Ölpreise sacken kräftig ab - IEA gibt Entwarnung: Das sind die Gründe
Die Ölpreise sind am Dienstag erneut deutlich unter Druck geraten. Nach Informationen der "Washington Post" will Israel beim geplanten Vergeltungsschlag gegen den Iran keine Atom- und Ölanlagen angreifen.
Der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Dezember fiel am Nachmittag um 3,55 Dollar auf 73,88 Dollar. Bereits am Montag war die Notierung um rund zwei Prozent gesunken. Anfang vergangener Woche hatte ein Barrel der Sorte Brent noch zeitweise mehr als 80 Dollar gekostet.
Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI zur Auslieferung im November fiel um 3,65 Dollar auf 70,15 Dollar. Erstmals seit Anfang Oktober sank er kurzzeitig unter 70 Dollar.
Die "Washington Post" hatte unter Berufung auf zwei mit der Angelegenheit vertraute Beamte berichtet, dass Israel seinen geplanten Vergeltungsschlag gegen den Iran auf militärische Einrichtungen konzentrieren und Atom- und Ölanlagen verschonen will. Das habe der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu der US-Regierung mitgeteilt. In der vergangenen Woche hatte die Furcht vor einem Angriff auf iranische Ölanlagen die Notierungen noch deutlich nach oben getrieben.
IEA: Globales Ölangebot dürfte Preisschub trotz Nahost-Risiken verhindern
Das reichliche Rohölangebot auf dem Weltmarkt gleicht nach Einschätzung der Internationalen Energieagentur (IEA) die geopolitischen Risiken im Nahen Osten aus. Daher sei nicht mit einem starken Preisschub zu rechnen, heißt es in dem am Dienstag in Paris veröffentlichten Monatsbericht des Interessenverbands von Industriestaaten.
Während die Spannungen zwischen Israel und dem Iran eine Gefahr für die Energieinfrastruktur der Region darstellen, sei der Markt wegen der steigenden amerikanische Produktion gut versorgt. Sollte es nicht zu größeren Störungen im internationalen Ölgeschäfte kommen, sei Anfang 2025 sogar mit einem "beträchtlichen Überschuss" an Rohöl zu rechnen, schreiben die IEA-Experten. Der Markt sei "ausreichend versorgt", heißt es in dem Bericht.
Bei ihren Prognosen für die Nachfrage hat die IEA im Monatsbericht nur geringfügige Änderungen vorgenommen. Demnach dürfte sich das Wachstum der globalen Ölnachfrage in diesem Jahr auf etwa 900.000 Barrel (je 159 Liter) pro Jahr verlangsamen. Das sind 150.000 Barrel weniger als zuvor erwartet. Für das kommenden Jahr senkte die IEA die Wachstumsprognose um 100.000 auf etwa 1,0 Millionen Barrel pro Tag.
Die IEA verwies insbesondere auf die Entwicklung in China. Hier sei die Ölnachfrage "besonders schwach". Der Verbrauch sei im August im Vergleich zum Vorjahr um 500.000 Barrel pro Tag gesunken, hieß es. China kämpft seit geraumer Zeit mit einer Reihe von wirtschaftlichen Problemen. Die zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt hat nach der Corona-Krise nur schleppend Fahrt aufgenommen.
PARIS (dpa-AFX)
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