Zu restriktiv?

EZB-Ratsmitglied Cipollone: EZB sollte Wachstum nicht unnötig bremsen

04.09.24 09:31 Uhr

EZB-Ratsmitglied nimmt Geldpolitik der Fed kritisch ins Visier | finanzen.net

EZB-Ratsmitglied Piero Cipollone hat die Europäische Zentralbank (EZB) vor einer zu restriktiven Geldpolitik gewarnt.

Cipollone sagte der Zeitung Le Monde: "Es besteht die reale Gefahr, dass unser Kurs zu restriktiv werden könnte. Wir müssen sicherstellen, dass sich die Inflation unserem Ziel annähert, ohne die Wirtschaft unnötig zu bremsen, denn wir brauchen dringend Investitionen und Wachstum in Europa. Jede Verzögerung in diesem Bereich ist für uns von großem Nachteil."

Mit Blick auf die EZB-Ratssitzung in der nächsten Woche sagte Cipollone, er hoffe, dass die EZB den Restriktionsgrad weiter verringern könne.

Der EZB-Direktor sieht gegenwärtig keine Lohn-Preisspirale im Euroraum. "Wir sollten keine Angst davor haben, dass die Löhne stärker als die Preise steigen, weil sie vorher schwächer gestiegen sind", sagte er. Es handele sich um einen natürlichen Aufholprozess, der gut für die Wirtschaft sei.

Mit Blick auf die Staatsverschuldung seiner Heimat Italien sagte Cipollone: "Ich komme aus einem Land, das so viel für den Schuldendienst ausgibt wie für die Bildung. Je höher die Schulden, desto volatiler ist der Markt und desto schwieriger ist es, eine Anpassung vorzunehmen. Wenn man übermäßig verschuldet ist, ist die Souveränität in Gefahr."

Zwar sei die Anpassungsperiode unter den neuen EU-Haushaltsregeln von vier auf sieben Jahre verlängert worden, doch müsse man sich über die Höhe der Schulden im Klaren sein. --

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