Europäische Zentralbank hält Leitzins auf Rekordtief
Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat die Leitzinsen wie erwartet unverändert gelassen.
Wie die EZB mitteilte, bleiben der Hauptrefinanzierungssatz, der Spitzenrefinanzierungssatz und der Einlagensatz bei 0,05 Prozent, 0,30 Prozent und minus 0,20 Prozent. Das bedeutet, dass sich die Banken weiterhin so billig wie nie zuvor bei der Zentralbank refinanzieren können, sie der EZB aber andererseits für die Anlage überschüssiger Gelder 0,20 Prozent Zinsen zahlen müssen. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte hatten diese Entscheidung prognostiziert.
Die EZB hat ihre Zinsen im September auf das aktuelle Niveau gesenkt und signalisiert, dass der Tiefpunkt damit erreicht ist. Seitdem hat der Euro von 1,31 auf 1,25 US-Dollar abgewertet. Die EZB hat den Banken außerdem ein erstes von mehreren geplanten Refinanzierungsgeschäften mit vierjähriger Laufzeit angeboten, das jedoch auf keine besonders hohe Nachfrage stieß. Statt der geschätzten 150 Milliarden Euro borgten sich die Banken nur 82,6 Milliarden Euro bei der EZB. Das nächste derartige Geschäft wird am 11. Dezember begeben.
EZB-Präsident Mario Draghi hat angekündigt, dass die EZB ihre Bilanzsumme wieder auf das Volumen von Anfang 2012 bringen will. Dazu müsste sie nach heutigem Stand um etwa 1 Billion Euro vergrößert werden. Zusätzlich zu besagten Refinanzierungsgeschäften wird die EZB ihre Bilanz über den Ankauf von Kreditverbriefungen und Covered Bonds ausweiten.
Viele Beobachter glauben allerdings nicht, dass diese drei Maßnahmen zusammengenommen ausreichen werden, die Bilanz wie angestrebt auszuweiten. Sie spekulieren deshalb, dass die EZB demnächst auch mit dem Ankauf von Unternehmensanleihen beginnen wird.
In der um 14.30 Uhr beginnenden Pressekonferenz wird Draghi hierzu sicherlich Fragen zu beantworten haben. Ein weiters heißes Thema ist die Frage, ob die EZB angesichts der niedrigen Inflation Staatsanleihekäufe ernsthaft in Erwägung zieht. Vor allem Deutschland steht dieser Idee sehr kritisch gegenüber.
(FRANKFURT) Dow Jones Newswires
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