Toyota will mit Neuordnung Fluch des "10-Millionen-Clubs" umgehen

Dies ist die Schwelle für globale Jahresabsatzzahlen, an der die weltgrößten Autobauer häufig stolpern. Bislang haben nur drei Hersteller sich dieser Marke genähert oder sie überschritten - General Motors, Volkswagen und Toyota - und alle drei hatten danach Probleme.

   2009, als Toyota sich der Schwelle näherte, wurde der Konzern von Beschwerden über unbeabsichtigte Beschleunigungen seiner Fahrzeuge getroffen. Toyota musste Millionen von Fahrzeugen zurückrufen und 1,2 Milliarden US-Dollar für die Beilegung einer strafrechtlichen Ermittlung in den USA zahlen. Als nächstes kam der GM-Konzern, der lange Zeit die Krone des weltgrößten Autobauers trug. Das US-Unternehmen rief 2014 Millionen von Fahrzeuge wegen fehlerhafter Zündschlüssel zurück, die mit 120 Todesfällen in Verbindung gebracht wurden. Volkswagen erreichte die 10-Millionen-Marke 2014, hat aber ebenfalls mit Rückrufen, Klagen und Strafgebühren zu kämpfen, nachdem der deutsche Hersteller einräumte, bei Dieselabgastest betrogen zu haben.

Größer heißt nicht unbedingt besser

Nun, da Toyota in zwei Jahren hintereinander 10 Millionen Fahrzeuge verkauft hat, wolle Präsident Akio Toyoda vermeiden, den Autogott zu erzürnen, wie einige Personen bei dem Autobauer es formulierten. Im März wolle Toyoda die strukturellen Veränderungen und Änderungen im Management darlegen, mit denen der Autokonzern beweglicher gemacht werden solle, sagten mit der Sache vertraute Personen.

   "In der Vergangenheit war größer gleichbedeutend mit besser, und deshalb haben wir alle expandiert", sagte ein hochrangiger Manager bei Toyota. "Aber bei dieser Größe sind wir an einen Punkt gekommen, dass zu groß zu sein vielleicht keine gute Sache ist."

   Der Präsident wolle das Unternehmen in Einheiten neu organisieren, die sich auf Fahrzeuggröße und -art konzentrieren, wie eine informierte Person sagte. Eine Einheit könnte für das Kompaktwagengeschäft verantwortlich sein, während eine andere sich um die Limousinen kümmert. Andere Sparten könnten sich auf Nutzfahrzeuge oder andere Geschäftssegmente fokussieren.

   In der seit 2013 bestehenden Struktur kümmerte sich eine Sparte um die entwickelten Märkte und eine andere um die Schwellenländer. Ein dritter Geschäftsbereich war für Bauteile wie Motoren oder Getriebe zuständig, während ein vierter Toyotas Luxusmarke Lexus umfasste. Es blieb zunächst unklar, ob die neue Struktur diese bestehende ersetzen, oder neben ihr existieren soll.

Management soll verjüngt werden

Laut einem Informanten plant Toyoda, relativ junge Mitglieder seines Managementteams zu Leitern dieser neue Sparten zu berufen. Ziel sei eine Beschleunigung von Entscheidungsfindungsprozessen. Zudem soll eine neue Generation von Führungskräften umworben werden.

   Der seit 2009 als Präsident amtierende Toyoda glaube, er habe die Hälfte seiner Zeit an der Konzernspitze schon hinter sich, sagte eine der Personen.

   Ein Sprecher des Toyota-Konzerns wollte sich dazu nicht äußern.

   Toyota hat einen langen Weg hinter sich, seit Toyodas sein Amt vor sieben Jahren angetreten hat. Kurz zuvor hatte der Autobauer wegen der globalen Finanzkrise seinen ersten Jahresverlust seit Jahrzehnten ausgewiesen. Seitdem hat Toyota eine ganze Reihe von Krisen überstanden, neben den Rückrufen unter anderem 2011 die Erdbeben- und Tsunamikatastrophe in Japan und Überschwemmungen in Thailand. Der Aktienkurs hat sich in sieben Jahren fast verdoppelt, und in diesem Jahr erwartet der Autobauer sein drittes Jahr mit Rekordgewinnen in Folge.

   Die bevorstehende Reorganisation bei Toyota ist die bislang jüngste in einer ganzen Reihe unter Toyoda. So verkleinerte er 2011 das Board des Konzerns von 27 auf 11 Mitglieder. Im vergangenen Jahr gab der Präsident den Leitern der 2013 gegründeten Geschäftsbereiche mehr Macht und berief zudem mehrere Ausländer auf hochrangige Posten, um eine Pyramidenstruktur aufzubrechen, die lange Zeit von japanischen Managern dominiert wurde.

   Suche Umstrukturierungen seien für Mitglieder des 10-Millionen-Clubs unumgänglich, wenn sie weiter wachsen wollten, hatte Toyoda gesagt. "Wir sind uns der Schwere unserer Verantwortung und dessen, was es bedeutet, zehn Millionen Fahrzeuge im Jahr zu verkaufen, schmerzhaft bewusst", sagte er im März vergangenen Jahres zu Investoren. "Wir können nicht über zukünftiges Wachstums reden, wenn wir nicht mit neuen Wegen aufwarten, um unsere Arbeit zu tun."

  

TOKIO (Dow Jones)