Wirtschaftsexperte: Die Fed wird mit einer Zinssenkung die Rezession schlimmer machen
Zinsfantasie hat der Wall Street in den letzten Tagen zu neuen Rekordhochs verholfen. Doch ein Volkswirt warnt, dass eine Zinssenkung seitens der Fed ein "großer Fehler" sein würde - mit hohen Kosten für die Gesellschaft.
US-Notenbankchef Jerome Powell hatte zuletzt eine Lockerung der Geldpolitik signalisiert und damit für Euphorie an den Märkten gesorgt: "Die Unsicherheit um Handelskonflikte und Sorgen um die Weltwirtschaft lasteten zuletzt auf dem Ausblick für die US-Wirtschaft", sagte Powell vor Vertretern des US-Repräsentantenhauses.
Nach dieser Erklärung gilt es an den Märkten als ausgemachte Sache, dass die US-Notenbank bei ihrer nächsten Sitzung Ende Juli den Leitzins senken wird. Die einzige Frage, die sich Investoren derzeit stellen, ist, ob es eine Senkung um 25 oder gar um 50 Basispunkte geben wird. Derzeit liegt die Zinsspanne bei 2,25 bis 2,5 Prozent.
Sinkende Kredit-Qualität
Doch während sich US-Präsident Donald Trump darüber freuen dürfte, dass die Fed endlich, wie von ihm gefordert, das Zinsniveau senkt, gibt es auch kritische Stimmen zu einer solch taubenhaften Geldpolitik. Zu denen, die sich Sorgen machen, gehört laut "MarketWatch" auch Steve Ricchiuto. Laut dem obersten US-Volkswirt von Mizuho Americas wäre eine Senkung des ohnehin schon niedrigen Leitzinssatzes "ein großer Fehler".
Der Experte argumentiert, dass die anhaltend niedrige Inflationsrate eigentlich schon seit Jahrzehnten nicht mehr das größte Schreckgespenst der US-Notenbank sei. Vielmehr seien die Qualität der vergebenen Kredite sowie die Gesundheit der Finanzinstitute das bedeutendste Problem. Dazu verweist er auf die drei letzten Rezessionen von 1990-91, 2000-2001 und 2007-2009. Diese seien von Kreditblasen ausgelöst worden, welche die Währungshüter durch eine laxe Geldpolitik unbeabsichtigt mit verschuldet hätten.
Nun stehe die Fed kurz davor, diesen Fehler zu wiederholen. So würde eine Zinssenkung dazu führen, dass "Kreditnehmer unerwünschte Risiken eingehen und damit die nächste Rezession verstärken". Dies wiederum würde "die Kosten für die Gesellschaft unnötig erhöhen", so Ricchiuto in einer Mitteilung an die Kunden seiner Bank.
Rezessionen werden immer schlimmer
Steve Ricchiuto wies zudem darauf hin, dass in der historischen Betrachtung die Rezessionen zunehmend schlimmer ausfielen und dass es außerdem immer länger dauerte, bis sich die Wirtschaft wieder davon erholen konnte. So hätte es beispielsweise nach dem Abschwung 2007-2009 ganze fünf Jahre gedauert, bis sich wieder so etwas wie Normalität eingestellt habe - viel länger als nach vorangegangenen Schwächephasen.
Die Währungshüter würden einfach nicht erkennen, welch starken Einfluss Kreditentscheidungen auf die langfristige Wirtschaftsentwicklung hätten, beklagte Steve Ricchiuto.
Redaktion finanzen.net
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