Fallende Zinsen - Warnsignale für eine Rezession?
Niedrige Zinsen mögen zwar für Kredite oder Hypotheken günstig sein, für den Aktienmarkt bedeuten sie aber nichts Gutes. Dies haben eine Reihe von Ökonomen herausgefunden.
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Der niedrige Zins muss nicht zwangsläufig ein Risiko für die Finanzstabilität sein, er kann aber durchaus als ein Warnzeichen betrachtet werden. Branchenkenner aus verschiedenen Finanzinstituten haben erkannt, dass fallende Zinsen ein wichtiges Signal aussenden, das nicht ignoriert werden sollte.
Parallele zwischen Zins- und Aktienmarktentwicklung
Analysten der Schweizer Investmentbank Credit Suisse haben den Zeitraum zwischen dem 24. Dezember und dem 24. Mai analysiert und herausgefunden, dass eine Parallele zwischen den Zinsentwicklungen und dem Aktienmarkt besteht. Wenn man beispielsweise nur die Tage betrachtet, an denen die Zinssätze fielen, könnte man sehen, dass der S&P 500 ebenfalls um acht Prozent abnahm. Zieht man allerdings nur jene Tage in Betracht, an denen die Zinserträge höher ausfielen, verzeichnete auch der S&P ein Plus von 30 Prozent.
Die Studie hat gezeigt, dass besonders Finanz- und Tech-Werte anfällig bei Zinsentwicklungen sind. Wirft man einen Blick auf die Tage, an denen die Zinsen stiegen, so nahmen Finanztitel um 42 Prozent und Tech-Werte um 43 Prozent zu. Wenn die Zinsraten fielen, so verbuchten auch Aktien vor allem aus dem Finanzsektor Verluste von rund 16 Prozent.
Zinsraten ein Barometer für Konjunkturerwartungen
Die zunehmenden Spannungen zwischen Washington und Peking setzen Staatsanleihen immer mehr unter Druck. Derzeit belaufen sich Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit auf einen Zinssatz von rund 2,26 Prozent - der niedrigste seit September 2017 - während er zu Beginn des Monats noch bei 2,55 Prozent lag.
"Zinsraten sind ein Barometer für zukünftige Erwartungen", äußerte Patrick Palfrey, Aktienstratege der Credit Suisse. Daran könne man gut erkennen, worauf Investoren gerade fokussiert sind. "Fallen die Zinsen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der Wirtschaftsausblick [ebenfalls] düster aussieht", so der Branchenkenner. "Wenn wir uns um etwas wie den Handel oder die Wirtschaftskrise sorgen, dann schlägt sich das oft in den fallenden Zinsen nieder".
Weiteres Warnzeichen: Outperformance von zyklischen Werten
Fallende Zinsen und Aktien hat auch der amerikanische Chefökonom Joseph LaVorgna von der französischen Investmentbank Natixis untersucht. Er hat herausgefunden, dass es am Aktienmarkt aktuell ein Warnsignal gebe, das dem aus dem Anleihemarkt ähnele: Defensive Aktien performen besser als zyklische Werte. Letztere zeigen bessere Entwicklungen, wenn ein Wachstumsumfeld herrsche. Läuft es aber mal nicht so gut, griffen Investoren lieber zu defensiven Titeln, die in Wirtschaftskrisen stabile Erträge bieten.
"Die Konzerne mit stärker vorausschauendem Ansatz performen schwächer als jene, die als sicherer Hafen bekannt sind", so LaVorgna. Dies bedeute aber nicht, dass derzeit eine Rezession herrsche, die Märkte zeigten lediglich, dass das Wachstum sich in naher Zukunft langsamer entwickeln wird. Ähnlich sei es auch am Anleihenmarkt, wo sinkende Zinsraten ebenfalls verlangsamte Wirtschaftsentwicklungen prognostizierten.
Doch wie dem auch sei, laut Ed Keon, Chief Investment Stratege der Vermögensverwaltung QMI, gebe es zwar "triftige Gründe zur Besorgnis um die Wirtschaft", aber nicht, um in Panik zu geraten. Er selbst habe laut CNBC weiterhin Geld in Staatsanleihen investiert.
Redaktion finanzen.net
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