André Kostolany

André Kostolany gilt als der Charmeur der Börse. Geboren im Jahr 1906, war er mehr an Kunst und Philosophie interessiert als am turbulenten Geschehen in der Finanzwelt. Dabei sammelte er seine ersten Erfahrungen mit Aktienhandel bereits im jungen Alter von gerade einmal 12 Jahren. In Wien kaufte er sich ein paar Aktien, die er einzige Zeit später wieder veräußerte. Als er 18 wurde, kam er in die Obhut eines Pariser Börsenmaklers, der ein guter Freund seines Vaters war. Das erste, was er zu hören bekam, war, dass an der Börse alles davon abhinge, ob mehr Dummköpfe als Papiere vorhanden seien oder ob mehr Papiere als Dummkopfe das aktuelle Geschehen bestimmten. Unter der Obhut des Freundes seines Vaters sammelte André Kostolany reichlich praktische Erfahrungen beim dem Treiben der Börse, während er zeitgleich sein Ökonomie-Diplom machte.

Bis zum Jahr 1930 handelte André Kostolany unaufhörlich mit Wertpapieren und erzielte beachtliche Erfolge. Auch wenn er noch kein ganz Großer war, zumindest auf dem Parkett war er ein bekannter Mann. Zum Herbst hatte sich die Lage an der Pariser Börse jedoch drastisch zugespitzt, und André Kostolany schlussfolgerte, dass es Zeit wäre, sich auf fallende Kurse einzustellen. Er lieh sich viel Geld und tätige in hohem Maße Leerverkäufe. Und wie sich herausstellen sollte, hatte er mit seiner Vermutung Recht. Die Börse brach ein, und André Kostolany wurde über Nacht zu einem reichen Mann.

Der zweite Weltkrieg zwang ihn, Europa zu verlassen. Er emigrierte mit Taschen voller Geld in die USA und wollte dort sein Leben fortführen. Auf Grund seines Bekanntheitsgrades fand er schnell eine Stelle als Unternehmensleiter, die er 10 Jahre ausübte.

Legendär ist André Kostolanys Spekulation mit deutschen Auslandsanleihen nach dem zweiten Weltkrieg. Während die Vielzahl der Trader dachte, das Trümmerland wäre für lange Zeit ein finanzieller Ruin, glaubte André Kostolany an den Aufbauwille der Deutschen und kaufte in großen Mengen Staatsanleihen. Der Erfolg gab ihm Recht: Erwarb er die Anleihen für gerade einmal 250 Francs das Stück, konnte er sie einige Jahre später für 35.000 Franc das Stück wieder verkaufen.

André Kostolany umschrieb sein Erfolgskonzept mit einer bescheidenen Strategie, die ohne Zweifel hauptsächlich aufging, weil er neben grundlegendem Fachwissen über jenen Instinkt verfügte, den man nicht so einfach lernen kann. Wichtig sei es, erst einmal genügend Geld zu haben, das man investieren könne. Auch sei es wichtig, unabhängig zu denken und nicht den Tipps von Börsenexperten nachzujagen. Des Weiteren sei Geduld von entscheidender Bedeutung, denn an der Börse seien Zwei mal Zwei niemals Vier, sondern eher Fünf minus Eins. Und nicht zu vergessen sei, dass man auch eine gehörige Portion Glück haben müsse, wolle man an der Börse Erfolg haben.