Bond-King Jeffrey Gundlach: Die Fed wird die Zinsen nicht noch einmal anheben
Anfgang Mai hat die US-Notenbank Fed den Leitzins erneut um 25 Basispunkte angehoben. Laut Anleihekönig Jeffrey Gundlach dürfte das jedoch vorerst die letzte Zinserhöhung gewesen sein. Doch der Gründer von DoubleLine Capital hatte schon einmal eine Zinspause prognostiziert und lag damit falsch. Hat er dieses Mal recht?
• Gundlach erwartet keine weitere Leitzinserhöhung der Fed
• Fed signalisierte zuletzt mögliche Zinspause - starker US-Arbeitsmarkt könnte dies jedoch vereiteln
• Gundlach ging auch schon für Mai von Zinspause aus
Bei ihrer letzten Zinssitzung Anfang Mai hob die Federal Reserve den US-Leitzins - wie überwiegend am Markt erwartet - um 0,25 Prozentpunkte auf nun 5 bis 5,25 Prozent an. Auch wenn die Zinsschritte in jüngster Vergangenheit kleiner wurde, handelte es sich dabei dennoch um die zehnte Zinserhöhung in Folge. Diese dürfte jedoch die letzte gewesen sein, glaubt Bond-King Jeffrey Gundlach.
Signale stehen auf Zinspause - Gundlach überzeugt
In einem Tweet zeigte sich der milliardenschwere Investor kurz nach dem jüngsten Leitzinsentscheid der US-Währungshüter überzeugt, dass es bei der nächsten Sitzung Mitte Juni zu keiner weiteren Zinserhöhung kommen werde. "Die Fed wird die Zinsen nicht noch einmal anheben", so Gundlach.
The Fed will not raise rates again.
- Jeffrey Gundlach (@TruthGundlach) May 5, 2023
Tatsächlich signalisierte auch die Fed, dass eine Erhöhung des wichtigsten Zinssatzes bei der nächsten Sitzung nicht zwingend bevorstehe. So strich sie eine Passage aus ihrer Erklärung, in der es bislang hieß, dass weitere Zinsanhebungen zu erwarten seien. Fed-Chef Jerome Powell machte bei der Pressekonferenz jedoch deutlich, dass sich die Währungshüter immer an den aktuellen Entwicklungen orientieren würden und auch bereit seien "noch mehr zu tun, falls eine geldpolitische Straffung geboten sein sollte". Er schloss weitere Zinserhöhungen also nicht gänzlich aus.
Tatsächlich könnte auch der nach wie vor starke US-Arbeitsmarkt weitere Leitzinserhöhungen im Kampf gegen die Inflation nötig machen. Denn die höheren Löhne drängen laut dpa-AFX zunehmend in den großen Dienstleistungssektor, wo sie sich verfestigen könnten. "Solange es [auf dem Arbeitsmarkt] keine klaren Anzeichen einer Abkühlung gibt, wird es die Fed wohl vermeiden, das Ende des Zinserhöhungszyklus klar auszurufen oder gar erste Zinssenkungen in Aussicht zu stellen", zitiert die Nachrichtenagentur die Einschätzung von Helaba-Experten.
Wie zuverlässig sind die Prognosen von Jeffrey Gundlach?
Sollten sich Anleger also auf die Einschätzung von Jeffrey Gundlach verlassen und darauf setzen, dass der Zinserhöhungszyklus in den USA sein Ende gefunden hat, oder doch lieber Vorsicht walten lassen? Wie der Investor selbst bereits im März auf Twitter sagte, liege er mit seinen Einschätzungen in 30 Prozent der Fälle falsch. Das ergäbe allerdings immer noch eine beeindruckende Erfolgsquote von 70 Prozent.
I predict the Federal Reserve will be cutting rates substantially soon.
- Jeffrey Gundlach (@TruthGundlach) March 24, 2023
I am wrong about 30% of the time so factor that into any decision making.
Im gleichen Tweet prognostizierte Gundlach jedoch auch, dass die Fed die Zinsen bald erheblich senken werde. Welcher Zeitraum für ihn dabei noch unter "bald" fällt, erläuterte er nicht näher. Allgemein wird am Markt davon ausgegangen, dass die US-Notenbank frühestens zum Jahresende die ersten Zinssenkungen vornehmen wird, und Gundlach sagte im Mai in einem Interview mit "CNBC", dass auch er zum Jahresende mit einer Reduzierung des Leitzins rechne. Bei der nächsten Zinssitzung im Juni sei das jedoch noch nicht in Sicht.
Dürfte er mit seiner Vorhersage einer Zinspause also richtig liegen? Eine ähnliche Prognose hatte der Anleihe-Profi auch schon vor dem Leitzinsentscheid der Notenbank im März getroffen. Damals sagte er gegenüber "CNBC", dass er beim März-Leitzinsentscheid eine Anhebung um 25 Basispunkte für wahrscheinlich halte, es danach aber eine Pause geben dürfte. "Ich würde denken, dass das die letzte Erhöhung wäre", so Gundlach damals gegenüber dem US-Sender. Als Grund nannte er die Turbulenzen bei den US-Regionalbanken. Wie sich inzwischen allerdings gezeigt hat, haben diese die Fed nicht davon abgehalten, die Zinsschraube im Mai weiter anzuziehen. Gundlach lag mit seiner Vorhersage also falsch.
Gegenüber "CNBC" kritisierte er dann im Mai auch das Verhalten der Fed. "Ich denke, ich würde sie einen Fehler nennen", kommentierte er die jüngste Zinserhöhung auf Nachfrage des Moderators. Seiner Meinung nach hätte die Fed lieber nichts machen sollen, so Gundlach - zumal sich die Turbulenzen bei den US-Regionalbanken erst legen würden, wenn es zu Zinssenkungen komme. Er schränkte allerdings ein, dass es sich bei einer Erhöhung um 25 Basispunkte um einen so kleinen Schritt handle, dass dieser angesichts der aktuellen Höhe des Leitzins kaum ins Gewicht falle.
Ob die Fed bei ihrer nächsten Sitzung auch "einen Fehler" begehen und die Leitzinsen weiter erhöhen wird, oder ob Jeffrey Gundlach dieses Mal mit seiner Prognose recht behalten wird, wird sich am 14. Juni zeigen.
Redaktion finanzen.net
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