DAX rutscht kurzzeitig auf unter 9.400 Zähler ab
Bereits zum Handelsbeginn ist der DAX unter die 10.000 Punkte-Marke eingebrochen. Im weiteren Verlauf ging es jedoch noch deutlich tiefer abwärts.
Das Börsenbarometer fiel zum Börsenstart in Frankfurt bereits um 3,19 Prozent auf 9.805,72 Punkte und damit unter die psychologisch wichtige Marke von 10.000 Zählern. Im weiteren Verlauf notierte der DAX anhaltend deutlich im Minus, das Tagestief erreiche der DAX bei 9.338,20 Punkten, das Tageshoch bei 9.935,53 Zählern. Damit ist der Leitindex auch auf Jahressicht ins Minus gerutscht. Im April hatte das Börsenbarometer noch bei 12.390,75 Punkten eine Bestmarke gesetzt. Erst im späten Handel konne sich der DAX noch einmal etwas erholen, erreichte die 10.000-Punkte-Marke jedoch nicht einmal mehr annähernd. Er beendete den Handelstag schließlich mit einem Minus von 4,7 Prozent bei 9.648,43 Zählern.
Hunderte Milliarden Euro an Europas Börsen ausgelöscht
Die Angst vor einer ausgeprägten Wachstumsschwäche in China hat am Montag in Europa damit mehrere hundert Milliarden Euro an Börsenwert vernichtet. Die europäischen Finanzmärkte fielen zwischenzeitlich um knapp drei Prozent auf den tiefsten Stand seit sieben Monaten. Das entspricht einem Wert von 230 Milliarden Euro. Weltweit verzeichneten die Börsen zu Wochenbeginn heftige Kursverluste. "Wir sind mitten in einer Panikattacke und China ist das Epizentrum", schrieben die Analysten von JP Morgan Cazenove in einer Studie.
Chinesische Wirtschaft und fallende Rohstoffpreise
Grund der jüngsten Kursturbulenzen sind einmal mehr Sorgen um eine harte Landung der chinesischen Wirtschaft und den Auswirkungen auf die globale Konjunktur. Hinzu kommt der weitere Verfall der Rohstoffpreise. Die schlechte Stimmung an den Aktienmärkten erscheine fast schon erdrückend, schrieb Marktstratege Mislav Matejka von der US-Bank JPMorgan in einer Studie. Die Konjunkturdaten würden das negative Bild allerdings nicht unbedingt untermauern. Der Markt erscheine beinahe überverkauft. Ein Grund für das Ausmaß der Kursverluste sehen Händler auch in den für August typischen geringen Handelsvolumina, die die Kursbewegungen noch verstärkten.
Kursrutsch am Freitag
Bereits am späten vergangenen Freitagabend durchbrach der Future auf den Index (FDAX) vorübergehend diese psychologisch wichtige Marke und fiel bis auf 9.980 Zähler. Anschließend berappelte er sich etwas und ging bei 10.035 Punkten aus dem Handel. Vorbörslich ging es am Montag bereits rund 4 Prozent auf 9.731 Punkte südwärts. Hintergrund für den jüngsten Kursrutsch am Abend war wieder einmal die Entwicklung an den New Yorker Börsen. Hier rauschte der Dow Jones um mehr als 3 Prozent in die Tiefe und erlitt damit den größten Wochenverlust seit fast vier Jahren. Denn mit den Aktienkursen geht es in New York schon seit Tagen nach unten und das mit zunehmender Geschwindigkeit.
Asien bis US-Zinswende - Schwankender DAX erwartet
Die Gemengelage aus mehreren belastenden Faktoren, die dafür verantwortlich ist, dürfte Experten zufolge auch den deutschen Aktienmarkt weiter beeinflussen. Die Unsicherheiten - von Asien bis Zinswende - sollte für eine angespannte Stimmung sorgen. Marktbeobachter stellen sich daher auf einen stark schwankenden DAX ein. Robert Halver, Chefanalyst der Baader Bank, geht davon aus, dass der DAX mit Gegenbewegungen versuchen wird, sich gegen weitere Verluste zu stemmen und sich daher schwankungsfreudig entwickele.
