BlueBay-Anlagechef Mark Dowding: Inflation weiterhin deutlich über Zielwert - niedrigere Leitzinsen noch weit entfernt
Nach elf Zinserhöhungen in 16 Monaten herrscht am Markt Unsicherheit darüber, wie der weitere Zinskurs der US-Notenbank Fed aussehen könnte. Laut BlueBay-Anlagechef Mark Dowding dürften niedrigere Zinssätze noch weit entfernt sein.
• Fed kämpft gegen zu hohe Inflation
• Notenbanker uneinig über weiteren Zinskurs
• Weitere geldpolitische Straffung nötig?
Die US-Notenbank hat der hohen Inflation den Kampf angesagt und so setzte die Fed ihre falkenhafte Geldpolitik bis zuletzt fort und hob den Leitzins das elfte Mal in 16 Monaten an. Der Leitzins stieg im Juli um 0,25 Prozentpunkte und liegt nun in einer Spanne zwischen 5,25 und 5,50 Prozent.
Derweil hat der Inflationsdruck in den USA im Juli in der Gesamtrate weiter zugenommen, allerdings nicht so stark wie erwartet. Die Verbraucherpreise stiegen laut US-Arbeitsministerium gegenüber Juni um 0,2 Prozent und lagen um 3,2 Prozent über dem Niveau von Juli 2022 (im Vormonat waren es noch 3,0 Prozent). Derweil stiegen die Kernverbraucherpreise um 0,2 Prozent auf Monats- und um 4,7 Prozent auf Jahressicht (im Vormonat noch 4,8 Prozent).
Daneben ist der von der Fed viel beachtete PCE-Kernindex im Juni überraschend deutlich auf eine Jahresteuerungsrate von 4,1 Prozent gefallen und damit auf den niedrigsten Wert seit September 2021.
US-Notenbanker uneinig über weiteren Zinskurs
Bei der US-Notenbank gehen die Meinungen über den weiteren Zinskurs auseinander. Fed-Chef Jerome Powell erklärte, dass noch keine Entscheidungen über künftige Zinsschritte getroffen worden seien, ließ die Option für weitere Zinserhöhungen jedoch offen. In einer Pressekonferenz nach dem jüngsten Fed-Entscheid verwies er darauf, dass die Teuerung weiterhin über der Zielmarke von zwei Prozent bleibe, die Notenbank jedoch entschlossen sei, sie auf dieses Niveau zu bringen.
Für John Williams, Chef der Federal Reserve Bank von New York, ist es ebenfalls unklar, ob noch weitere Zinsschritte erforderlich sind. Seiner Meinung nach seien die jüngsten Inflationsdaten aber wie erwartet und erhofft ausgefallen, berichtet Reuters unter Berufung auf ein Interview von Williams mit der "New York Times". Bezüglich weiterer Zinsanhebungen verlautete er: "Ich denke, das ist eine offene Frage, ehrlich." Seiner Meinung nach befinde sich die US-Notenbank jedoch bereits ziemlich nahe am Zinsgipfel - und auch Zinssenkungen in der ersten Hälfte 2024 schließe er nicht aus.
Michelle Bowman glaubt dagegen, dass die Zinsschraube weiter angezogen werden muss, um das Inflationsziel zu erreichen, da die Teuerung immer noch zu hoch sei und das Job-Wachstum und andere Indikatoren für die Wirtschaftstätigkeit zeigten, dass die US-Wirtschaft weiterhin moderat wachse, so die Fed-Direktorin, wie Reuters berichtet, laut vorbereiteten Bemerkungen für eine Notenbank-Veranstaltung in Atlanta. "Angesichts dieser Entwicklungen habe ich auf unserer Juli-Sitzung eine Anhebung der Leitzinsen unterstützt, und ich erwarte, dass weitere Erhöhungen wahrscheinlich notwendig sein werden, um die Inflation auf das Ziel zu senken", so Bowman.
Inflation hartnäckiger als erwartet?
Auch Mark Dowding, Anlagechef von BlueBay, glaubt, dass sich die Inflation hartnäckiger halten könnte als bisher erwartet und die US-Notenbank sich daher gezwungen sehen könnte, den Leitzins weiter anzuheben, wie Institutional Money Anfang des Monats berichtete. Allerdings befürchtete Dowding Anfang August noch einen Anstieg der Kernverbraucherpreise um 0,4 Prozent im Juli, auf den Indikatoren wie der Cleveland Fed CPI Nowcast zu diesem Zeitpunkt noch hingewiesen hätten. Dieser hat sich nicht bestätigt: Wie bereits erwähnt, sind die Kernverbraucherpreise auf Monatssicht um 0,2 Prozent gestiegen. Hätten sich diese Daten bestätigt, hätte das Dowding zufolge beunruhigend sein können, da in diesem Fall eine weitere geldpolitische Straffung hätte nötig sein können.
Doch obwohl die US-Verbraucherpreise zuletzt weniger stark als erwartet gestiegen sind, bleibt Dowding Institutional Money zufolge vorsichtig: "Die US-Inflationsdaten dieser Woche bestätigten den Abwärtstrend bei der Teuerung und wurden von den Marktteilnehmern positiv aufgenommen. Allerdings liegt die Inflation weiterhin deutlich über dem Zielwert der US-Notenbank. Der Arbeitsmarkt ist nach wie vor angespannt und das Wachstum erscheint insgesamt robust. Daher sind wir unserer Meinung nach noch weit von niedrigeren Zinssätzen entfernt - auch wenn der Zinserhöhungszyklus nun weitgehend abgeschlossen scheint", so der BlueBay-Anlagechef vergangene Woche.
Zudem haben, wie Institutional Money berichtet, viele Marktteilnehmer im letzten Monat ihr Engagement in Risikoanlagen erhöht und Absicherungen gegen Abwärtsrisiken reduziert. Anleger hätten darauf gehofft, dass der Zinserhöhungszyklus bald abgeschlossen sei und sich die Wirtschaft nicht zu stark verlangsame. Da die Staatsanleiherenditen jedoch gestiegen seien, seien die Positionen unter Druck geraten. Es sei zu einer Schwäche bei Risikoanlagen gekommen, die Aktienkurse seien gefallen und die Spreads hätten sich ausgeweitet. "Wir neigen zu der Annahme, dass sich diese Trends fortsetzen könnten, falls die Entwicklung bei den Staatsanleihen anhält", so Dowding.
Redaktion finanzen.net
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