Türkische Notenbank kämpft gegen schwache Lira und hebt Zins an
Die türkische Notenbank stemmt sich gegen die Talfahrt der Landeswährung Lira und die hohe Inflation.
Einer ihrer Leitzinsen - der Spätausleihungssatz - werde von 13,5 Prozent auf 16,5 Prozent angehoben, teilte die Zentralbank am Mittwoch in Ankara überraschend mit. Ihre anderen beiden Leitzinssätze, den Übernachtsatz und den Satz für einwöchige Ausleihungen, beließ die Zentralbank unverändert bei 9,25 beziehungsweise 8,0 Prozent.
Es handelte sich um eine außerordentliche Sitzung, nachdem die türkische Lira am Mittwoch erneut stark unter Druck geraten war. Die Notenbank begründete die Entscheidung mit der hohen Inflation. Mit höheren Zinsen wolle man für Preisstabilität sorgen. Man sei künftig bereit, alle zur Verfügung stehenden Instrumente falls nötig zu nutzen. Vor allem die immer schwächere Lira hatte zuletzt Einfuhren verteuert und so die Inflation nach oben getrieben. Die nächste reguläre Notenbanksitzung steht am 7. Juni an.
Unterstützung erhielt die Notenbank durch den türkischen Vizepremierminister Mehmet Simsek, der sich auf dem Kurznachrichtendienst Twitter äußerte. "Es ist an der Zeit, die geldpolitische Glaubwürdigkeit wieder herzustellen", so Simsek. Die Türkei stehe zu Wirtschaftsreformen und haushaltspolitischer Disziplin. Die Aussagen sind bemerkenswert, weil sich Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan in der Vergangenheit mehrfach für niedrigere Leitzinsen ausgesprochen hatte. Erdogan, der unlängst Neuwahlen im Juni ausgerufen hat, erhofft sich dadurch eine zusätzliche Stärkung des Wirtschaftswachstums. Er stellte sogar die Behauptung auf, dass hohe Zinsen die Inflation anfeuern würden - eine Haltung, die der gängigen ökonomischen Lehre widerspricht.
Die türkische Lira profitierte von der Entscheidung der Notenbank und machte ihre deutlichen Tagesverluste mehr als wett. Am Abend mussten für einen Dollar 4,6054 Lira bezahlt werden. Am Morgen war der Dollar noch auf einen Rekordstand von 4,9253 Lira gestiegen. Auch zum Euro erholte sich die Lira etwas. Seit Beginn des Jahres hat die türkische Währung zum Euro allerdings rund ein Viertel ihres Wertes verloren. Commerzbank-Experte Ulrich Leuchtmann sieht in dem jüngsten Kursverfall ein "deutliches Symptom einer Währungskrise".
ANKARA/FRANKFURT (dpa-AFX)
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