstum durch Zukäufe."
Weimer verteidigt Rolle der Deutschen Börse im Fall Wirecard
Deutsche-Börse-Chef Theodor Weimer hat sein Unternehmen im Fall Wirecard in Schutz genommen. "Dass wir Wirecard im September 2018 in den DAX-Index aufnahmen, war kein Versehen", so Weimer laut einem Entwurf seiner Rede auf der virtuellen Hauptversammlung der Deutschen Börse in der kommenden Woche.
Nach geprüfter Zahlenlage habe Wirecard sehr gut dagestanden. "Wir mussten den Zahlen vertrauen. Wir prüfen formelle Voraussetzungen. Wir prüfen nicht, ob die Zahlen materiell richtig sind. Das kann keine Börse der Welt leisten. Das ist die Aufgabe von Unternehmensführung und Wirtschaftsprüfern", rechtfertigte Weimer die Aufnahme von Wirecard in den deutschen Leitindex.
Dennoch sparte Weimer nicht an Selbstkritik: "Es gab Anzeichen, es gab Skepsis, aber viele wollten an den Erfolg glauben. Wir hätten auf die Leerverkäufer hören sollen. Auf den Markt. Und auf die 'Financial Times'", erklärte der Börsenchef laut Redetext. "Wir alle haben uns täuschen lassen."
Erste Insolvenz eines DAX-Unternehmens schwerer Schlag für deutschen Kapitalmarkt
Die erste Insolvenz eines DAX-Unternehmens sei "ein schwerer Schlag für das Vertrauen in den deutschen Kapitalmarkt" gewesen, auf die die Deutsche Börse reagiert habe etwa durch eine Verschärfung des DAX-Regelwerks. Der DAX 40 gehe im September live und werde ein "differenzierteres Bild der deutschen Wirtschaft" zeichnen, so Weimer.
Mit Blick auf die Coronakrise unterstrich Weimer die Bedeutung der Staaten und Zentralbanken: Ohne die gigantischen Rettungsprogramme und die Füllhörner der Zentralbanken hätten große Teile der Wirtschaft die Krise nicht bewältigt. Die konzertierte Aktion von Regierungen und Zentralbanken habe die Wirtschaft vor dem "Totalabsturz" gerettet.
Zugleich mahnte Weimer an, dass die Staaten ihre Interventionen wieder zurückfahren müssten. "Die Politik des billigen Geldes heizt die rasant steigende Staatsverschuldung weiter an. Und die Verschuldung nimmt künftigen Generationen die Luft zum Atmen."
FRANKFURT (dpa-AFX)/FRANKFURT (Dow Jones)
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