Varta-Aktie im Blick: So entstand der Batterie-Spezialist Varta

19.02.2025 06:31:00

Das Batterietechnologie-Unternehmen Varta aus dem schwäbischen Ellwangen an der Jagst kann auf ein über 130-jähriges Bestehen zurückblicken.

• Gründung im Jahr 1887
• Umstrukturierungen und Geschäftsaufteilungen Anfang der 2000er Jahre
• Börsengang am 19. Oktober 2017

Frühe Anfänge im 19. Jahrhundert

Im Jahr 1887 gründete Adolph Müller die "Accumulatoren-Fabrik Tudorschen Systems Büsche & Müller OHG" im westfälischen Hagen, den Vorläufer der heutigen Varta AG. Nachdem der Betrieb am 19.07.1890 in eine Aktiengesellschaft, die AFA AG, umgewandelt wurde, beteiligten sich Großkonzerne wie AEG, Siemens und die Deutsche Bank. 1904 gründete die AFA AG die Tochtergesellschaft "Varta Accumulatoren GmbH Berlin". Ursprünglich sollte die Marke Varta laut eigenen Angaben die tragbaren, bei Verbrennungsmotoren zum Einsatz kommenden Akkumulatoren vermarkten, die unter anderem auch bei Taschenlampen Anwendung finden. Die Firmierung steht für das Akronym "Vertrieb, Aufladung, Reparatur transportabler Akkumulatoren". Laut eigener Aussage zählte das Batteriesortiment der AFA AG bereits Mitte der 1930er Jahre zu einem der umfassendsten auf dem Markt, sowie Varta zu den Marktführern in diesem Segment.

Im Jahr 1946 wurde die AFA in BMF, Batterie- und Metallwarenfabrik GmbH, umbenannt. Die Fertigungen aus Hannover und Ullersicht bei Weiden wurden im baden-württembergischen Ellwangen an der Jagst, dem Ort der heutigen Hauptzentrale Vartas, zusammengelegt, wo kurze Zeit später auch die Produktion der Trockenbatterien aufgenommen wurde. Das Werk in Ellwangen wurde nach und nach ausgebaut und um weitere Produktionshallen und Produktionslinien erweitert. 1962 beschloss die Hauptversammlung des Konzerns, die AFA in die Varta AG umzufirmieren. Kurze Zeit später, bei der Mondlandung im Jahr 1969, statteten die NASA-Verantwortlichen die Kamera des Astronauten Neil Armstrong mit einer Batterie aus dem Hause Varta aus.

Umstrukturierungen und Geschäftsaufteilungen

Infolge von Umstrukturierungen wurden die einzelnen Geschäftsbereiche Anfang der 2000er Jahre aufgeteilt und teilweise verkauft. Das Mikrobatterien-Geschäft wurde unter der Tochtergesellschaft Varta Microbattery GmbH zusammengefasst. Die Autobatteriesparte Vartas wurde von Johnson Controls übernommen, dem zu diesem Zeitpunkt - laut Angaben von Varta - Weltmarktführer in diesem Geschäftsbereich. Das Unternehmen Spectrum Brands übernahm den Geschäftsbereich der Handelsbatterien. 2007 erwarb das Schweizer Industrie-Konglomerat Montana Tech Components AG die Anteile der Deutschen Bank und der Familie Quandt an der Varta Microbattery GmbH. Vier Jahre später kauft Montana Tech Components ebenso die Varta AG auf und ist bis heute Mehrheitsaktionär mit rund 56 Prozent des Unternehmens, wie aus Vartas Aktionärsstruktur zu entnehmen ist.

IPO im Oktober 2017

Im zweiten Anlauf wagte Varta am 19. Oktober 2017 den Gang an die Börse, nachdem der erste Versuch im Vorjahr auf Eis gelegt wurde. Der Ausgabepreis der Aktien betrug 17,50 Euro, das Papier verzeichnete bis Handelsschluss ein Plus von rund 15 Prozent auf 20,05 Euro. Zwischenzeitlich erreichte der Kurs der Aktie am Tag des Börsengangs 24,25 Euro. Insgesamt seien laut Varta 13,35 Millionen Aktien zu je 17,50 Euro verkauft worden, das gesamte Platzierungsvolumen betrug 233,5 Millionen Euro. Dabei wurden 8,6 Millionen Aktien neu ausgegeben. Großaktionär Montana Tech Components veräußerte 4,74 Millionen Aktien.

30 Millionen Euro aus dem Börsengang investierte Varta laut einem Bericht des "Tagesspiegels" in den Aufbau einer neuen Produktionslinie für Hörgerätebatterien, 80 Millionen gingen in die Ausweitung der Produktionskapazität von wiederaufladbaren Lithium-Ionen-Mikrobatterien.

Marktentwicklungen verhalfen Varta zu rasantem Aufstieg

Im Jahr 2019 erlebte Varta einen kometenhaften Aufstieg und wurde zu einem der am schnellsten wachsenden Technologieunternehmen Deutschlands. Das Unternehmen profitierte laut einem Bericht der "Südwest Presse" sehr stark vom Boom der Wearables und erhielt einen zusätzlichen Schub, als bekannt wurde, dass Vartas Mikrobatterien in den Apple-Kopfhörern AirPods Pro zum Einsatz kommen. Ab 2019 war Varta im Aktienindex MDAX gelistet. Im selben Jahr erhielt das Unternehmen grünes Licht von der EU-Kommission für den Rückkauf des Haushaltsbatterien-Geschäfts, was zwei der ursprünglich drei Unternehmensteile wieder zusammenbrachte.

Abwärtsspirale in die Zukunft?

Heute produziert Varta Mikrobatterien, Haushaltsbatterien, Energiespeichersysteme sowie Batterielösungen für viele unterschiedliche Anwendungen. Dennoch befindet sich das Unternehmen in einer Phase tiefgreifender Veränderungen. Im 2022 verlor das Unternehmen seinen Platz im MDAX, im August 2024 verkündete Varta unter der Leitung des neuen Vorstandsvorsitzenden Michael Ostermann ein neues Sanierungskonzept. Zentral hierbei ist die Anwendung des Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetzes (StaRUG), welches 2020 in Deutschland eingeführt wurde, um Unternehmen eine strukturierte und rechtlich abgesicherte Möglichkeit zu geben, finanzielle Schwierigkeiten zu bewältigen, bevor eine Insolvenz eintritt. Das Grundkapital wird dabei auf null herabgesetzt, weshalb Altanleger - darunter viele Kleinanleger - ihre kompletten Anteile am Unternehmen verlieren. Welche Entwicklungen weiterhin auf das Unternehmen zukommen, bleibt abzuwarten.

Redaktion finanzen.net

Bildquelle: MDart10 / Shutterstock.com, 360b / Shutterstock.com

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