Inflation weiter erhöht: Steht die Fed vor dem größten Zinsschritt in 40 Jahren?
Mit Spannung warten Anleger auf die Zinsentscheidung der US-Notenbank in dieser Woche. Dass die Leitzinsen erneut steigen werden, gilt als ausgemachte Sache. Wie groß der Zinsschritt sein wird, ist aber noch offen.
• Aktuelle US-Inflationsdaten sorgten für Verunsicherung
• Nomura erwartet deutlichen Zinsschritt der Fed
• Zinsentscheid am Mittwoch
Die jüngsten Inflationszahlen aus den USA hatten für Ernüchterung gesorgt: Anders als erwartet ließ der Inflationsdruck im Land nur leicht nach, die Jahresinflationsrate lag bei 8,3 Prozent nach 8,5 Prozent im Vormonat. Volkswirte hatten zuvor einen deutlicheren Inflationsrückgang erwartet und rechneten mit einer niedrigeren Rate von 8,1 Prozent.
Besonders enttäuscht zeigten sich Wirtschaftsexperten und Anleger von der Entwicklung der Kernrate. Die Kernverbraucherpreise (ohne Energie und Lebensmittel) stiegen um 0,6 Prozent auf Monats- und um 6,3 (5,9) Prozent auf Jahressicht. Die befragten Ökonomen hatten Raten von 0,3 und 6,0 Prozent erwartet.
Für die US-Notenbank Federal Reserve bedeutet diese Entwicklung zusätzlichen Druck. Die US-Währungshüter haben zur Bekämpfung der Inflation bereits vor Monaten eine Zinswende eingeleitet und die Leitzinsen für die USA diverse Male angehoben - bislang aber offenbar ohne den erhofften durchschlagenden Erfolg an der Inflationsfront.
Kommt jetzt der Mega-Zinsschritt?
Die kommende Sitzung des Federal Open Market Committee am Mittwoch wird vor diesem Hintergrund mit Spannung erwartet. Marktbeobachter und Experten gehen einhellig davon aus, dass die US-Notenbank keine Pause in ihrer geldpolitischen Straffung einlegen und den Leitzins ein weiteres Mal anheben wird.
Analysten von Nomura rechnen sogar damit, dass die Notenbanker den größten Zinsschritt seit rund 40 Jahren beschließen könnten. In einer Research-Note der Investmentbank, aus der Reuters zitiert, prognostizieren die Ökonomen, dass der Leitzins auf der kommenden Sitzung um einen vollen Prozentpunkt angehoben werden könnte. Die Experten verwiesen bei dieser Einschätzung auf weitere Inflationsrisiken. Darüber hinaus hoben die Analysten ihre Prognose für den Leitzins bis Februar 2023 um 50 Basispunkte an und rechnen nun mit einem Wert von 4,50 bis 4,75 Prozent.
"Seit einiger Zeit weisen wir auf das Entstehen einer Lohn-Preis-Spirale und zunehmend unverankerte Inflationserwartungen als Faktoren hin, die die Inflation länger anhaltend hoch halten könnten und eine energischere Reaktion der Fed erfordern", zitiert Reuters aus dem Bericht. "Angesichts der jüngsten Daten glauben wir, dass sich diese Risiken durch eine höhere gemessene Inflation bei einer breiten Palette von Waren und Dienstleistungen zu verwirklichen beginnen."
Noch vor rund vier Wochen hatte der Chef der Fed-Filiale von St. Louis, James Bullard, für die Zentralbanksitzung im September einen Zinsanstieg um 0,75 Prozentpunkte in Aussicht gestellt. Auch am Markt war man vor Veröffentlichung der jüngsten US-Inflationsdaten von einem Zinsschritt in entsprechender Höhe ausgegangen. Ob sich die Notenbanker angesichts der aktuellen Entwicklungen an der Verbraucherpreisfront zu einer deutlicheren Zinsanhebung durchringen werden, wird am Mittwochabend bekannt gegeben.
Redaktion finanzen.net
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