US-Notenbank Fed tastet Leitzins nicht an und warnt vor beispiellosem Konjunktureinbruch
Die US-Notenbank Federal Reserve hält in der Corona-Krise an ihrem Kurs zunächst fest.
Wie die Fed am Mittwoch nach ihrer zweitägigen Zinssitzung in Washington mitteilte, liegt ihr Leitzins unverändert in einer Spanne von null bis 0,25 Prozent. Auf dieses Niveau hatten ihn die Notenbanker in zwei großen Schritten reduziert. Anfang März, bevor der Virus die USA übermannte, hatte der Leitzins noch wesentlich höher zwischen 1,5 und 1,75 Prozent gelegen. Analysten hatten mit einem unveränderten Krisenkurs gerechnet.
Die Fed werde den vollen Umfang ihrer Geldpolitik nutzen, um die US-Wirtschaft "in diesen herausfordernden Zeiten" zu unterstützen, teilte die Zentralbank mit. Es sei davon auszugehen, dass der Leitzins so lange an der Nulllinie bleibe, bis die Wirtschaft die Folgen der Corona-Krise überstanden habe.
Die Virus-Krise verursache enormes menschliches und ökonomisches Elend, sowohl in den USA als auch auf der ganzen Welt, teilte die Notenbank weiter mit. Das Virus und die Maßnahmen zu seiner Eindämmung führten zu einem starken Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität und hohen Arbeitsplatzverlusten. Zugleich hielten die schwächere Nachfrage und der niedrigere Ölpreise die Inflation niedrig.
Notenbankchef Jerome Powell sagte nach der Zinsentscheidung, voraussichtlich werde die Wirtschaft im zweiten Quartal in beispiellosem Tempo einbrechen. Im ersten Quartal war die Wirtschaft bereits um annualisiert 4,8 Prozent geschrumpft, wie aus Regierungszahlen vom Mittwoch hervorgeht. Das war der stärkste Einbruch seit der globalen Finanzkrise 2008. Fachleute erwarten für das zweite Quartal eine wesentlich stärkere Schrumpfung.
Powell sagte, es sei derzeit essentiell, den Kreditfluss in die Wirtschaft aufrecht zu erhalten und den wirtschaftlichen Schaden des Virus-Ausbruchs zu begrenzen. Zum jetzigen Zeitpunkt sei die Ausrichtung der Geldpolitik angemessen. Es sei allerdings unklar, wie lange der wirtschaftliche Abschwung anhalte. Das Virus habe die US-Wirtschaft abrupt zu einem Halt gebracht. Voraussichtlich müssten die Fed und der Kongress künftig noch mehr tun, um die Wirtschaft zu stützen, sagte der Notenbankchef.
Powell wies auf zahlreiche wirtschaftliche Risiken hin, die von der gegenwärtigen Krise ausgingen. So sei unklar, wie lange es dauere, den Ausbruch des Virus unter Kontrolle zu bringen, ob es mehrere Wellen von Ausbrüchen gebe und wann Heil- oder Impfmittel verfügbar seien. Darüber hinaus bestünden längerfristige Risiken wie der Verlust von Fähigkeiten auf Seiten der Arbeitnehmer infolge längerer Arbeitslosigkeit oder unverschuldete Insolvenzen von grundsätzlich gesunden Unternehmen.
Die Fed hat ihre Geldpolitik seit Krisenausbruch in einem Ausmaß gelockert, das alle bisher ergriffenen Kriseneinsätze übersteigt. Besonders deutlich wird dies an der Bilanzsumme der Fed, die in den vergangenen Wochen förmlich explodiert ist. Dies ist Folge einer Vielzahl von Maßnahmen, darunter unbegrenzte Käufe von Staatsanleihen und mehrere Kreditprogramme für Unternehmen und Verbraucher.
WASHINGTON (dpa-AFX)
Weitere News
Bildquellen: Mesut Dogan / Shutterstock.com, tlegend / Shutterstock.com