Bank of England bleibt in Warteposition
Die britische Zentralbank bleibt in der Rolle des Beobachters und wartet ab, ob die Strategie des lockeren Geldes bald Früchte trägt.
Bei der letzten Sitzung unter der Leitung von Gouverneur Mervyn King beschloss der Rat, den Leitzins wie auch das milliardenschwere Kaufprogramm für Staatsanleihen unverändert zu lassen. Das Zielvolumen des Kaufprogramms der Bank of England (BoE) liegt damit weiter bei 375 Milliarden Britischen Pfund. Der Leitzins, zu dem sich die Geschäftsbanken bei der Notenbank refinanzieren können, verharrt auf dem Rekordtief von 0,50 Prozent.
Die Beschlüsse waren von geldpolitischen Beobachtern allgemein erwartet worden, nachdem sich die Konjunkturaussichten für Großbritannien zuletzt aufgehellt haben. Die BoE hat ihre Bilanz in Kings nun zu Ende gehender Amtsperiode so stark wie kaum eine andere Zentralbank ausgedehnt, doch seit Oktober 2012 wächst die Bilanz nicht mehr, sondern wird nur noch konstant gehalten.
King, dem vorgeworfen wurde, auf die Finanzkrise zunächst zu zögerlich reagiert zu haben, tritt nach zehn Jahren an der Spitze der BoE ab. Nachfolger wird der mit viel Vorschusslorbeeren ausgestattete, bisherige Gouverneur der Bank of Canada. Mark Carney gilt als Anhänger unorthodoxer Beschlüsse und wird im Juli das Zepter an der Threadneedle Street übernehmen.
Nachdem Großbritannien lange Zeit in einem Dilemma aus hoher Inflation und schwacher Wirtschaft gefangen war, scheint sich die Konjunktur in jüngster Zeit etwas stabilisiert zu haben. Im ersten Quartal hatte Großbritannien eine erneute Rezession vermieden; es drohte der dritte Rückfall in eine Rezession seit dem Ausbruch der Finanzkrise vor fünf Jahren. Die britischen Dienstleister, die den wichtigsten Teil der Wirtschaft ausmachen, haben im Mai einen kräftigen Wachstumsschub erhalten. Es gibt also Hoffnung auf ein anziehendes Wachstum in nächster Zeit.
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