Ökostrom = ökologisch erzeugter Strom? Was der Bezug von Ökostrom wirklich bedeutet

06.11.2024 06:18:00

Der Bezug von Ökostrom wird in den deutschen Haushalten immer beliebter. Hierdurch sollen erneuerbare Energien gefördert und das Klima geschont werden. Doch steckt hinter dem "grünen Strom" auch das, was man glaubt?

Wer für Ökostrom bezahlt, der wird wohl auch Ökostrom erhalten. Das müsste die logische Schlussfolgerung bei jedem Vertragsabschluss sein. Es stellt sich jedoch die Frage: Was ist Ökostrom überhaupt? Eine feste gesetzliche Definition gibt es jedenfalls nicht. Das öffnet Tür und Tor für eine freie Interpretation.

Der Strommix aus der Steckdose bleibt immer gleich

In Deutschland werden sowohl erneuerbare als auch konventionelle Energieträger für die Stromerzeugung verwendet. Der Strommix gibt deren Verhältnis zueinander an. Im Jahr 2018 betrug der Anteil der erneuerbaren Energien rund 40 Prozent. Dieser Strom wurde mithilfe von Photovoltaik, Windenergie, Biomasse oder Wasserkraft bereitgestellt. Die restlichen 60 Prozent entfielen auf konventionelle Energieträger wie Kernkraft, Erdgas, Stein- und Braunkohle. Aus den Steckdosen der Haushalte kommt allerdings immer derselbe Strommix, selbst wenn man einen 100-prozentigen Öko-Tarif bezahlt. Der Strom stammt nämlich vom nächstgelegenen Erzeuger. Eine Entscheidung für den Bezug von Ökostrom bedeutet somit nicht, dass man diesen auch erhält.

Die Garantie des ökologisch erzeugten Stroms

Der Anbieter des Öko-Tarifs versichert allerdings, dass die bestellte Energie irgendwo auf nachhaltige Art und Weise generiert wird. Hierfür muss ein Herkunftsnachweis über die verkaufte Menge Strom vorliegen. Besitzt der Anbieter gar keine erneuerbaren Energien, um die Herkunft zu belegen, kann er einfach Nachweise von anderen Erzeugern kaufen. Diese müssen jedoch nicht zwangsweise in Deutschland ansässig sein. Deshalb ist es oft der Fall, dass der klimaneutrale Strom im Ausland produziert wird und auf die deutschen Treibhausgasemissionen keinerlei positiven Einfluss hat.

Es ist auch nahezu ausgeschlossen, dass der georderte Ökostrom aus einem regionalen Windpark stammt. Der Ausbau der erneuerbaren Energien wird in Deutschland über das Erneuerbare-Energien-Gesetz gefördert. Entscheiden sich Anlagenbetreiber für die Inanspruchnahme dieser Förderung, dürfen sie ihren grünen Strom nicht mehr speziell als Ökostrom verkaufen. Ansonsten könnten Erzeuger durch die Veräußerung der Herkunftsnachweise doppelt kassieren. Die Energie wird als anonymer Graustrom an der Leipziger Strombörse zum aktuellen Tarif gehandelt.

Echter Umweltnutzen durch Ökostromlabels

Der Bezug von Ökostrom kann dennoch sinnvoll und nützlich für die Energiewende sein. Zuallererst ist die Tarifwahl eine klare Bekenntnis für den Klimaschutz und den Ausbau der erneuerbaren Energien. Außerdem gibt es Angebote, die auf mehr als nur einem Herkunftsnachweis basieren. Gewisse Ökostromlabels wie "Ok-Power" oder "Grüner-Strom" zertifizieren nur Tarife, die auch einen Umweltnutzen besitzen. Sie garantieren, dass ein Teil der Erlöse einen Beitrag zur nachhaltigen Stromerzeugung in Deutschland leisten.

Redaktion finanzen.net

Bildquelle: ponsulak / Shutterstock.com

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