EZB-Ratsmitglied Nagel betont "Grenzen des Einflusses" der EZB auf Inflationsentwicklung
Die Europäische Zentralbank (EZB) ist nach Aussage von EZB-Ratsmitglied Joachim Nagel bei der Wiederherstellung von Preisstabilität auf die Hilfe von Regierungen, Unternehmen und Tarifparteien angewiesen.
Nagel sagte bei einer Konferenz in Frankfurt laut veröffentlichtem Redetext: "Die Geldpolitik muss der hohen Inflation mit Zinserhöhungen klar und entschlossen entgegentreten. Aber wir müssen auch die Grenzen unseres Einflusses als Zentralbanken anerkennen."
Einerseits brauchen geldpolitische Maßnahmen nach Nagels Aussage Zeit, bis sie ihre volle Wirkung entfalten. "Das bedeutet: wir müssen um Geduld werben." Andererseits müssten auch andere Akteure ihren Teil dazu beitragen, die derzeitige Phase hoher Inflation zügig zu beenden. Nagel sieht hier drei Ansatzpunkte: Erstens, indem Staatsfinanzen solide sind, die Verschuldung also verlässlich begrenzt und übermäßige Verschuldung zurückgeführt wird. Zweitens, indem die Finanzpolitik keinen zusätzlichen Preisdruck erzeugt. Und drittens, indem eine gute Wettbewerbspolitik übermäßige Marktmacht unter den Unternehmen begrenzt. "Denn solche Marktmacht kann zu überhöhten Preisen führen", sage er.
Der Bundesbankpräsident wies auch auf zwei weitere Ansatzpunkte für stabile Preise hin: "Unternehmen, die ihre Preisforderungen maßvoll und begründet anheben und nicht die Gelegenheit für kurzfristige 'Windfall Profits' nutzen. Und Tarifparteien, die das Augenmaß zeigen, für das sie in der Vergangenheit zu recht gerühmt wurden." Eine Rückkehr zu Preisstabilität wird laut Nagel "nicht ohne Mühen zu erreichen sein".
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)
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