Fed bereitet Umkehr in der Zinspolitik vor
Die Zinswende der US-Notenbank rückt langsam, aber sicher näher.
Bei der Anhörung vor dem US-Kongress hat die Fed-Chefin Janet Yellen jüngst ein weiter niedriges Zinsumfeld signalisiert. Doch sie deutete zugleich an, dass die Zinsen früher steigen könnten, sollte die Erholung in den USA weiter gute Fortschritte machen. Yellen wiederholte ihre frühere Äußerung, wonach eine Zinsstraffung von der wirtschaftlichen Lage und der konjunkturellen Entwicklung abhängt.
Seit der Finanzkrise liegt der Leitzins der Federal Reserve praktisch bei null. Bislang rechnen die meisten Experten erst für Mitte 2015 mit einer ersten Zinserhöhung. Angesichts der zunehmend festeren US-Konjunktur haben die Währungshüter in diesem Jahr bei jeder Sitzung die Käufe von Staats- und Hypothekentiteln um je 10 Milliarden Dollar gedrosselt. Voraussichtlich im Oktober werden die Käufe mit einer letzten Drosselung um 15 Milliarden Dollar auslaufen.
Auch bei der Ratssitzung am Mittwoch dürften die Währungshüter die Käufe um 10 Milliarden auf dann 25 Milliarden Dollar zurückführen. Nach Ansicht der Commerzbank-Ökonomen Bernd Weidensteiner und Christoph Balz hat die Fed ihre Einschätzung zu den Wachstumsmöglichkeiten den Realitäten angepasst: "Derzeit reicht wohl ein Wachstum von rund 2 Prozent, um die Arbeitslosenquote zügig zu senken und das Deflationsgespenst zu verscheuchen. Die Fed dürfte daher die Zinsen früher erhöhen als von den Märkten erwartet."
In den letzten Monaten hat es eine Serie von starken US-Arbeitsmarktdaten gegeben. In den ersten sechs Monaten des Jahres wuchs die Zahl der Beschäftigten durchschnittlich um 230.000 pro Monat. Im Juni war die Arbeitslosenquote auf 6,1 Prozent gefallen, noch im März hatte sie 6,7 Prozent betragen.
Für den Helaba-Experten Patrick Franke hängt "für die Fed die Hürde hoch, etwas an ihrem gerade kommunizierten Fahrplan - Ende des Wertpapierkaufprogramms im Oktober - zu ändern." Dies gelte sowohl für positive wie negative Überraschungen. Der Tenor des Kommuniques werde nicht zuletzt davon abhängen, wie sich die wirtschaftliche Lage nach der jährlichen Revision der Daten zum Bruttoinlandsprodukt darstellt.
Zudem werden die Notenbanker bei ihrer Sitzung weiter über die Ausstiegsstrategie beraten. Es geht vor allem darum, wie die kurzfristigen Zinsen erhöht werden können. Da die Fed im Zuge der Finanzkrise gewaltige Geldmengen in das Finanzsystem gepumpt hat, gibt es die Befürchtung, dass die alten Mechanismen nicht mehr funktionieren. Daher braucht die Fed neue Instrumente.
Seit Ende September experimentiert die Fed mit einer speziellen Art von Rückkaufvereinbarungen, kurz Reverse Repo genannt. Sie leiht sich von Banken, Investmentfonds und Finanzkonzernen auf Tagesbasis Geld aus und hinterlegt dafür Staatsanleihen als Sicherheit. Mit der Prämie, die sie für das Geld zahlt, könnte sie künftig die Zinsen an den Geldmärkten beeinflussen.
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DJG/apo/hab
Von Andreas Plecko
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