Die wichtige Rolle des Zinseszinseffekts
Geduld spielt eine entscheidende Rolle bei der Geldanlage. Ihr Anlagehorizont hat eine große Bedeutung und birgt einen ganz wesentlichen Erfolgsfaktor. Legen Sie frühzeitig genug an, haben Sie viele Jahre Zeit um den Zinseszinseffekt wirken zu lassen.
So wird eine Summe von 10.000 Euro innerhalb von 20 Jahren, angelegt zu einem festen Zinssatz von 5 Prozent, zu 26.533 Euro anwachsen. Ein Sparplan, den Sie monatlich mit nur 25 Euro füttern, wird bei einem Zinssatz von 5 Prozent nach 20 Jahren 10.188 Euro wert sein. Eingezahlt haben Sie hier insgesamt lediglich 6.000 Euro.
Festgeld und Tagesgeld jedoch werfen in der heutigen Zeit der extremen Niedrigzinsen natürlich schon lange keine 5 Prozent mehr ab. Um solche Renditen einzufahren, müssen Sie schon etwas Risiko eingehen. Aber der lange Anlagehorizont spricht dafür, dieses Risiko einzugehen. Mit Krisen und Einbrüchen an den Aktienmärkten werden Sie zu rechnen haben. Aber sie sind verkraftbar.
Innerhalb von 20 Jahren werden die Kursgewinne die Kursverluste mit hoher Sicherheit übersteigen.
Der Deutsche Aktienindex (DAX) zum Beispiel erzielte zwischen 1996 und 2016 eine jährliche Rendite von durchschnittlich 7,1 Prozent - und dies trotz der im Jahr 2001 geplatzten Dotcom-Blase.
Ein im Jahr 2001 gekauftes Wertpapier rentierte erst frühestens fünf Jahre später positiv. Eine lange Durststrecke. Aber selbst eine solch tiefgreifende Krise wie das Platzen der New-Economy-Blase hat Anlegern mit einem weiten Anlagehorizont nicht schaden können. Sie haben die Krise ausgesessen und können sich seit 2006 auch wieder über ordentliche Renditen freuen.
Ähnliches gilt für die Immobilienblase, die nach dem Zusammenbruch der Bank Lehman Brothers platzte. Ein im Jahr 2007 erstandenes Papier aus dem DAX erzielte erst 2013 positive Renditen.
Doch dieses Phänomen der zumeist erfreulich positiven Aktienrenditen bei weitem Anlagehorizont ist nicht auf die deutschen Kapitalmärkte beschränkt. Gleiches lässt sich auch in den USA und den Schwellenländern beobachten.
Auch der Dow Jones wurde in den beiden Finanzkrisen 2000 und 2008 durchgeschüttelt. Doch eine 1994 gekaufte US-amerikanische Aktie aus dem Dow Jones erzielte bis 2014 eine jährliche Rendite von durchschnittlichen 8 Prozent.
Der Schwellenländerindex MSCI Emerging Markets wurde erst im Jahr 1999 begründet. Aber auch er zeigt die gleichen Merkmale. Die Renditen wachsen mit der Geduld des Anlegers. Ein 1999 gekaufter Anteil an einem Unternehmen aus den Schwellenländern rentierte bis 2014 mit durchschnittlich gut 6 Prozent pro Jahr.
Investments in Aktien sind immer riskant. Es gibt keine Rendite ohne eine gewisse Wahrscheinlichkeit des Verlustes oder gar Totalverlustes.
Dennoch stellen Aktien eine wichtige Säule der Vermögensbildung und des Vermögenserhalts dar. Aktien sind Produktiv-Vermögen. Tausende Mitarbeiter arbeiten daran, den Wert des Unternehmens, und damit den Ihrer Aktien, zu steigern. Zudem sind Aktien Realvermögen und damit gegen Inflation und Währungsrisiken recht gut geschützt. Mit Hilfe von Aktien können wir Anleger breit diversifizieren. Wir können mit unserem Vermögen mobil und liquide bleiben.
Ein weiter Anlagehorizont ist entscheidend, um den Zinseszinseffekt optimal ausnutzen zu können. Auf lange Sicht kann bereits ein einziger Prozentpunkt einen Unterschied von mehreren Tausend Euro machen. Je weiter der Horizont, desto stärker wirkt der Zinseszinseffekt.
Das ist ganz ähnlich wie beim Bogenschießen, wo bereits eine minimale Abweichung bei der Positionierung des Bogens den Unterschied zwischen Volltreffer und Fehlschuss bedeutet.
"Der Zinseszinseffekt ist das achte Weltwunder. Wer ihn versteht, verdient daran, alle anderen bezahlen ihn."
- Albert Einstein -
Es gilt: Je früher Sie beispielsweise beginnen für das Alter vorzusorgen, desto besser.
Erstens brauchen Sie Zeit, damit Sie die Schwankungen und die großen Zyklen der Börse aussitzen können. Stellen Sie sich vor, Sie beginnen, zu Anfang einer ausgedehnten Depressionsphase zu investieren. Dann brauchen Sie unter Umständen 10 bis 15 Jahre, bis sich Ihre Strategie auszahlt. Wenn Sie erst 10 oder 15 Jahre vor Eintritt in das Rentenalter anfangen, systematisch zu sparen, leben Sie ständig unter dem Druck, dass sich die Märkte vielleicht nicht so entwickeln, wie Sie sich das vorstellen.
Mit 50 Jahren sollte ein solider Vermögensgrundstock da sein, sonst sollten Sie schleunigst Ihren Lebensstil ändern. Nach einer Umfrage des Allensbach-Instituts kennen immerhin 40 Prozent der Deutschen nicht die Summe, die sie jetzt sparen müssten, um im Alter Ihre Finanzziele und ihre finanzielle Unabhängigkeit zu sichern. Auch die Geldanlage selbst erfolgt oft nicht nach strategischen, langfristigen Gesichtspunkten. Da hat man hier mal einen Tipp aufgegriffen oder dort und hat einen bestimmten Wert aus dem Bauch heraus gekauft. Aber sinnvoll strukturiert ist das Portfolio damit nicht.
Der erfolgreiche Auswahlprozess, die unterbewertete Aktie eines wirklich guten Unternehmens heraus zu filtern, ist ein herausforderndes Unterfangen. Genau dieser Mission widme ich meine volle Konzentration.
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Hinweis/Disclaimer:
Max Otte berät, beziehungsweise Unternehmen, an denen Max Otte beteiligt ist, beraten den PI Global Value Fund (WKN: A0NE9G) und den Max Otte Vermögensbildungsfonds (WKN: A1J3AM). Diese beiden Fonds könnten Positionen in Titeln halten, die in dieser Kolumne genannt sind.
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Prof. Dr. Max Otte ist Herausgeber des PRIVATINVESTOR (www.privatinvestor.de) und Gründer der IFVE Institut für Vermögensentwicklung GmbH. Das Institut analysiert nach der von ihm entwickelten Strategie der Königsanalyse © börsennotierte Unternehmen und setzt sich dafür ein, mit transparenten Informationen Privatanleger bei der Entwicklung nachhaltiger und langfristig ausgerichteter Aktienstrategien zu unterstützen. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.