Tesla-Aktie von Musk-Versprechen angetrieben: Tesla bei Umsatz und Gewinn schlechter als erwartet

23.04.2025 22:04:00

Mit Spannung hatten Anleger auf die Quartalsbilanz des zuletzt angeschlagenen Elektroauotobauers Tesla gewartet. So schlug sich das Unternehmen im letzten Jahresviertel.

Für Tesla ist das erste Geschäftsquartal 2025 mit einem Rückgang des Gewinns zu Ende gegangen. Nach einem Ergebnis je Aktie von 0,450 US-Dollar im Vergleichszeitraum des Vorjahres verdiente der Elektroautopionier im aktuellen Berichtsquartal 0,27 US-Dollar. Somit brach der Gewinn um 71 Prozent auf 409 Millionen Dollar ein. Damit enttäuschte das Unternehmen von Elon Musk die Markterwartungen: Analysten hatten zuvor ein Ergebnis je Aktie von 0,427 US-Dollar in Aussicht gestellt.

Der Umsatz verschlechterte sich daneben von 21,30 Milliarden US-Dollar auf 19,335 Milliarden US-Dollar. Das war weniger als erwartet, die Analystenschätzungen für die Erlöse hatten sich zuvor auf 21,45 Milliarden US-Dollar belaufen.

Musk will mehr Tesla-Chef statt Trumps Kostensenker sein

Tech-Milliardär Elon Musk will sich erst einmal ein gutes Stück weit aus Washington zurückziehen und sich wieder mehr um Tesla kümmern. Ab Mai werde er "erheblich" weniger Zeit als Kostensenker von Präsident Donald Trump im Regierungsapparat verbringen, sagte der Tesla-Chef. Stattdessen werde er sich wieder mehr um die Belange des Elektroauto-Herstellers kümmern.

Ganz aus der Umlaufbahn des US-Präsidenten will Musk aber nicht verschwinden. Er wolle sich weiterhin an einem bis zwei Tagen pro Woche mit Regierungsaufgaben beschäftigen - jedenfalls so lange Trump das möchte. Ansonsten würden Verschwendung und Betrug, die unter seiner Mitwirkung eingedämmt worden seien, wieder zurückkommen, behauptete Musk.

Geldgeber von Trump

Musk wurde im vergangenen Jahr zu einem engen Verbündeten von Trump, dem er mehr als 250 Millionen Dollar für den Wahlkampf ums Weiße Haus spendete. Als Präsident beauftragte Trump ihn mit der Senkung der Regierungsausgaben. Die politischen Aktivitäten und rechten Positionen machten Musk unpopulärer - und das schlug auch auf Tesla durch.

Analyst Dan Ives von Wedbush Securities, der sich lange sehr optimistisch über die Zukunft von Tesla äußerte, schätzt, dass der Schaden für die Marke durch Musks Aktionen die Tesla-Nachfrage dauerhaft um 15 bis 20 Prozent drücken könnte. In einer Umfrage des US-Wirtschaftssenders CNBC äußerten sich rund 50 Prozent negativ über Musk - und mehr als 47 Prozent hatten auch eine negative Einstellung zu Tesla. Im ersten Quartal sanken Teslas Auslieferungen um 13 Prozent.

Millionen selbstfahrende Teslas?

Musk verkündet aber, selbstfahrende Autos würden die Zukunft von Tesla sichern. Ende Juni soll ein Robotaxi-Dienst im texanischen Austin starten. Zunächst sollen dafür 10 bis 20 Fahrzeuge des Kompakt-SUV Model Y eingesetzt werden - die Produktion eines Tesla-Robotaxis ohne Lenkrad und Pedale ist erst für 2026 angekündigt. Im Fall von Problemen will Tesla zu Fernsteuerung greifen.

Musk Position ist, dass sehr viele Tesla-Fahrzeuge bereits alles Nötige an Bord haben, um ein selbstfahrendes Auto zu sein. Man wolle die Funktion zum autonomen Fahren in mehreren US-Städten noch in diesem Jahr auch für Privatleute freischalten. Dann werde man sich dort schlafend zum Zielort fahren lassen können, sagte er. Das hatte Musk bereits 2017 binnen zwei Jahren in Aussicht gestellt.

Skepsis in der Branche

Branchenexperten und Konkurrenten äußern seit Jahren große Zweifel an Musks Versprechen selbstfahrender Autos. Einer der Gründe: Musk beharrt darauf, das nur mit Kameras und KI-Software erreichen zu können, ohne die teureren Laser-Radare, auf die Rivalen wie die Google-Schwesterfirma Waymo setzen. Musks Ansatz ist deutlich günstiger, Kritiker warnen jedoch, dass Kameras allein nicht ausreichend Sicherheit böten.

Andere Hersteller lehnen es kategorisch ab, autonome Autos nur mit Kameras auf die Straße zu schicken. So hakte BMW-Entwicklungsvorstand Frank Weber dies jüngst ab: "Für uns ist das völlig klar, dass das nicht geht." Eine Kamera würde etwa eine Palette nicht erkennen, die vor dem Auto auf der Fahrbahn liege, argumentierte er am Rande der Technik-Messe CES im Januar.

Musk hält sich Schlupfloch offen

Das Dilemma für Waymo: Die fahrerlosen Robotaxis der Firma sind zwar erfolgreich in mehreren Städten unterwegs, die hohen Kosten der Fahrzeuge bedeuten aber, dass es schwieriger ist, damit Geld zu verdienen. Musk behauptete deshalb, der Preisvorteil werde Tesla in kurzer Zeit einen Marktanteil von mehr als 90 Prozent im Robotaxi-Markt sichern. Er bestritt auch ausdrücklich, dass grelles Sonnenlicht die Kameras blenden könne.