Insgesamt dürfte die kommende Woche unter schlechten Sternen stehen. Wegen der Ferienzeit seien die Wochen um August und September für die Börse ohnehin schwierig, sagte Halver. Im Sommerloch wird weniger gehandelt und bei einem schwachen Volumen können die Börsen von vergleichsweise wenigen Marktteilnehmern stark bewegt werden. Zu dem alljährlichen saisonalen Effekt gesellen sich aber nun Sorgen um die Weltkonjunktur wegen der schwächelnden Wirtschaft Chinas, Unklarheiten um den Zeitpunkt der Zinswende in den USA und Befürchtungen wegen der sich eintrübenden Verbraucherstimmung in Deutschland.
Neuwahlen in Griechenland schüren Ängste
Politische Unsicherheiten aus Griechenland seien in dem Zusammenhang zwar nicht der wichtigste Punkt, erläutert Halver. Allerdings bestünden nun wegen der Neuwahlen Ängste, dass der zurückgetretene Ministerpräsident Alexis Tsipras am 20. September mit einer absoluten Mehrheit wiedergewählt werde und danach den Reformprozess verlangsame. Auch die Entwicklung des Eurokurses gegenüber dem US-Dollar dürfte den DAX bewegen. Ein noch stärkerer Euro verteuert die deutschen Exporte.
Konjunktureller Wochenausblick
Die Anleger dürften daher auf die Vorgaben der asiatischen Märkte sowie Konjunkturdaten aus Europa und den USA sensibel reagieren - und dafür gibt es in der kommenden Börsenwoche ausreichend Gelegenheit: Am Dienstag veröffentlicht das Münchener ifo-Institut seinen Geschäftsklimaindex für August und damit den wohl prominentesten Stimmungsindikator für die deutsche Volkswirtschaft. Da der bereits veröffentlichte GfK-Konsumklimaindex eine überraschend eingetrübtere Stimmung der deutschen Verbraucher angezeigt hatte, dürfte dieser Gradmesser noch stärker im Anlegerfokus stehen. Ebenfalls am Dienstag werden zudem Daten für das US-Verbrauchervertrauen für August veröffentlicht.
Am Mittwoch dürften die US-Auftragseingänge langlebiger Güter für Juli im Mittelpunkt rücken, da die Marktteilnehmer auch aus diesen Daten versuchen werden, einen Hinweis auf den Zeitpunkt der Zinswende herauszulesen. Die Aussichten für das verarbeitende Gewerbe seien schwer einzuschätzen, schrieb Analyst Mario Gruppe von der Landesbank NordLB: "Hierbei gab es nach der winterlichen Schwäche zuletzt - insbesondere bei den vorlaufenden Stimmungsumfragen - eher widersprüchliche Signale."
"Das Problem bei der Zinswende in den USA ist nicht die Frage, ob sie kommt, sondern wann sie kommt", sagte Halver. Der ungewisse Zeitpunkt mache die Anleger nervös. Weitere Hinweise zu einem Termin dürften sie versuchen, am Donnerstag in den wöchentlichen US-Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe zu finden. Zudem befinden sich die Wertpapierkredite in den USA nach Angaben von Halver aktuell auf einem Rekordniveau. Bei einer Zinswende würden die institutionellen Investoren dann diese auflösen und daher auch ihre US-Aktienbestände reduzieren.
Aber auch die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte weiter für Interesse sorgen. Die Frage ist, ob sie noch weiter durch Anleihenkäufe die europäische Wirtschaft stützen kann. Schließlich erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass ein weiterer Akteur in die globalen Märkte mit seiner Geldpolitik eingreift: Die chinesische Notenbank könnte laut Halver auch Anleihenkäufe starten, um die Wirtschaft des Reichs der Mitte anzukurbeln. "In den kommenden Wochen dürften Hilferufe von den Kapitalmarktakteuren nach einer aktiveren Geld- als auch Fiskalpolitik immer lauter werden.
Redaktion finanzen.net/dpa-AFX/Dow Jones Newswires/Reuters
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