Bundesbank-Präsident Nagel spricht sich für weitere EZB-Leitzinserhöhungen aus
Bundesbank-Präsident Joachim Nagel hat sich für weitere Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) stark gemacht.
"Die Geldpolitik wirkt derzeit noch nicht inflationsdämpfend, sondern immer noch inflationstreibend", sagte das EZB-Ratsmitglied bei einer Rede anlässlich des Hauptstadtempfangs der Bundesbank. "Es müssen also weitere Schritte auf dem Weg der geldpolitischen Normalisierung folgen. Wie groß die einzelnen Zinsschritte werden und wie weit wir die Zinsen erhöhen, machen wir von den Daten abhängig."
Die EZB hat im September die Leitzinsen um 75 Basispunkte angehoben. Bei der Sitzung im Oktober wird sie die Zinsen voraussichtlich erneut um 75 Basispunkte erhöhen.
Außerdem gelte es, die hohen Anleihebestände in den Blick zu nehmen, sagte Nagel. Mit einem Umfang von fast 5 Billionen Euro übten sie weiterhin einen erheblichen Abwärtsdruck auf die Anleiherenditen im Euroraum aus. "Aus meiner Sicht spricht daher viel dafür, bald nicht mehr alle auslaufenden Anleihen zu ersetzen", meinte Nagel. "Das zusätzliche Straffungssignal würde unsere Entschlossenheit unterstreichen, für eine zeitnahe Rückkehr der Inflation auf das Ziel von mittelfristig 2 Prozent zu sorgen."
Bei einem zu zögerlichen Handeln riskiere die EZB, die Geldpolitik später umso stärker straffen zu müssen, mahnte der Bundesbank-Präsident. "Wenn man geldpolitisch hinter die Kurve gerät, passen sich die mittelfristigen Inflationserwartungen nach oben an. Und das würde das Erreichen von Preisstabilität für die Geldpolitik ungleich schwerer machen", sagte er. "Deshalb wäre es falsch, jetzt weitere Normalisierungsschritte aus Sorge vor einem Abschwung zu verzögern."
FRANKFURT/BERLIN (Dow Jones)
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