Zugleich schränkte der Tesla-Chef aber ein, dass die großen Autonomie-Pläne noch von der "regulatorischen Situation" blockiert werden könnten. US-Verkehrsbehörden zögerten in der Vergangenheit nicht, bei Problemen Erlaubnisse für selbstfahrende Autos auszusetzen.

Uhr für Musk in Washington tickte ohnehin

Musk ging nach Washington formell als "besonderer Regierungsangestellter". Diesen Status kann man höchstens für 130 Tage haben, insofern müsste seine Zeit in der US-Hauptstadt eigentlich ohnehin Ende Mai ablaufen. Andererseits kann sich die Dauer verlängern, wenn man in Teilzeit aktiv ist.

Musks Position im Trump-Umfeld wirkte schon in den vergangenen Wochen geschwächt, insbesondere nachdem er sein Gewicht in den Wahlkampf um einen wichtigen Richterposten im Bundesstaat Wisconsin warf - und der von ihm unterstützte Kandidat der Republikaner verlor.

Der Tech-Milliardär sagte auch, dass er bereits große Erfolge bei der Kostensenkung erzielt habe. Er behauptete zudem, dass die Proteste gegen ihn und Tesla von denen organisiert würden, die sich bisher durch Betrug auf Staatskosten bereicherten.

Tesla bestätigte zugleich, dass noch im ersten Halbjahr 2025 die Produktion günstigerer Modellvarianten beginnen solle. Allerdings wurde klar, dass sie den aktuellen Fahrzeugen wie Model Y und Model 3 ähnlich sehen werden.

Weniger Autos ausgeliefert

Die Ergebnisse kommen nicht überraschend: Teslas Auslieferungen waren im ersten Quartal um 13 Prozent auf 336.681 Fahrzeuge gefallen. Wie stark einzelne Gründe zu dem Rückgang beitrugen, ist schwer festzumachen. Neben den Kontroversen um Musk dürfte ein Faktor der Umstieg auf eine erneuerte Generation des Bestsellers Model Y sein.

Tesla rüstete Anfang des Jahres die Produktionslinien um. Dafür pausierte die Fertigung für einige Wochen. Zugleich war für Kaufinteressenten der Anreiz geringer, sich noch ein Fahrzeug der vorherigen Y-Variante zu kaufen.

Tesla steigen - Musk will Chefrolle besser ausfüllen

In einem nochmals deutlich erholten Marktumfeld sind am Mittwoch die Aktien von Tesla im Aufwind geblieben. Die Papiere des Elektroautobauers erholten sich im NASDAQ-Handel um 5,37 Prozent auf 250,74 US-Dollar. Das Jahresminus bleibt damit aber noch bei etwas über 36 Prozent.

Tesla hatte das vergangene Quartal nach einem Modellwechsel und Kontroversen um die politische Rolle von Firmenchef Elon Musk mit deutlichen Rückgängen bei Umsatz und Gewinn abgeschlossen. Am Markt überraschte dies nicht mehr besonders. Musk will sich nun wieder stärker auf Tesla konzentrieren.

Ab Mai wird Musk eigenen Angaben zufolge "erheblich" weniger Zeit als Kostensenker von US-Präsident Donald Trump im Regierungsapparat verbringen. Stattdessen werde er sich wieder mehr um die Belange des Elektroauto-Herstellers kümmern. Insofern seien einige Anleger trotz alles in allem enttäuschender Resultate wieder bei Tesla eingestiegen, schrieb Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Handelshaus Robomarkets.

Tesla und auch andere, viel beachtete US-Technologiewerte profitieren aktuell von der wieder etwas gestiegenen Risikobereitschaft der Aktien-Anleger. Hintergrund sind Entspannungssignale im US-Zollstreit mit China. Trump signalisierte bei der Vereidigung des neuen Börsenaufsichts-Chefs Paul Atkins, nicht mit harten Bandagen kämpfen zu wollen. Am Mittwoch sorgte zudem ein Bericht des "Wall Street Journal", wonach die USA eine teils deutliche Senkung der China-Zölle erwägen, für Freude und Hoffnung bei den Anlegern.

Ungeachtet dessen gibt es zu Tesla weiter skeptische Haltungen. So kürzte etwa Analyst Ryan Brinkman von JPMorgan seine Schätzungen, das Kursziel nahm er von 120 auf 115 Dollar zurück. Damit signalisiert er erhebliches Abwärtspotenzial und bleibt entsprechend bei seinem "Underweight"-Votum, liegt das Kursziel doch um mehr als die Hälfte unter dem gegenwärtigen Kurs. Die Geschäfte von Tesla hätten sich im ersten Quartal schneller verschlechtert, als er erwartet habe - und dies bei so ziemlich allen Kennziffern, schrieb er.

RBC senkt Ziel für Tesla auf 307 Dollar - 'Outperform'

Die kanadische Bank RBC hat das Kursziel für Tesla von 314 auf 307 US-Dollar gesenkt, aber die Einstufung auf "Outperform" belassen. Für Freude, aber auch einige Schmerzen habe der Quartalsbericht gesorgt, schrieb Analyst Tom Narayan in einem am Mittwoch vorliegenden Kommentar. Er kappte seine Auslieferungsschätzungen und in der Folge auch sein Kursziel. Für wichtig hält der Experte, dass sich der Start günstigerer Modelle entgegen jüngster Presseberichte doch nicht über Juni hinaus verzögern dürfte.



Redaktion finanzen.net / dpa-AFX

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