EZB lässt Leitzinsen auf Rekordtief
Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat die Leitzinsen wie erwartet unverändert gelassen.
Wie die EZB nach der Sitzung mitteilte, bleiben der Hauptrefinanzierungssatz, der Spitzenrefinanzierungssatz und der Einlagensatz bei 0,05 Prozent, 0,30 Prozent und minus 0,20 Prozent. Das bedeutet, dass sich die Banken weiterhin so billig wie nie zuvor bei der Zentralbank refinanzieren können, sie der EZB aber andererseits für die Anlage überschüssiger Gelder 0,20 Prozent Zinsen zahlen müssen.
Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte hatten diese Entscheidung prognostiziert. Die EZB hat ihre Zinsen im September 2014 auf das aktuelle Niveau gesenkt und signalisiert, dass der Tiefpunkt damit erreicht ist. Seitdem hat der Euro von 1,31 auf 1,10 US-Dollar abgewertet. Im Januar 2015 hat der EZB-Rat beschlossen, dass die Zentralbanken des Eurosystems monatlich Anleihen für 60 Milliarden Euro kaufen sollen. Nach Angaben der EZB wurde dieses Ziel auch in dem um eine Woche verkürzten ersten Monat des Programms, dem März, erreicht.
Beobachter rechnen damit, dass sich Präsident Mario Draghi in der gegen 14.30 Uhr beginnenden Pressekonferenz zufrieden mit dem Start des Programms äußern wird. Die seit Anfang März veröffentlichten Konjunkturdaten haben die Erwartungen überwiegend erfüllt oder sogar positiv überrascht. Gleichwohl halten die meisten Beobachter die im März von der EZB veröffentlichen Stabsprognosen zu Wachstum und Inflation für etwas zu optimistisch.
Neuigkeiten werden von der Pressekonferenz keine erwartet. Die EZB könnte allerdings eine leicht erweitere Liste jener staatlichen Förderbanken veröffentlichen, deren Anleihen sie im Rahmen des Ankaufprogramms erwerben kann. Zudem dürfte Draghi Fragen zur Lage der Banken in Griechenland und deren Solvenz gestellt bekommen.
Die EZB akzeptiert seit einiger zeit keine griechischen Staatsanleihen mehr als Sicherheit in Repo-Geschäften, genehmigt aber regelmäßig der griechischen Zentralbank einen höheren Notkreditrahmen für Banken. Dieser Punkt dürfte auch auf der Tagesordnung der aktuellen Sitzung stehen.
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