Zinsen: Notenbanken wollen Aufschwung erzwingen
Die Konjunkturentwicklung war im laufenden Jahr bislang enttäuschend. Jetzt sieht es so aus, als wollten die Zentralbanken entschlossen dagegen halten.
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Eine Kolumne von Holger Steffen. Der Anlageexperte ist Berater für den Value-Stars-Deutschland-Index, der seit Auflage im Dezember 2013 einen Kurszuwachs von 97,0% verzeichnet hat (Stand 31.05.2019).
An den Märkten wurde die Chance auf mögliche Zinssenkungen von Seiten der FED gefeiert. Ebenfalls positiv angekommen ist, dass die EZB die erste Erhöhung des Leitsatzes im Zyklus mal wieder nach hinten verschoben hat, jetzt soll diese frühestens Mitte 2020 erfolgen. Doch die Kehrseite der Medaille ist das gestiegene Risiko einer Rezession. Dieses verdeutlicht insbesondere die Marktzinsentwicklung in Deutschland und Europa.
Zurückhaltung scheint angebracht
Die EZB begründet die weitere Zurückhaltung in der Zinspolitik explizit mit den gestiegenen Konjunkturrisiken. Und in der Tat zeigt die BIP-Entwicklung in der Eurozone in den letzten Quartalen einen Abwärtstrend auf eine Jahreswachstumsrate von nur noch 1,2 % in den ersten drei Monaten 2019. Etwas zeitversetzt hat dann in den letzten Monaten auch der Inflationsdruck abgenommen, mit ebenfalls 1,2 % wurde im Mai der niedrigste Wert seit einem Jahr ausgewiesen. Da das deutlich unter dem EZB-Inflationsziel von 2,0 % liegt, sind Straffungsmaßnahmen im Moment in der Tat schwer vermittelbar.
Neuer Tiefstand
Zumal die Marktzinsen in Ländern mit hoher Bonität seit geraumer Zeit fallen - und das Ausmaß stellt trotz der Entspannung an der Inflationsfront ein Alarmsignal dar. In Deutschland ist die Umlaufrendite mit -0,34 % zuletzt auf den tiefsten je verzeichneten Stand gefallen, selbst das Niveau aus dem turbulenten Jahr 2016 wurde unterboten.
Fazit zu Zinsen
Die Marktzinsen verdeutlichen die Eintrübung der mittelfristigen Wachstumsperspektiven. Dem Aktienmarkt fehlt damit im Moment die fundamentale Unterstützung. Im Moment dominiert aber die Hoffnung, dass die Notenbanken eine erneute Trendwende erzwingen. In Abhängigkeit von deren Entschlossenheit scheint dieses Szenario durchaus möglich, doch die Risiken sind aufgrund des intakten Abschwungs ebenfalls nicht unbeträchtlich.Der Autor dieser Kolumne, Holger Steffen, ist Berater für den Value-Stars-Deutschland-Index, der etwa 20 ausgewählte Aktien aus dem deutschen Nebenwerte-Segment enthält. Das Portfolio können Anleger im monatlichen Newsletter zum Value-Stars-Index einsehen.
Über Holger Steffen
Holger Steffen ist einer der erfahrensten Nebenwerte-Experten. Mit dem von ihm mitverantworteten Musterdepot des Anlegerbriefs erzielte er seit Start im Jahr 1999 eine Rendite von 1.701 Prozent, das entspricht einer durchschnittlichen Rendite von 16,4 Prozent pro Jahr (Stand: 31.12.2018).
Der gelernte Diplom-Kaufmann hat als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Finanzwirtschaft der RWTH Aachen gearbeitet. Seit mehr als 15 Jahren ist Steffen in der Finanzbranche aktiv, sein Schwerpunkt liegt in der Unternehmens- und Kapitalmarktanalyse. Der Analyst hat bereits zahlreiche Studien zu deutschen Nebenwerten verfasst und sich als Buchautor betätigt. Der Anlageexperte ist zudem Berater für den Value-Stars-Deutschland-Index, der seit Auflage im Dezember 2013 einen Kurszuwachs von 97,0% verzeichnet hat (Stand 31.05.2019).
Hinweis zu möglichen Interessenkonflikten (§34b WpHG):
Der Autor hält über eine Gesellschaft Geschäftsanteile an der Anlegerbrief Research GmbH, die ein entgeltliches Beratungsmandat für den Value-Stars-Deutschland-Index hat. Darüber hinaus können hinsichtlich der in dieser Finanzanalyse genannten Aktien grundsätzlich folgende Interessenkonflikte vorliegen (zutreffendes gefettet):
- Der Autor oder ein Mitautor halten direkt oder indirekt folgende in diesem Artikel analysierte Aktien: - (keine)
- Der von der Anlegerbrief Research GmbH herausgegebene Börsenbrief "Der Anlegerbrief" hält folgende in diesem Artikel analysierte Aktien in seinen Modellportfolios: -
- In einem Zertifikat auf den Value-Stars-Deutschland-Index (ISIN DE000LS8VSD9) sind folgende in diesem Artikel analysierte Aktien enthalten: -
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Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus. Die finanzen.net GmbH unterhält geschäftliche Verbindungen zur Anlegerbrief Research GmbH, dem Berater des Referenzportfolios, und partizipiert an den Einnahmen aus der Verwaltungsgebühr und der erfolgsabhängigen Gebühr des Endlos-Zertifikats auf den Value-Stars-Deutschland-Index (WKN LS8VSD).