EZB: Analysten erwarten erste Anhebung des Einlagenzinses in drei Jahren
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat erstmals die Ergebnisse einer Analystenumfrage zur Entwicklung von Leitzinsen und Anleihekaufprogrammen veröffentlicht.
Daraus geht hervor, dass die Analysten im Vorfeld der Ratssitzung am 10. Juni damit rechneten, dass die EZB ihren Einlagensatz im Mai 2024 zum ersten Mal, und zwar um 10 Basispunkte, anheben wird.
Nicht mehr negativ erwarten sie den Einlagensatz demnach im zweiten Quartal 2025. Für den Hauptrefinanzierungssatz prognostizierten die Analysten eine Anhebung um 25 Basispunkte im Dezember 2024. Eine Minderheit der Analysten (10 Prozent) hielt eine Senkung des Einlagensatzes (im Dezember 2021, um 10 Basispunkte) für denkbar.
Die befragten Analysten äußerten auch ihre Meinung dazu, wo die EZB die Untergrenzen ihrer Leitzinsen sieht: Die des Einlagensatzes bei minus 0,80 (derzeit: minus 0,50) Prozent und die des Hauptrefinanzierungssatzes bei 0,00 (0,00) Prozent.
Ihre unter dem APP-Programm zu erwerbenden Anleihebestände wird die EZB nach Meinung der Beobachter ab Dezember 2023 nicht mehr vergrößern. Anschließend werde sie diese Bestände für acht Monate konstant halten, sagen die Analysten. Nach ihrer Meinung zur Dauer des PEPP-Programms hat die EZB die Analysten nicht befragt, wohl aber zu den voraussichtlichen Volumina. Die Analysten erwarten, dass das PEPP sein Maximalvolumen von 1.829 Milliarden Euro im ersten Quartal 2022 erreichen wird.
Ihr Maximum - 3.498 Milliarden Euro - dürften die über APP und PEPP erworbenen Anleihebestände zusammen demnach im ersten Quartal 2024 erreichen. 2031 soll die EZB davon noch 2.719 Milliarden Euro halten. Aus den Prognosen ergibt sich, dass für das APP unmittelbar nach der erwarteten Beendigung der PEPP-Nettokäufe keine höheren APP-Käufe erwartet werden.
Es wird prognostiziert, dass die EZB das PEPP-Volumen von 1.850 Milliarden Euro nicht voll ausschöpfen und die Nettokäufe im März 2022 beenden wird. Eine Minderheit prognostiziert allerdings eine Aufstockung des PEPP um 125.000 Milliarden.
Die nächste Analystenumfrage findet im Vorfeld der EZB-Ratssitzung am 22. Juli statt, die Ergebnisse werden am Montag danach veröffentlicht.
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)
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