"Nicht mehr auszuschließen"

Wirtschaftsministerium hält "Technische" Rezession in Deutschland für möglich

16.03.23 10:51 Uhr

Wirtschaftsministerium hält "Technische" Rezession in Deutschland für möglich | finanzen.net

Das Bundeswirtschaftsministerium hält eine technische Rezession in Deutschland für möglich, erwartet aber nur einen begrenzten Abschwung.

Die Dynamik der wirtschaftlichen Entwicklung habe laut der Detailmeldung des Statistischen Bundesamts zum Jahresende 2022 merklich nachgelassen, und das Bruttoinlandsprodukt sei im vierten Quartal um 0,4 Prozent zurückgegangen, schreibt das Ministerium in seinem Monatsbericht.

"Eine 'technische' Rezession mit zwei aufeinanderfolgenden Quartalsrückgängen ist jetzt nicht mehr auszuschließen." "Der positive Verlauf bei den Konjunktur- und Frühindikatoren spricht jedoch dafür, dass der zu erwartende wirtschaftliche Abschwung eher begrenzt und vorübergehend sein dürfte."

Aufgrund der hohen Inflation sei es zu Kaufkraftverlusten und Konsumzurückhaltung gekommen, was zu einem spürbaren Rückgang des privaten Verbrauchs geführt habe. Die Ausrüstungs- und Bauinvestitionen hätten unter steigenden Zinsen und den immer noch bestehenden Lieferengpässen gelitten. Die Industrieproduktion habe zu Jahresbeginn stark expandiert und somit die Verluste im Dezember wieder ausgeglichen. Zusammen mit den steigenden Auftragseingängen im Januar ergebe sich ein Konjunkturbild, "das lediglich eine milde Abschwächung der wirtschaftlichen Aktivität über das Winterhalbjahr nahelegt".

Mit Blick auf die Inflation betonte das Wirtschaftsministerium, inzwischen seien Nahrungsmittel der größte Preistreiber, nicht nur wegen ihres hohen Gewichts am Warenkorb, sondern auch, weil sie mittlerweile eine höhere Teuerung als die Energieträger aufwiesen. "Der Preisauftrieb gewinnt damit an Breite - infolge der im Jahresverlauf 2022 erfolgten Kostensteigerungen auf vorgelagerten Preisstufen vor allem bei Energieträgern -, die nach und nach weitergegeben werden", so das Ministerium.

Die Entwicklung am Arbeitsmarkt bleibe, trotz des gesamtwirtschaftlichen Abschwungs im Schlussquartal 2022, unauffällig und beständig. Der Beschäftigungsaufbau habe sich zuletzt spürbar weiter fortgesetzt und die Zahl der Arbeitslosen sei nahezu konstant geblieben. "Angesichts des Fachkräftemangels bleiben die Unternehmen auf Personalsuche", stellte das Wirtschaftsministerium fest.

Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones)

Bildquellen: Lightspring / Shutterstock.com, Immersion Imagery / Shutterstock.com